Dieses eine Versprechen

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Da einige von euch einen zweiten Teil zu 'Diese eine Lüge' wollten, dachte ich mir, wenn mir etwas einfällt, dann schreibe ich einen. Und wie es der Zufall so will, ist mir heute etwas eingefallen.
Viel Spaß ;)

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Wieso sprach er denn nicht mit ihr? Er ignorierte sie einfach. Schon seit Tagen. Und es brach ihr das Herz. Genauso, wie auch sie ihm das Herz gebrochen hatte. Sie wusste es und sie schämte sich dafür.
Sie hatte ihn angelogen. Es war das erste Mal, dass sie ihm die Wahrheit verschwiegen hatte. Sie wollte das doch alles garnicht. Aber was hätte sie denn tun sollen. Es war nun einmal so gekommen, wie es gekommen war.

Astrid saß im Schneidersitz in ihrer Hütte auf dem Bett und dachte über die ganze Sache nach. Ihre Hände spielten mit dem Griff ihrer Axt. Diese Axt hatte Hicks ihr geschenkt, als ihre alte zu klein geworden war. Wenn sie jetzt eine Neue brauchte, würde er ihr wohl keine schenken, denn sie hatte ihn angelogen.

Wieso hatte sie es ihm nicht gesagt? Es wäre alles besser, wenn sie es getan hätte. Dann würde er sie jetzt nicht ignorieren. Er würde mit ihr reden. Er würde mit ihr Zeit verbringen.

Sie vermisste seine Nähe. Bei ihm fühlte sie sich geborgen. Ohne ihn war sie verwundbar, wie eine Maus, die von einem Adler gejagt wurde. Leichte Beute. Leichte Beute für all diese Gefühle.

Angst. Angst nicht wahrgenommen zu werden. Er hatte ihr immer Aufmerksamkeit geschenkt. Er war immer für sie da gewesen. Und sie? Sie hatte ihn belogen. Sie hatte ihm die Wahrheit verschwiegen. Sie hatte das Vertrauen zwischen ihnen zerbrochen.

Still stand Astrid auf, legte die Axt zur Seite und machte sich, durch die Dunkelheit, auf den Weg zu Hicks' Hütte.

Sie wusste nicht genau, was sie machen würde, wenn er zu Hause war, doch sie hielt es nicht mehr länger ohne ihn aus. Sie brauchte ihn. Hicks, ihren besten Freund.

Mit zitternder Hand klopfte sie an seine Tür.

"Geh weg! Ich will alleine sein."

Diese Worte verpassten Astrids Herz einen schmerzhaften Stich. Einige Tränen bildeten sich in ihren Augen und rollten ihre Wangen hinunter. Mit bebender Stimme sprach sie: "H- Hicks?"

"Astrid? Bitte geh. Ich möchte alleine sein."

"A-Aber-"

"Kein 'Aber'. Bitte, geh einfach wieder."

"Hicks, bitte. Ich möchte mit dir reden", flehte sie ihn an, die Hand noch immer auf seiner Tür.

"Ich aber nicht mit dir", ertönte seine Stimme von innerhalb der Hütte und sie zuckte bei dem harschen Tonfall zusammen.

Als sie seine Worte begriff, flossen nur noch mehr Tränen über ihr Gesicht und plötzlich war es ihr egal, was er dachte. Sie würde ihn schon wieder zu Vernunft bringen können.
Ihre Hand griff nach der Tür, öffnete sie und Astrid trat ein.
"Ich hab doch gesagt, du sollst draußen blei-", fing Hicks, mit dem Rücken zu ihr gewandt, zu sprechen an, während er sich umdrehte. Als er jedoch Astrids tränenüberströmtes Gesicht erblickte, brach er mitten im Satz ab. Die Wut in seinem Körper wich Sorge. Sorge um Astrid, seiner besten Freundin.

"Astrid...", er kam mit einigen langsamen Schritten auf sie zu, doch blieb weit genug von ihr entfernt stehen, um außerhalb ihrer Reichweite zu sein.

"Hicks, es tut mir so leid. Ich hätte dich niemals anlügen sollen. Wenn ich es rückgängig machen könnte, dann würde ich die Chance nutzen. Es tut mir leid. Bitte, vergib mir", flehte sie ihn an, "Bitte. Ich brauche dich. Du fehlst mir."

Sie sah ihn an. Durch die Tränen in ihren Augen, war ihre Sicht verschwommen. Nur unklar konnte sie den Drachenreiter vor ihr erkennen. Er sagte nichts, doch er schien nachzudenken. Sie wollte es noch einmal versuchen: "Bitte, Hicks. Verzeih mir. Es tut mir so leid. Ich werde es nicht erneut tun."

Er trat noch ein paar Schritte näher an sie heran, bis er genau vor ihr stand. Sie senkte ihren Kopf und machte sich auf das Schlimmste, eine Zurückweisung, gefasst. Die Zeit verging, doch nichts geschah. Astrid wusste nicht was dies bedeutete. Was sollte sie tun? Doch plötzlich spürte sie eine warme Hand auf ihrem Kinn. Sanft hob er ihr Kinn an, bis sie ihm in die Augen sah. Sofort verlor sie sich in den Tiefen seiner einzigartigen Augen, die, durch das Kerzenlicht im Raum, schimmerten.

Ein leichtes Lächeln war auf seinen Lippen zu erkennen. In einer schnellen Bewegung, hatte er sie an sich gedrückt und in eine feste Umarmung geschlossen. Leise flüsterte er ihr ins Ohr: "Ich verzeihe dir. Ich war nur etwas verletzt, als ich erfahren habe, dass du mich belogen hast. Bitte versprich mir, dass du soetwas nie wieder machst."

Astrid umschloss Hicks mit ihren Armen. Sie war froh, dass er ihr vergeben hatte. Es tat gut, wieder in seiner Nähe zu sein. Sie schwor sich ihn nie wieder anzulügen.

"Versprochen."

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