10. Nur ein Auftrag

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Washington D.C.


Anscheinend war Fury beschäftigt, denn anstatt zu seinem Büro geführt zu werden, wie ich ursprünglich gedacht hatte, setzte der Quinjet mich am Triskelion ab und ich wurde in die Tiefgarage geschickt, wo ein schwarzer SUV auf mich wartete. Aber das war nicht das einzige, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Der Fahrer entpuppte sich als Clint Barton, bei den Avengers auch bekannt als Hawkeye. Lässig lehnte er mit dem Rücken an der Fahrertür, ein lockeres Grinsen im Gesicht. Er trug eine schwarze Uniform, deren Jache ärmellos war und den Blick auf seinen Bizeps freigab.

"Ich muss schon sagen", setzte er an und stieß sich von dem Wagen ab. "Die Ähnlichkeit ist verblüffend."

"Das nehme ich als Kompliment an", erwiderte ich, zog die Tür des Kofferraums auf und warf die Tasche mit der Uniform ins Auto.

Währenddessen war Clint um den Wagen herum gegangen und hatte die Beifahrertür für mich geöffnet. Mit einem leisen 'Danke' stieg ich ein.

"Warum werde ich ausgerechnet von einem Avenger nach Hause gefahren?", hinterfragte ich und warf ihm einen Blick aus dem Augenwinkel zu, nachdem ich den Sicherheitsgurt angelegt hatte.

Clint schwieg. Er legte den Rückwärtsgang ein, parkte den Wagen aus und fuhr durch das Tor hinaus auf die Brücke, die das Triskelion mit dem Verkehr der Stadt verband. Seine Augen hafteten auf der Straße, hin und wieder zuckten sie zum Rückspiegel als prüfte er, ob jemand uns folgte.

"Werde ich jemals eine Antwort auf die Frage bekommen?"

"Auf welche Frage?"

"Sie wissen genaue, welche Frage ich meine."

"Ganz sicher?"

"Dieser Trick funktioniert bei mir nicht. Ich weiß, dass Sie meiner Frage ausweichen."

"Welcher Trick denn?"

Ich seufzte und richteten stattdessen meinen Blick aus dem Fenster auf der Beifahrerseite. Ich war mir sicher, Fury hatte Barton mit meinem Schutz beauftragt, solange mein Vater auf einer Mission war. Sicherlich wurden die Avengers in ihrer 'Freizeit' nicht eingesetzt, um Leute durch die Gegend zu kutschieren. Wahrscheinlich wollte Fury bloß nicht, dass jemand davon Wind bekam, dass ich unter dem Schutz eines Avengers stand - besonders bei Alexander Pierce würde das veheerende Folgen haben, denn dann wäre ihm klar, dass ich HYDRA nicht beitreten würde und dann schwebte Steve in Lebensgefahr. Das bestätigte meine Annahme, dass Fury etwas ahnte. Es ging hierbei um mehr als nur den Winter Soldier.

"Sie können Fury ausrichten, ich brauche keinen Babysitter", teilte ich Barton mit. "Ich wurde zu einer Assassine ausgebildet. Ich brauche keinen Aufpasser."

"Er scheint da anderer Meinung zu sein", entgegnete Clint und der SUV hielt an einer roten Ampel. Erneut wanderten seine Augen zum Rückspiegel, dann zum Seitenspiegel und letztlich zu mir. Er musterte mich eindringlich. "Und ich kann ihm da nur zustimmen, wenn man bedenkt, dass Sie das Ziel eines Auftragsmörders sind."

"Winter Soldier", verbesserte ich ihn und kniff die Augen zusammen. "Sie können ihn ruhig beim Namen nennen. Ich habe elf Jahre in seiner Gegenwart verbracht. Wenn jemand mit ihm fertig wird, dann ja wohl ich."

Der Gedanke an Winter machte mich nervös. Ich folgte Clints Beispiel und blickte in den Seitenspiegel, um mich zu vergewissern, niemand würde uns folgen. Das war naiv von mir. Alexander Pierce hatte bereits erwähnt, HYDRA würde mich rund um die Uhr überwachen. Es war folglich kein Geheimnis, wo ich wohnte oder dass ein Avenger mein neuer Aufpasser war.

𝐓𝐇𝐄 𝐏𝐑𝐈𝐙𝐄 𝐎𝐅 𝐅𝐑𝐄𝐄𝐃𝐎𝐌 | 𝗠𝗮𝗿𝘃𝗲𝗹Where stories live. Discover now