Kapitel 24:

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Ich drückte auf annehmen, schaltete meine Webcam ein und setzte mich auf meinen Stuhl. Als Chris Gesicht erschien, schluckte ich leise und starrte den Bildschirm an. Jetzt schreckte ich vor nichts mehr zurück, es konnte nur noch besser werden. Nichts, aber auch nichts, konnte mich noch weiter runterziehen.

Er tippte kurz auf seiner Tastatur herum, bis er bemerkte, dass ich da war.

»Hallo Rebecca. « sagte er ruhig und schaute mich mit seinen treuen Augen an. Kein Lächeln, keine Mimik. Er schaute mich mit einem total emotionslosen Gesicht an und wartete darauf, dass ich antwortete.

»Hey. « antwortete ich ihm und versuchte wenigstens, schief zu lächeln. Ich bemerkte schon jetzt, dass die Stimmung einfach nur komisch und unausstehlich war.

»Wie geht es dir? « fragte er.

»Super. « presste ich hervor, »und dir? «

»Mir geht’s genau so beschissen, wie es dir geht. « murmelte er. »Ich merkte doch, dass es dir nicht gut geht. « Er begann mit seinem Fingern zu spielen und an seinen Kuppen zu piddeln. Das machte er immer, wenn er nervös und unsicher war.

Er war nun schon der zweite, der bemerkte, wie es mir wirklich ging, obwohl ich etwas anderes behauptete.

»Tut mir leid. « verlegen schaute ich zu Boden. »Lass uns bitte über etwas anderes reden. «

Er nickte in die Kamera und wartete darauf, dass ich auch damit anfing.

»Wie läuft es so bei euch in Deutschland? « Ich hatte keine Ahnung, was ich ihn fragen könnte. Ich sagte ihm nicht, dass ich ihn vermisste, ich sagte nicht, dass ich ihn gerne bei mir hätte, weder äußerte ich mich, dass ich ihn liebte. Was war ich nur für eine schlechte Freundin, was war ich nur für ein schlechter Mensch, dass ich ihn so verletzte.

»Joa, hat sich nichts groß verändert, bis auf die Tatsache, dass du nicht mehr da bist. Das macht alles komplizierter, irgendwie jedenfalls. « Ich merkte, dass er nicht wegen meinem Verhalten so traurig war, sondern über die Sache, dass ich einfach nicht mehr da war. Entweder wollte er es nicht wahr haben oder er merkte es nicht.

Ich ging gar nicht großartig darauf ein.

»Und wie geht es den anderen? Ich hoffe es ist nicht allzu schlimm ohne mich! « ich wollte die Stimmung etwas auflockern, doch mir war nur zum Weinen zu Mute.

Hatte er schon von Niall mitbekommen? Er würde mich sofort erkennen.

Er schwieg, Chris schwieg eine ganze Weile. Und bevor er etwas sagte, schaute er einfach auf den Boden, mal gegen die Wand an der Webcam vorbei oder einfach ins Leere. Von draußen hörte ich ein Auto auf die Einfahrt fahren, wahrscheinlich war es meine Mutter.

»Becca, ich halte das nicht mehr aus. « flüsterte er, seine Stimme brach bereits nach meinem Namen weg. Selbst durch die schlechte Qualität seiner Cam konnte ich das Wasser in seinen Augen sehen. Und genau jetzt wusste ich es. Genau jetzt wurde es mir bewusst. Und dass war es, was auch bei mir Tränen auslöste. Ich liebte Chris nicht mehr. In kurzer Zeit waren die Gefühle zu ihm, meiner einst großen Liebe, einfach verflogen. Einfach so, ohne Grund.

Unten hörte ich, wie mein Bruder mit meiner Mutter redete. Hoffentlich fing er sie ab und erklärte ihr, was heute genau abgelaufen war.

»Ich vermisse dich. « flüsterte er nun, Gänsehaut machte sich über meinem ganzen Körper breit.

Ich stütze meinen Kopf mit meiner Hand und diesmal war ich die Jenige, die ins Leere starte.

»Becca, sag doch bitte was. « Ich kann nicht, dachte ich mir, ich kann dir das einfach nicht antun.

change your life { niall horan || deutsch }Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt