Ein betrunkenes Geständnis

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John hatte schon im Gefühl gehabt, dass es keine gute Idee wäre, Sherlock mitzunehmen. Aber er hatte gedacht, dass es ihm gut tun würde.

John hatte sich wie immer mit Mike Stamford in ihrem Lieblingspub treffen wollen. Sherlock wollte mit John alle Fakten ihres aktuellen Falls durchgehen.

Aus Spaß hatte er vorgeschlagen, dass Sherlock ja einfach mitkommen könnte. Sherlock hatte natürlich nein gesagt. John hatte aber so lange auf ihn eingeredet und ihn gefragt bis Sherlock schießlich doch ja gesagt hatte.

Also hatten sie sich gemeinsam ein Taxi genommen und waren zu dem Pub gefahren. John hatte jedoch bereits auf der Fahrt gemerkt, dass Sherlock sich nicht sonderlich wohl fühlte. Und er wusste, dass es ja immerhin um Sherlock geht, aber er wollte sich wirklich mal wieder mit Mike treffen. Sherlock hatte aber darauf bestanden, über den Fall zu reden. Deswegen hatte John die Idee, dass Sherlock ihn begleiten könnte.

Jaah...eine grauenvolle Idee.

Sherlock hatte sich die gesamte Zeit über beschwert und Mike beleidigt, der sowieso von vorneherein nicht sonderlich angetan davon war, dass Sherlock mitgekommen war.

Irgendwann war John auf Toilette gewesen, und als er zurückkam, musste er - sehr zu seinem Leidwesen - feststellen, dass Mike Sherlock doch tatsächlich dazu überredet hatte, sich ein paar Drinks zu genehmigen.

John hatte noch gedacht, so lange war ich doch gar nicht weg, aber Sherlock war Alkohol nicht gewohnt, und daher sehr schnell betrunken gewesen.

Sie mussten den Abend abbrechen, da Sherlock anfing, den anderen Leuten im Pub zu erzählen, wie viele verschiedene Arten es gab, jemanden zu vergiften.

John hatte sich von Mike verabschiedet, Sherlock ins Taxi verfrachtet und war mit ihm zurück in die Bakerstreet gefahren. Die Rückfahrt war erstaunlicherweise gutgegangen, außer dass Sherlock ab und zu aus dem Fenster gezeigt und angefangen hatte zu kichern.

Doch jetzt kamen sie die Treppe zu ihrer Wohnung nicht hoch, weil Sherlock nicht richtig laufen konnte. Er klammerte sich an Johns Jacke fest und brach immer wieder in Gelächter aus.

John versuchte, ihn zu beruhigen, damit er nicht Mrs. Hudson weckte.

Irgendwann gelang es ihm endlich, Sherlock in sein Schlafzimmer zu bugsieren. Endlich saß Sherlock auf seinem Bett; John zog ihm die Schuhe aus und legte ihn richtig hin. Gerade als John gehen wollte, griff Sherlock nach seinem Arm.

"Nicht gehen", murmelte er und setzte sich wieder auf.

"Nein, nein, nein. Sherlock, leg dich wieder hin."

"Wo ist John?"

"Sherlock..."

"Wo ist John? Kannst du ihn holen? Ich...ich will ihm was sagen." Sherlock fing an zu lachen.

"Du willst ihm was sagen?", fragte John neugierig.

Sherlock nickte. John überlegte und dann...

"Ich hole John. Aber sag mir doch erst, was genau du ihm sagen willst."

Sherlock sah ihn an, doch John merkte, dass er wirklich nicht wusste, dass er John war.

"Ich liebe ihn", flüsterte Sherlock und sah aus dem Fenster. Wieder musste er kichern.

Johns Herz machte einen Hüpfer. "Du.. liebst John?"

Sherlock lächelte und nickte.

"Kennst du John? Er ist klug...verdammt klug. Und er ist wunderschön. Hast du ihn mal gesehen? Er hat wunderschöne Augen." Sherlock redete mal normal, mal flüsterte er nur. Aber John konnte ihn sehr gut verstehen.

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Am nächsten Morgen saß John in seinem Sessel und blätterte durch die Zeitung. So gegen neun Uhr kam Sherlock aus seinem Schlafzimmer.

"Morgen, John". Er klang schlecht gelaunt und als würde er die Folgen des Alkohols spüren.

"Na, wie geht's dir?"

"Soll das ein Witz sein? Ich habe Kopfschmerzen und, obwohl ich mich nicht erinnern kann, bin ich mir sicher, dass gestern Abend einfach nur grauenvoll war."

"Du erinnerst dich nicht? An gar nichts?"

"Warum? Sollte ich mich an irgendetwas erinnern?"

"Na ja...", John versuchte gleichgültig zu wirken, aber es gelang ihm nicht wirklich. Er war froh, dass Sherlock immer noch hinter ihm stand und sein Gesicht nicht sehen konnte.

"Was? John, was?"

"Na ja, du hast einige Dinge gesagt gestern Abend und du warst zwar betrunken, aber du hast so geklungen, als meintest du es wirklich."

"Was habe ich gesagt?" Sherlock ballte seine Hände zu Fäusten und machte sich auf das Schlimmste gefasst. Zum Glück sah John ihn nicht an.

"Du wolltest, dass ich einen gewissen John hole. Du hast gefragt, ob ich ihn kenne. Du hast gesagt, dass du ihm etwas erzählen willst."

Sherlock antwortete nicht. Er wartete stillschweigend (und still leidend) darauf, dass John das sagte, was er befürchtete.

"Du hast gesagt, das er, dieser John, verdammt klug ist. Du sagtest auch, dass er wunderschön ist und wunderschöne Augen hat."

John blickte kein einziges Mal von der Zeitung auf und drehte sich auch nicht um. Sherlock rührte sich ebenfalls nicht vom Fleck. Er stand noch immer in seinem Morgenmantel in der Küche.

"Und du hast gesagt, dass du ihn liebst. Dass du John liebst."

Sherlock schloss die Augen. Gott, was war es nur für ein Fehler gewesen, John gestern Abend zu begleiten und von Mike die Drinks anzunehmen.

"John, hör zu, ich...", doch er wusste nicht, was er sagen sollte. Er konnte, und wollte auch nicht, seine Worte zurücknehmen. Er war von sich selbst erstaunt. Erst Gefühle, und jetzt war er, Sherlock Holmes, um Worte verlegen.

"Sherlock, ich finde, dass du gestern Abend genug gesagt hast. Auch wenn ich es eigentlich schade finde, dass du dich nicht daran erinnerst. Immerhin war es im Pub doch ganz witzig gewesen. Und du hast allerlei Dinge gesagt als wir wieder zuhause waren. Aber es ist besonders schade, dass du dich nicht mehr daran erinnerst, wie ich dir gesagt habe, dass ich dich auch liebe."

John drehte sich genau im richtigen Moment um, als Sherlock seine Worte realisierte, seine Augen zu strahlen anfingen und sich ein breites Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitete.

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Ich weiß nicht genau, ob das hier so gut ist, aber ich hatte diese Szene seit einigen Tagen im Kopf und musste es unbedingt aufschreiben.

Ich bin so wahnsinnig froh darüber, dass ich endlich ein neues Kapitel geschrieben habe. Ich kann zwar nicht versprechen, dass ich ab jetzt regelmäßig update, aber wenigstens ein neues Kapitel kann ich euch geben.

Und wir haben über 1000 Reads erreicht! Ich kann es gar nicht fassen, das ist so unglaublich toll! Danke schön an alle, die das hier lesen, dafür abstimmen und Kommentare schreiben <3

~KC

One Shots Johnlock (German)Where stories live. Discover now