"Danke!" sagte ich lächelnd und lief auf ihn zu. Mir war das ja nicht so wichtig, aber ich freute mich gerade wirklich für May und wenn sie glücklich war, war ich es auch.

Es war zwar etwas ungünstig,  da David immer noch saß, aber dennoch umarmte ich ihn kurz.

Es war angenehm, da er warm war und das nicht, weil er Sport gemacht hatte, sondern einfach seine normale Körperwärme. Außerdem konnte ich nicht leugnen, dass er gut roch und meine Wangen erhitzen, als ich seine Muskeln durch die Umarmung spürte.

Dennoch ließ ich ihn ziemlich schnell wieder los und entfernte mich einen Schritt von ihm.

Die Umarmung war eher einseitig ausgefallen. Entweder wollte mich David nicht umarmen oder er war zu überrascht davon, dass er in den fünf Sekunden, in denen ich meine Arme um seinen Rücken geschlungen hatte, nicht mal reagieren konnte. Beides wäre meiner Meinung nach eine plausible Erklärung. Ich tippte zwar eher auf das erste, fände das zweite aber irgendwie besser, denn auch wenn wir uns nicht ausstehen konnten und ich das zwischen uns häufig als Hass bezeichnete, wusste ich sehr genau, dass das kein Hass war. Manchmal, wie vorher bei der Extra-Sport-Stunde, war ich froh über seine Anwesenheit und auch wenn seine Sprüche blöd waren, brachten sie mich des Öfteren zum Grinsen.

"Wenn du mich nochmal so stürmisch umarmst und am besten noch deine Beine um mich schlingst, musst du mir doch noch einen Gefallen tun, weil ich nicht mit einer Latte rumlaufen will."

Ich wurde augenblicklich rot, woraufhin David leise lachte.

"Mach dir keine sorgen, so schnell ging's bei mir dann doch noch nie. Aber einen Gefallen musst du mir trotzdem tun." beruhigte er mich zu meiner Erleichterung, aber die rötliche Farbe wich meinem Gesicht noch nicht.

"Was für einen Gefallen?" fragte ich ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue.

"Hmm... Du könntest für mich strippen oder wir spielen irgendwas und jede Runde muss der Verlierer ein Kleidungsstück ausziehen." schlug er vor und ich verzog mein Gesicht.

"Also nur so, aber ich kann nicht strippen. Ich kann mich vielleicht ausziehen, aber dass würde dann alles andere als gut, verführerisch oder so aussehen. Und zu deiner nächsten Idee; Ich will dich nicht ohne Klamotten sehen und du darfst mich auch nicht halbnackt sehen. Außerdem kannst du dann Gift darauf nehmen, dass ich sechs Paar Socken, Handschuhe, Mütze, Schal, viele Unterhemden und Unterhosen und so weiter anziehe, sodass du der erste bist, der nackt ist und da kann ich einfach weggucken. Davon hast du dann gar nichts, also zieh deine Vorschläge mal schön wieder zurück." Für meine Verklemmtheit ging ich ziemlich ins Detail, aber das bemerkte ich nicht mal. Irgendwie musste ich ihm ja davon abraten.

"Was schlägst du denn vor?" fragte er mich und grinste schief.

"Ich könnte dir was kochen?" schlug ich vor, da mir nichts Besseres einfiel.

"Wir backen was zusammen, ja? Einen Kuchen. Und du musst mir immer sagen wann ich will, dass ich der heißeste Mann bin, den es gibt." sagte er. Ich sah ihn etwas gequält an.

"Das Kuchen backen geht ihn Ordnung." stimmte ich zu. Ich sah darin nichts, was komisch werden könnte, was untypisch für ihn war. Aber es war auf jeden Fall um Welten harmloser und besser als dieses Strip-Zeug. "Und wenn schon, dann der heißeste Junge." meinte ich und streckte ihm die Zunge raus.

"In wenigen Monaten bin ich achtzehn, also Mann!" widersprach er mir. "Wenn du es nicht machst, lass ich Jake morgen Abend nicht mit auf die Party."

"Das ist Erpressung!" jammerte ich. "Meinetwegen, aber ich sag das höchstens einmal am Tag und du kannst mir nicht vorschreiben, wie laut ich das sage." schob ich schließlich ein. Was man nicht alles für seine Freunde tat. May schuldete mir wirklich was!

"Na gut, aber du musst es so laut sagen, dass es zumindest ich höre und es muss wenigstens halbwegs überzeugend klingen." meinte er grinsend.

"Also gut, sag es." befahl er mir.

"Du bist der heißeste Mann im ganzen Universum!" trällerte ich zuckersüß.

"Für den Anfang nicht schlecht, aber du kannst das daheim vor dem Spiegel ja nochmal üben." sagte David frech, stand auf und ging zur Tür, die er mir sogar aufhielt.

Gemeinsam verließen wir das Schulgebäude und David begleitete mich noch bis zur Trennung unserer Wege. Bis jetzt hatten wir kein einziges Wort auf dem ganzen Weg miteinander gewechselt.

"Gute Nacht!" meinte David leise und sah zu mir.

"Dir auch." murmelte ich zurück und ging dann noch das kurze Stück bis zu unserem Haus alleine. Es war  bereits dunkel draußen, aber ich merkte genau, wie David mir noch hinterher sah, bis ich die Straße entlang gegangen war und dann aus seinem Blickfeld verschwand. Es war schon irgendwie süß, nicht jeder begleitete ein Mädchen fast bis ganz nach Hause und achtete darauf, dass sie sicher ankam.

My Best Friends BrotherWhere stories live. Discover now