Kapitel 10

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Gedankenverloren lief ich wieder nach Hause. Trauzeuge. Warum sollte ich denn seiner sein? Ich meine, ich verschwinde einfach und nachdem wir uns wieder sehen will er mich direkt als Trauzeugen. Diese Frage nach dem Warum schwirrt mir die ganze Zeit im Kopf herum und ich fand einfach keine Antwort. Verzweifelt seufzte ich und trat den ganzen Heimweg einen Stein weg. Dabei starrte ich die ganze Zeit gedankenverloren auf den Weg. Ein Wunder, dass ich nicht gegen einen Laternenpfahl oder ähnliches lief. Sollte ich es wirklich machen? Vielleicht sollte ich auch erstmal eine Nacht drüber schlafen. Schließlich muss ich mich in spätestens fünf Tagen entschieden haben, da Ende nächster Woche schon die Hochzeit sein soll. Alleine schon der Gedanke daran ließ es mir eiskalt den Rücken herunter laufen. Er wird dann Jackson gehören und glücklich sein. Ich schmunzelte leicht bei den Gedanken. Er wird endlich mal glücklich sein.

Ich öffnete die Tür zu meiner Wohnung. Wie gewohnt zog ich mir meine Schuhe und Jacke aus. Mein Weg führte mich danach in mein Zimmer, wo ich mich erstmal auf mein Bett fallen ließ. Sofort stieg mir Namjoons Geruch in die Nase, weswegen ich sein Kissen nahm. Ich inhalierte seinen Geruch förmlich. Und dieser Mann würde bald heiraten. Dieser Gedanke führte mir mein eigentliches Problem vor Augen. Trauzeuge jetzt ja oder nein? Da ich immer noch genau da stand wie vorher, beschloss ich jemanden um Rat zu fragen. Sofort wählte ich Hoseoks Nummer und rief ihn an. "Hey Jin, wie geht es?", fragte er gut gelaunt. "Wie soll es mir schon gehen?" "Hört sich ja nicht so gut an, obwohl du Namjoon doch die ganze letzte Nacht bei dir hattest." Zum ende nahm seine Stimme etwas spöttisches an, jedoch wusste ich, dass er es ja nicht böse meinte. Ich war mir auch ziemlich, dass ein fettes Grinsen seine Lippen am Ende der Leitung zierte. Trotzdem trafen mich seine Worte in einer gewissen Weise. Doch letzte Nacht war echt schön. Ich konnte ihm mal wieder nach so langer Zeit so nah sein. "Er hat dich gefragt, stimmt's?", fragte Hoseok nach einer Weile des Schweigens. Ich nickte, was ziemlich dumm war, da er es nicht sehen konnte. "Ja", murmelte ich daraufhin in den Hörer. "Und was hast du gesagt?", fragte er weiter. Neugierig wie eh und je. "Noch nichts. Er kam damit so plötzlich an. Deswegen habe ich dich ja auch eigentlich angerufen. Ich bräuchte deine Hilfe. Was würdest du an meiner Stelle antworten?" Wieder war es still. Er schien zu überlegen. "Mhh, schwierig. Ich kann mich schlecht in dein Lage hinein versetzen. Du musst wissen, ich war noch nie verliebt, was alles mir etwas erschwert. Außerdem solltest du es selber entscheiden. Denn nur du weißt, ob du es ertragen könntest oder nicht?" Irgendwie hatte er schon recht. Leider wusste ich selber nicht so recht. Zum einen wollte ich ihn nicht enttäuschen und nur an mich denken, auf der anderen Seite kann ich mir nicht vorstellen, ob es so gut für mich wäre. "Trotzdem danke", sagte ich noch, ehe ich auflegte. Das hat ja super funktioniert. Jetzt stehe ich immer noch genau da, wo ich am Anfang stand. Verzweifelt drehte ich mich auf den Rücken und starrte die Decke an. Will ich das wirklich machen? Diese Frage wiederholte sich ich immer wieder in meinem Kopf. Innerlich schrie alles danach, dass ich es nicht machen sollte, doch leider war noch etwas von meinem Gewissen vorhanden. Seufzend richtete ich mich auf. Vielleicht warte ich einfach ab, was der morgige Tag bringen wird.

Die folgenden Tage waren genauso eine Qual, wie die vorherigen. Ich bin meiner Entscheidung immer noch keinen Schritt näher gekommen. Langsam hatte ich das Gefühl wahnsinnig zu werden. Da ich die letzten Tage auch nicht meine Wohnung verlassen habe, musste ich heute leider mal wieder raus. Schließlich füllt sich der Kühlschrank nicht von alleine. Gegen Mittag machte ich also auf den Weg. Vielleicht würde es mich ja etwas ablenken.

Glücklicherweise verlief das Einkaufen reibungslos, weswegen ich nicht einmal eine Stunde im Laden war. Auch war ich sehr glücklich, dass sie mal ausnahmsweise mal alles hatten, was ich brauchte. Mit diesem kleinen Erfolg machte ich mich schon viel besser gelaunt auf den Heimweg. Ich überlegte, was ich wohl als erstes kochen würde. Vor der Haustür kramte ich schnell meinen Schlüssel raus und ging hoch zu meine Wohnung. Ich war gerade die letzten Stufen hochgegangen als ich sah, dass zwei Personen vor meiner Wohnungstür standen. Die beiden kannte ich nur zu gut. "Sicher, dass es die richtige Adresse ist?", fragte Yoongi Hoseok. "Du denkst auch, dass ich für alles zu unfähig bin, oder?", regte sich Hoseok auf. Bei dem Bild, was sich mir bot, musste ich schmunzeln. Die beiden waren schon ein Fall für sich. "Viellicht auch mal daran gedacht, dass ich unterwegs sein könnte", machte ich nun auch aufmerksam auf mich. Beide drehten sich gleichzeig um und sahen mich etwas dumm aus der Wäsche. Ich jedoch könnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen und ging zu den beiden. Ihre Reaktion war einfach Goldwert. "Wo warst du denn?", fragte Hoseok. "Bist du blind? Einkaufen natürlich. Warum sonst trägt er vier voll bepackte Taschen bei sich?" Man sah Yoongi an, wie genervt er von Hoseok war. Ich schloss währenddessen die Wohnungstür auf und wir drei gingen rein. Die Taschen stellte ich schnell in der Küche ab und gesellte mich dann zu den beiden ins Wohnzimmer. "Also, gibt es irgendeinen Grund warum ihr hier seid? Ich meine ich bin noch nicht mal eine Woche weg", kam ich direkt zum Punkt. "Na ja, also ich hatte ziemliche Langweile, da ich jetzt Urlaub habe und da dieses Pferd ja unbedingt mit zu dir kommen wollte, haben wir spontan beschlossen dich übers Wochenende besuchen zu kommen. Das Pferdchen musste ja leider noch arbeiten", erklärte Yoongi. "Wie oft denn noch? Ich bin kein Pferd, Yoongi", jammerte Hoseok. Und schon rollte Yoongi wieder genervt die Augen. Es muss für ihn wohl echt anstrengend gewesen sein in Hoseoks Gegenwart. "Außerdem wollte ich auch noch Sachen für die Hochzeit kaufen", wendete sich Hoseok an mich. Stimmt, da war ja noch was. Gut, das ich mich ja auch schon entschieden hatte, ob ich kommen würde. Nicht. Hoseok schien meine Unschlüssigkeit zu merken. "Hast du dich etwa immer noch nicht entschieden?", fragte er nach, woraufhin ich nur nickte. "Ach Jin, du weißt, dass du Namjoon heute doch spätestens bescheid sagen sollst." Danke für den Hinweis, dass weiß ich selber. "Eine Hochzeit zwischen Jins Boy und diesem Knirps, den eh keiner leiden kann?", fragte Yoongi nach. "Ja, dieser Knirps hat auch einen Namen und zwar Jackson. Und eigentlich ist er auch richtig nett", verteidigte Hoseok ihn. Er hatte ja schon irgendwie recht. Nur weil er mit Namjoon zusammen war und ich ihn somit nicht mehr haben konnte, heißt das ja noch lange nicht, dass er ein schlechter Mensch ist. "Hör mal Pferd, dieser Typ sorgt dafür, dass es Jin so geht und du nimmst ihn auch noch in Schutz. Kannst du vielleicht mal überlegen wie es Jin bei der ganzen Sache geht?", knurrte Yoongi. Ich wusste, dass er sich gerade echt beherrschen musste Hoseok nicht gleich noch eine zu verpassen. Es war schon echt süß von ihm, dass er mich so verteidigte, doch wenn es so weiter geht, wird es nicht gut enden. "Ganz ruhig ihr zwei. Es gibt keinen Grund zu streiten. Immerhin ist es immer noch meine Sache", versuchte ich die beiden zu beruhigen. Und es klappte auch, na ja zumindest ansatzweise. Yoongi schien immer noch angepisst von Hoseok zu sein und würde ihn am liebsten ein paar Schellen verpassen, jedoch lehnte er sich in die Couch zurück und überkreuzte seine Arme, wie ein kleines Kind. "Also Jin, hast du dich entschieden?" Ich schüttelte den Kopf. "Dann musst du es leider jetzt tun, denn deine Zeit zum nachdenken ist leider vorbei." Wo er recht hat, hat er recht. Also schloss ich kurz die Augen und atmete einmal tief durch. Ich habe beschlossen meinem Bauchgefühl zu folgen. Ich öffnete kurz darauf wieder meine Augen. Meine Antwort stand nun fest.

Wende (Namjin FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt