11. Je mehr Tränen, desto mehr Schmerz

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Deprimiert schlug Hicks den Weg auf dem Steg zu der Türe seiner Hütte ein. Ohnezahn kam ihm grummelnd hinterher. Der Drache machte sich noch immer wahnsinnige Sorgen um seinen Freund. In der Stube drinnen angekommen, schloss der braunhaarige Reiter betrübt die Türe. Im Moment spielten seine Nerven und Gefühle schon verrückt genug, aber es wurde trotzdem immer schlimmer. Als das Objekt geschlossen war, lehnte Hicks seinen Kopf darauf ab. Tränen ronnen seine Wangen hinunter, worauf es immer mehr wurden. Zusammengefasst: Je mehr Tränen, desto mehr Schmerz. Ohnezahn stubste die Hand des runter hängenden Armes an. Zumindest wollte er es versuchen, denn schon nach einer kurzen Berührung, zog Hicks die Hand zurück und ballte sie zu einer Faust. Diese wiederum haute er neben seinem Kopf mit einem Schrei gegen die hölzerne Tür. Traurig legte sich Ohnezahn auf den Boden und beobachtete seinen Reiter.

Den ganzen Tag, blieb diese Laune des
jungen Mannes erhalten. Bei den anderen war es nicht anders. Nur einen Unterschied gab es: Für Hicks war diese Erfahrung am aller schlimmsten. Pessimistisch durchführten die Drachenreiter ihre Übungen mit den Drachen. Diesmal war niemand wirklich konzentriert. So kam es dazu, dass jede Bewegung, egal von wem, falsch und schwach aussah. Selbst die von Hicks und Ohnezahn. Heidrun sah ebenfalls ziemlich aufgebracht aus, was auch daran liegen könnte, dass man merkte, dass sie geweint hatte. Oder zumindest hatte sie ein paar Tränen verloren. Auch bei ihr galt das selbe Motto wie bei Hicks. Je mehr Tränen, desto mehr Schmerz. Raffnuss traf es auch ziemlich hart, da die Blondine eine gute Freundin von Astrid war. Wegen des milden Anfänger-Trainings, hörten die Freunde früher auf, um mal durch zu atmen. Einfach loszulassen. Dies machte jeder mit einem kleinen Flug auf seinem Drachen. Auch wenn selbst dabei Tränen vergossen wurden. Die Augen funktionierten fast wie eine Maschine, die durchgängig Tränen produzierte. Bis zum Abend sprach niemand dieses gewisse Thema an oder redete generell wenig. Und konnte man erst die Stimme hören, merkte man wie niedergeschlagen die Person war. Wie erwartet: Am meisten bei Hicks.
Eigentlich verlief das Abendessen auch nicht anders. Jeder saß nur stumm am Tisch und aß auf den Tisch starrend sein Mahl. Man sah Heidrun an, wie sie überlegte. Den ganzen Tag schon schien es so, als würde sie über etwas wichtiges nachdenken. Klar. Die Frau wollte ihre beste Freundin nicht aufgeben und so durchforstete sie ihre Gedanken, um einen Plan zu finden. Hicks hingegen hatte schon längst aufgegeben. Die anderen konnten sich ja auch nicht so fühlen wie er. Astrid war seine aller beste Freundin gewesen und der junge Mann hatte sie gemeinsam mit Tint gesehen. Er war derjenige, der mit ihnen gesprochen hat. Und nur er hatte genau wegen diesem Gespräch alle Hoffnungen verloren. Die Hoffnungen, seine Freundin je wieder zurück zu gewinnen.
Und wer hat es nicht erwartet? In der Nacht konnte auch fast keiner schlafen. Logisch. Es war ein ungutes Gefühl, nicht vollkommen zu sein. Dieses Gefühl konnte man nicht einfach hinnehmen und hinunter schlucken. Lange würden das die Drachenreiter nichtmehr aushalten.
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Nächster Morgen...Kurz gesagt: Schrecklich. Genau wie am vorherigen Tag füllten traurige Mienen die Gesichter und niederschlagene Stimmen die Luft. Gerade saßen wieder alle am Tisch und verdrückten ihr Essen zögerlich. Nach langer Zeit des Schweigens fragte schließlich Heidrun: ,,Sagt mal, wo ist eigentlich der Zettel von Gothi?" Mit einer dunklen und kränklichen Stimme antwortete Hicks: ,,Liegt da vorne." Dabei zeigte er auf eine Kiste die an die Wand gelehnt hinter Heidrun stand. ,,Warum? Brauchst du sie?", fragte Fischbein. Die Schwarzhaarige nickte. ,,Waru- Moment...Du gibst es noch immer nicht auf oder?", gab Hicks von sich. ,,Nein und ich werde es auch nicht. Ich werde meine Freundin da raus holen. Irgendwie...", antwortete Heidrun mit Mut und Optimismus in der Stimme. Niemand ging weiter darauf ein. Jeder aß einfach weiter und machte sich danach auf den Weg zur Arena, um zu trainieren, auch wenn keiner richtig Lust hatte. Alle außer Heidrun. Diese blieb im Clubhaus und holte die Karte. Entschlossen legte die junge Frau das Papier auf den Tisch und entfaltete es. Um die fünf Mal las die Wikingerin den ganzen Text ausführlich durch und suchte nach einer Möglichkeit, Astrid wieder zurück zu holen. Gerade wollte sie die ganzen Sätze ein sechstes Mal sehen, da erhellte sich ihr Gesicht. Das Schreien vor Freude konnte sie sich fast nicht unterdrücken. Sie ging ihre Vermutung nochmal gedanklich durch. Und es war perfekt! Warum beim Thor waren sie da nicht früher drauf gekommen?!

Die Drachenreiter verließen nach zehn Minuten die Arena wieder, da das Training einfach keinen Sinn hatte. In dem Fall konnte man nicht einmal Training sagen. Die Sonne ging gerade unter und die Dämmerung brach an. Gerade wollten sie auf der grünen Wiese auf ihre Drachen steigen, um nach Hause zu fliegen, da hörten sie einen Schrei. Alle Köpfe drehten sich zu der schwarzhaarigen Frau, die fröhlich schreiend auf sie zu lief. Noch immer kreischend blieb sie vor ihnen stehen. Die Drachenreiter kamen zu ihr und bildeten einen Halbkreis. ,,Wow! Heidrun komm runter!", beruhigte Hicks sie. Nach ein paar Sekunden verstummte die Frau. ,,Was ist-", wollte Rotzbakke fragen, doch da platzte es aus Heidrun heraus: ,,Ich habe etwas gefunden! Ich weiß, wie wir Astrid zurück holen können!",,Was?!Wie?", stürmten die Worte aus den Mündern der Zwillinge und Fischbein heraus. ,,Es war so einfach zu erkennen! Das wir da nicht gleich drauf gekommen sind...", murmelte die Wikingerin. ,,Heidrun? Wie?!", wiederholte Rotzbakke die Aussage von vorher. Die Schwarzhaarige schaute durch die Runde und ihr Blick blieb bei einem bestimmten Gesicht stehen. Nach mehreren Sekunden sah sie wieder zu den anderen. ,,Es ist so einfach. Natürlich kann die falsche Liebe nur durch eines erlöst werden...und zwar durch die wahre Liebe!"

Hiccstrid ~ Falsche Liebe ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt