Kapitel 8

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"Ich lag erstmal etwas faul herum, bis-" Ich holte noch einmal Luft, bevor ich es aussprach: "Yoongi mir geschrieben hat und mich gefragt hat, ob ich Zeit hätte." Als ich das gesagt hatte war es still, was die Sache nicht gerade angenehmer für mich machte. Nervös verlagerte ich meine Gewicht von einem Bein auf das andere. "Und wie kam es dazu, dass ihr euch anscheinend jetzt so gut versteht?", fragte Hoseok trocken. Diese Kälte, die dabei von ihm ausging, war für ihn mehr als ungewöhnlich. Sie passte einfach nicht zu ihm. "Hoseok, bitte ich erkläre dir wirklich alles, aber sei nicht sauer auf mich." Diese Art von Hoseok sah ich gerade zum ersten Mal bei ihm und ich wusste jetzt schon, dass ich sie nie wieder an ihm erleben wollte. "Dann erzähl mal", forderte er mich auf, worauf ich ihn dankend ansah.

Während ich ihm alles erklärte, aß er sein Essen und hörte mir zu. Hin und wieder nickte er. Sprechen konnte er schlecht mit vollem Mund. "Ich dachte, dass nimmt gar kein Ende mehr", sagte er, nachdem ich mit meiner Erzählung geendet habe. Wieder war es still. Jeder hing seinen Gedanken hinterher. Und wieder war ich nervös. Hoseok zeigte auch jetzt einfach keine Reaktion. War das jetzt gut oder schlecht? Man, ich konnte ihn gerade so schlecht einschätzen. Es dauerte lange bis er wieder anfing zu reden. "So wie du alles erzählt hast, scheint es, als hättest du selber noch Zweifel. Wieso tust du das denn?" Tja, diese Frage habe ich mich auch schon ein paar mal gestellt, doch nie eine konkrete Antwort gefunden. Es waren immer verschiedene Gründe. Um Reue gegenüber Yoongi zu zeigen, weil ich Jimin ermordet habe, weil es ihm genauso schlecht ging, wie mir oder einfach weil er mir leid tut. Und genauso erklärte ich Hoseok meine Situation. Dieses Mal artete es nicht in einem ewigen Schweigen aus. Auch merkte ich, wie er langsam wieder anfing normal zu werden, da man seine Reaktionen und Emotionen langsam wieder in seinem Gesicht erkennen konnte. "Ich kann dich nicht hindern mit ihm Zeit zu verbringen. Schließlich ist es dein Leben und ich denke, dass du auch alt genug bist deine eigenen Entscheidungen zu treffen, aber dass heißt noch lange nicht, dass ich von der ganzen Sache begeistert bin." Er klang wie eine Mutter, aber mir war es gerade sowas von egal, was er von Yoongi hielt. Ich war einfach nur glücklich, dass er es so aufgenommen hat. Andere hätten ein Drama draus gemacht, aber Hoseok war eben nicht wie diese anderen. Zugegeben ich hatte mit einem Drama gerechnet, aber ich gehe ja sowieso immer vom Schlimmsten aus. "Wie wäre es, wenn wir uns morgen mit ihm treffen? Vielleicht ändert sich ja meine Einstellung zu ihm." Als Hoseok dann diesen Vorschlag noch machte war ich baff. Damit hätte ich niemals nach seinen eben gesamten Worten gerechnet. Freudig nickte ich. "Dann frag ihn mal", sagte er noch und stand auf. Er reckte sich kurz, gähnte und verschwand dann auch schon in sein Zimmer. Vielleicht sollte ich auch mal versuchen etwas zu schlafen. Yoongi konnte ich auch morgen noch fragen.

Am nächsten Tag fragte ich Yoongi, wie vorgehabt. Er stimmte sofort zu, was mich persönlich etwas überraschte. Wir trafen uns um 14:00 Uhr, da Hoseok um 17:00 Uhr schon wieder zur Arbeit musste. Wir gingen in Hoseoks und Yoongis Lieblingscafé. Beide haben sich toatal verwundert angeguckt, als sie das feststellten, während ich mir kein Grinsen verkneifen konnte. Wir saßen gute zwei Stunden in dem Café und mich verwunderte es immer mehr, dass Hoseok und Yoongi ziemlich ähnliche Interessen hatten, doch in einem Punkt unterschieden sie sich. Hoseok war der Typ Mensch, der gerne unter anderen Menschen war, wärhend Yoongi es hasste. Trotzdem hätte ich nicht gedacht, dass das alles so enden würde. Gegen halb fünf machte sich Hoseok auf den Weg zur Abeit. Yoongi und ich beschlossen noch etwas sitzen zu bleiben. "Ich muss sagen Hoseok ist echt nett, doch der Typ kann reden. Ich dachte schon, der würde nie die Klappe halten." Das war das Erste, was Yoongi sagte, als Hoseok weg war. Ich konnte über seine Aussage nur lachen. "Aber immerhin hast du jetzt auch jemanden, wenn ich wieder Zuhause bin." Schlagartig bekam Yoongis Blick etwas trauriges. "Wann geht denn morgen dein Zug?" "So um 20:13Uhr von Gleis drei", antwortete ich ihm. "Ich werde dich zum Bahnhof bringen", sagte er daraufhin. "Das wollte Hoseok schon machen, aber du kannst ja einfach zu ihm kommen so um 19:50 Uhr, dann fahren wir zu dritt zum Bahnhof", schlug ich vor, womit ich Yoongi wenigstens ein kleines Lächeln wieder auf die Lippen zaubern konnte.

"So da wären wir. Alle Mann aussteigen." Ich holte meine Sachen aus dem Kofferraum und zu dritt gingen wir zum Gleis. Dort mussten wir nur noch ungefähr zehn Minuten warten bis mein Zug kommen würde. Wir setzen uns auf eine Bank am Gleis und warteten. Yoongi trat immer wieder auf die auf dem Boden liegenden Zigaretten und Hoseok sah immer wieder zur Treppe, die zum Gleis hoch führte. Wartete er etwa auf jemanden? Auf wen denn bitte? Ach bestimmt sah er sich nur die Leute an, die dort immer wieder hoch kamen. Lange konnte ich mir jedoch darüber nicht den Kopf zerbrechen, denn ich sah von weitem, dass mein Zug kam. Also hieß es jetzt Abschied nehmen. Obwohl es kein Abschied für immer war, war es trotzdem schlimm genug. In den zwei Wochen habe ich mich schon wieder so an Hoseok gewöhnt und auch Yoongi würde mir echt fehlen mit seiner trägen Art und Weise. Als erstes umarmte ich Hoseok. Okay, eigentlich war er die Person, die mich umarmte mich dabei fast erdrückte. Ich japste nach Luft, was Hoseok anscheinend signalisierte, dass ich auch noch Luft bräuchte. Als nächstes sah ich zu Yoongi. Er machte keine große Show und lächelte mir einfach zu. "Denk dran, ich werde dich besuchen kommen", sagte er und zwinkerte mir zu. "Aber nur mit mir zusammen", mischte Hoseok sich sofort ein. Yoongi verdrehte genervt die Augen und meinte, dass er ihn nur mitnehmen würde, wenn er die ganze Zugfahrt über kein einziges Wort sagen würde. Hoseok setzte an etwas darauf zu erwidern, doch ich unterbrach die beiden. Schließlich würde mein Zug sonst ohne mich los fahren. Beide wünschten mir noch alles Gute und Hoseok konnte es nicht unterlassen mich noch einmal zu erdrücken. Ich stieg dann in den Zug. Drinnen suchte ich mir dieses Mal einen Platz, wo kein stinkender Mensch neben mir sitzen würde. Schnell war dieser gefunden. Von dort konnte ich auch noch Hoseok und Yoongi sehen. Beide lächelten mir zu, doch auf einmal drehte sich Hoseok schlagartig zur Seite. Ich sah nur wie sich seine Augen weiteten und auf den Zug zeigte. Verwirrt sah ich zu Yoongi, der anscheinend genauso wenig Ahnung von dem Allem hatte wie ich. Also beobachte ich die Situation weiter. "Wie kannst du einfach fahren ohne dich von mir zu verabschieden?" Ich zuckte erschrocken zusammen. Mit ihm hätte ich jetzt gar nicht gerechnet. Ich drehte mich um und er zog mich ohne zu zögern zu sich hoch, um mich in seine Arme zu schließen. Ich wollte mich lösen, da es mir im erstem Moment mehr als unangenehm war, doch Namjoon ließ nicht locker und drückte mich noch etwas fester. Genießerisch schloss ich also meine Augen und kostete seine Nähe einfach aus. Lange würde sie nämlich nicht mehr halten. Kaum hatte ich dies gedacht, spürte ich, wie sich der Zug in Bewegung setzte. Panisch sah ich Namjoon an. Dieser wirkte jedoch für meinen Geschmack zu gelassen. "Ich steige einfach an der nächsten Station aus", antwortete er auf meine nich ausgesprochene Frage. Das ist ja gut und schön nur leider würden wir erst in einer dreiviertel Stunde an der nächsten Station ankommen. Dies sagte ich ihm und als ich ihm den Namen der Station nannte, war sein Blick auf einmal nicht mehr so gelassen. "Das wird ein teures Taxi", hörte ich ihn murmeln. Das stimmt, denn heute würde auch kein Zug mehr zu seinem Bahnhof fahren, zumindest war mir keiner bekannt. Doch ihn das Taxi bezahlen lassen wollte ich nicht. Deswegen fasste ich einen Entschluss. "Du kannst auch die Nacht bei mir verbringen und morgen mit dem Zug zurück fahren." Verwundert sah er mich an. "Und was passiert, wenn wir kontrolliert werden?", fragte er skeptisch. "Das Geld, was du dann bezahlen musst ist weitaus weniger als das Taxi zu dir nach Hause", erwiderte ich schlicht. Er schien überzeugt zu sein. "Danke."

Wende (Namjin FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt