Meine Johnlock-Weihnachtsgeschichte ~ Teil 2

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Er befand sich in einem Raum mit zwei Doppelbetten, einem Schrank und einem Schreibtisch. Durch das einzige Fenster konnte man auf den Hof blicken. Unangenehme Erinnerungen begannen auf ihn einzustürmen, aber er schob sie zur Seite, so wie immer. 

Der Geist hatte sich gegen die Wand neben der Tür gelehnt und Sherlock sah sich einmal kurz in dem ansonsten leeren Zimmer um. „Was machen wir hier?", fragte er erneut und schob die Hände in die Taschen seines Morgenmantels.

„Warte noch kurz", antwortete der Geist mit einem leichten Grinsen, als auch schon Schritte auf dem Flur zu hören waren. „Keine Sorge, niemand kann uns sehen oder hören", sagte er noch, gerade als die Tür aufgestoßen wurde und eine ältere Dame einen kleinen Jungen hineinschubste. Er trug eine Art Schuluniform und seine blau-grünen Augen blitzten die Frau ärgerlich unter seinen dunklen Locken an, die ihm über die Stirn fielen.

„Wie oft soll ich es noch sagen? Bleib gefälligst hier!", sagte sie aufgebracht, ging und schloss die Tür. Der Junge aber kletterte auf eines der oberen Betten, holte ein Buch unter seinem Kissen hervor und schlug es auf. Sherlock beobachtete ihn und sah den Geist fragend an.

„Ich habe dir ja bereits gesagt, dass ich der Geist deiner vergangenen Weihnacht bin. Das bist du, richtig?"

„Ja", antwortete Sherlock knapp. Er wollte aufwachen und diesen Unsinn nicht weiter mitmachen. Was sollte das hier überhaupt?

„Armer kleiner Sherlock", sagte der Geist nun und sah auch zu dem Jungen auf dem Bett. „Völlig alleine. Sonst ist niemand über Weihnachten hier, in der Schule, geblieben, richtig?"

„Sie sind alle nach Hause gefahren, jedes Jahr."

„Und du warst hier, jedes Jahr."

„Meine Familie wollte nicht, dass ich nur wegen Weihnachten nach Hause komme. Ich frage dich erneut, was machen wir hier? Willst du dich über mich lustig machen?"

„Nein, Sherlock. Will ich nicht. Ich will dir lediglich zeigen, was gewesen war. Komm mit." Er verließ das Zimmer und Sherlock folgte ihm erneut, froh, den kleinen Jungen nicht mehr sehen zu müssen. Er hatte es gehasst, Weihnachten in der Schule zu verbringen, alleine mit Mrs. Tate.

Sie gingen nach draußen und der Geist blieb stehen. „So sah jede deiner Weihnachten aus, nachdem du in die Schule gekommen bist. Und danach, auf der Uni sah es nicht wirklich anders aus. Na ja, bis auf ein Weihnachtsfest..." Er griff wieder nach Sherlocks Ärmel und zog daran. Sherlock hatte das Gefühl, er würde fallen und plötzlich stand er in London auf einem Bürgersteig, nahe der Universität, an der er studiert hatte. Es waren einige Leute unterwegs, aber sie alle beachteten weder ihn, noch den Jungen, der neben ihm in der Luft schwebte. Sie waren also immer noch unsichtbar. Es schneite und Sherlock wusste, an was für eine Weihnacht der Geist ihn zurückgebracht hatte. Aber er wollte das nicht sehen. Er kniff sich in den Arm, doch er wachte auch davon nicht auf. Es war alles viel zu realistisch. War es wirklich nur ein Traum? Er glaubte nicht an Geister oder Magie, aber Sherlock begann zu zweifeln.

Eine vertraute Gestalt kam um die Ecke. Sherlock erkannte sein jüngeres Ich auf der Stelle und beobachtete wie er selbst sich neben eine Straßenlaterne stellte und wartete. Er wusste auch, auf wen er wartete. Wütend sah er den Geist an. „Was soll das?"

„Du musst das sehen, Sherlock." Der Geist schwebte neben ihm und wackelte mit den Füßen. Er schaute den jüngeren Sherlock an, der sich nun aufrichtete. Ein Mann kam auf ihn zu, mit braunem Haar, blauen Augen und ein breites Lächeln im Gesicht. Er umarmte ihn, gab ihm einen kurzen Kuss auf den Mund und sah ihn freudestrahlend an. „Hey, Sherlock. Schön, dass du noch Zeit gefunden hast, mich eher zu treffen."

„Immer doch, Victor. Was gibt's?"

Victor hielt ihm einen Brief hin. „Der ist vorhin gekommen. Ich hab die Stelle, Sherlock. In New York. Sie haben mich wirklich angenommen." Victors Augen leuchteten und Sherlock nahm den Brief, den er kurz überflog. Ungläubig sah er Victor an.

One Shots Johnlock (German)Where stories live. Discover now