Kapitel 11

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"Jin, wie wäre es denn damit?", fragte mich Hoseok und gab mir den schon gefühlten sechsten Anzug. Wieso habe ich das getan und zugestimmt? Genervt sah ich ihn an. Der Anzug sah genau, wie alle anderen zuvor, aus. Er soll sich einfach einen für sich und mich aussuchen, damit wir endlich abhauen können. "Wenn dich das alles hier doch so wenig interessiert warum hast du denn überhaupt zugestimmt?", fragte Hoseok nun auch etwas genervt. Ich glaube bei ihm war auch langsam die Luft raus. Dabei brauch er sich nicht beschweren, wenn er sich nicht entscheiden kann. Gerade wünschte ich mir nichts mehr, als dass Yoongi dabei wäre. Er hätte das alles hier um einiges erträglicher gemacht. Leider konnte er bei mir zu Hause auf seiner faulen Haut liegen. Hoseok im Gegensatz mutierte bei sowas immer zu einer Frau habe ich das Gefühl. "Die Anzüge sehen für mich alle gleich aus. Such mir einfach einen in meiner Größe raus und gib ihn mir, damit ich ihn anprobieren kann", sagte ich dann, in der Hoffnung er würde wenigstens einmal das machen was ich möchte. Tatsächlich schien er sich damit zufrieden zu geben und verschwand zwischen den Kleiderständern mit zahlreichen Anzügen.

Nach zwei weiteren Stunden hatten wir beide endlich unsere Anzüge, die sogar gar nicht so teuer waren. Glücklich und hungrig verließen wir diesen, meiner Meinung nach grauenvollen, Laden. Wir machten einen kurzen Halt an der nächst besten Imbissbude und aßen erstmal etwas. Ich glaube länger hätte ich es auch nicht ausgehalten, sonst wäre ich jämmerlich verhungert. "Wann kannst du denn eigentlich nächste Woche kommen?", fragte Hoseok, als wir fertig mit essen waren. "Mein Chef war nicht so begeistert von der ganzen Sache, weswegen ich sogar unbezahlten Urlaub nehmen musste. Ich werde deswegen erst so am Mittwoch kommen. Freitags ist ja dann schon die Hochzeit." Er nickte und wir räumten unsere Sachen weg.

Die restliche Zeit, die die beiden da waren, machten wir nichts außer faul in meinem Schlafzimmer auf der Couch zu liegen und uns einen Film nach dem anderen rein zu ziehen. Auch da viel mir wieder auf, wie ähnlich sich Hoseok und Yoongi waren. Ihr Filmgeschmack war sehr ähnlich, fast identisch, was nicht nur mich verwunderte, sondern auch Hoseok und besonders Yoongi. Leider war das Wochenende viel zu schnell vorbei und die beiden mussten auch wieder gehen. Yoongi hätte zwar noch länger bleiben können, nur da Hoseok nicht alleine zurückfahren wollte, da er eben immer noch ein kleiner Schisser war.

Auch die die folgenden zwei Tage vergingen wie im Fluge und ehe ich mich versah, saß ich schon wieder im Zug. In zwei Tagen würde die Hochzeit sein. Dann würde Namjoon kein freier Mann mehr sein. Schnell verdrängte ich wieder diese Gedanken. Ich hatte mir vorgenommen keine Gedanken daran zu verschwenden, sondern es versuchen so gut es geht zu genießen. Wer weiß, vielleicht wird es ja gar nicht so schlimm.

Am Bahnhof wurde ich natürlich von Yoongi und Hoseok in empfang genommen, doch etwas abseits stand auch Namjoon, der mich anlächelte, jedoch hatte sein Blick auch etwas nervöses. "Danke, dass du hier bist", sagte er und umarmte mich. Ohne zu zögern erwiderte ich seine Umarmung. Ich merkte, wie meine Gedanken sich schon wieder in die falsche Richtung entwickeln wollten, jedoch wusste ich das zu verhindern. Nachdem wir fertig mit dem Begrüßen waren, entschlossen wir uns erstmal meine Sachen zu Hoseok zu bringen.

"Möchte jemand etwas trinken?", fragte Hoseok uns, jedoch verneinten Namjoon und ich. Yoongi war schon nach Hause gegangen. Er meinte, er hätte noch einen wichtigen Termin. "Kann ich eigentlich irgendwie bei den Vorbereitungen helfen?", fragte ich Namjoon, nachdem wir uns beide ins Wohnzimmer gesetzt haben. Hoseok war kurz für kleine Prinzessinnen verschwunden. "Ja, schon", murmelte er. "Und wie?", fragte ich weiter. Muss ich ihm jetzt alles aus der Nase ziehen oder was? "Nun ja, ich hatte- ich wollte, dass-", stotterte er vor sich hin. Was war denn auf einmal los mit ihm? Wieso ist er auf einmal so unsicher? "Namjoon, könntest du auch in ganzen Sätzen mit mir reden?" Keine Antwort. "Noch anwesend?", fragte ich weiter und schnippte mit meinen Fingern vor seinen Augen, wodurch ich wieder seine Aufmerksamkeit bekam. Er sah mich mit seinen wunderschönen Augen an. Die Augen für die ich damals schon eine sehr große Schwäche hatte. "Also, wie kann ich dir denn jetzt helfen", wiederholte ich meine Frage und lächelte ihm zu. "Und dieses Mal bitte in ganzen Sätzen", fügte ich noch hinzu. "Könntest du vielleicht mitkommen, wenn ich meinen Anzug für übermorgen kaufen gehe?", fragte er verlegen. Wie? Er hatte noch keinen? Wann hatte er denn bitte vor den zu besorgen? "Ähm, klar kein Problem. Nur findest du es nicht ein bisschen spät dafür?", fragte ich ihn daraufhin. "Ich wollte ihn eben mit dir kaufen und du konntest eben nicht früher", murmelte er kaum hörbar. Wieso wollte er denn unbedingt mit mir den Anzug kaufen? Und warm zur Hölle war er auf einmal so schüchtern? "Wann wolltest du denn den Anzug kaufen gehen?", fragte ich ihn. "Heute." Ja gut, wenn er ihn heute noch kaufen wollte, würde ich sagen, dass wir vielleicht mal langsam los sollten, denn ich will nicht wissen, wie lange das dauern wird. Das sagte ich auch Namjoon und wir beide verabschiedeten uns von Hoseok. Da bin ich mal gespannt, was das ergeben wird.

Ich muss sagen, dass Namjoon um einiges angenehmer beim Anzug kaufen war als Hoseok, weswegen wir auch viel schneller als von mir erwartet fertig waren. Was mich nur wunderte war, dass seine Nervosität irgendwie nicht nach ließ. Ich hatte überlegt, woran es liegen könnte, doch ich konnte mir irgendwie nicht vorstellen, dass er wegen der Hochzeit so aufgeregt war. Ein anderer Grund fiel mir jedoch nicht ein, weswegen ich es einfach auf die Hochzeit schob. "Wollen wir vielleicht noch etwas zusammen essen gehen?", fragte mich Namjoon auf dem Heimweg. Etwas verwundert sah ich ihn an. Seine Stimme klang zwar immer noch nervös und unsicher, doch noch lange nicht so schlimm wie vor ein paar Stunden. Ich nickte. Er meinte in der Nähe würde es ein kleines gemütliches Restaurant geben. Also machten wir uns auf den Weg dort hin.

Wir hatten gerade beide unser Essen bestellt. Als der Kellner weg war, war es still. Keiner sagte etwas, doch ich sah Namjoon an, das er was sagen wollte. "Jin, ich wollte dich fragen, ob du vielleicht morgen bei mir schlafen kannst. Es gibt ja den Brauch, dass das Paar die Nacht  vor der Hochzeit getrennt voneinander schlafen muss. Jackson wird bei Hoseok schlafen und da ich nicht alleine sein möchte, habe ich gedacht, dass ich dich fragen könnte." Das er an diesen Aberglaube wirklich glaubt ist schon putzig. "Klar kann ich bei dir schlafen", stimmte ich seinem Vorschlag zu, womit ich ihm ein Lächeln auf die Lippen zauberte.

Am nächsten Abend stand ich pünktlich um 19 Uhr bei Namjoon vor der Tür. Ich trat ein und stellte meine Sachen ab. "Lass alles erstmal hier stehen. Die Pizza ist schon da." Ich folgte ihm in die Küche und setzten uns an die Theke, wo er schon zwei Teller mit den Pizzen drauf vorbereitet hatte. Ohne zu zögern begannen wir beide zu essen. Genüsslich kaute ich das Stück in meinem Mund durch. Ich glaube ich bin im Himmel.

Den restlichen Abend lagen wir auf dem Sofa und hörten Musik. Dabei lehnte sich Namjoon an mich und ich fing irgendwann ihm gedankenverloren durch sein Haar zu streichen, wobei ich die Wand anstarrte. Ich merkt gar nicht, dass ich das tat. So vertieft war ich in die Musik. Ich merkte es erst als Namjoon ein wohliges Seufzten von sich gab. Vor Schreck entfernte ich meine Hand sofort von ihm. "Nicht aufhören", hörte ich ihn kurz darauf jammern. Ich jedoch zögerte. Namjoon wurde anscheinend ungeduldig, weswegen er meine Hand nahm und sie wieder auf seinen Kopf legte. "Und jetzt weiter machen", befahl er, was ich jedoch nicht wirklich ernst nehmen konnte. Ich verkniff mir aber mein Lachen und machte weiter. Während ich wieder durch sein Haar strich, merkte ich wie Namjoon immer ruhiger und gleichmäßiger atmete. Süß, er ist davon eingeschlafen. Ich blieb noch eine Weile so mit ihm sitzen. Einfach um seine Nähe zu genießen. Irgendwann beschloss ich ihn dann doch hoch zu tragen, mit dem Bedacht ihn nicht zu wecken, was nicht so klappte, wie ich wollte. "Ich kann auch selber laufen", hörte ich ihn murmeln. Aber Antalten etwas dagegen zu machen, machte er auch nicht.

Oben legte ich ihn vorsichtig auf seinem Bett ab und legte mich neben ihn. "Und bist du aufgeregt wegen morgen?", fragte ich in als ich mich hingelegt hatte. "Ja und das nicht zu knapp", murmelte er in sein Kissen. Ich fand diesen nervösen Unterton in seiner Stimme einfach nur süß. "Brauchst du nicht. Ich werde bei dir sein", sagte ich zu ihm, ehe ich mich in die Decke einkuschelte. Kurz darauf spürte ich, wie er seine Arme um mich schlang. "Ich weiß und dafür bin ich dir sehr dankbar."

Wende (Namjin FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt