2. Nicht wirklich die besten Freunde

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Es war Mittag, als der junge Mann langsam die Augen öffnete. Dadurch dass er verschwommen sah, musste er ein paar Mal blinzeln. Doch auch trotz dieser Erkenntnis, konnte er Umrisse von Menschen erkennen. Er richtete sich auf und kniff seine Augen zusammen. Seine Sicht wurde wieder klar und er erkannte sechs Wikinger. Zwillinge, die eine davon ein Mädchen, der andere ein Junge. Ein ziemlich fester, blonder Junge und ein Kleinerer mit schwarzen Haaren, der doch etwas muskulös war. Vor den beiden stand ein braunhaariger Junge, der eher schmächtiger aussah. Neben ihm stand auf der anderen Seite des Bettes ein Mädchen. Und dieses Mädchen war unfassbar schön. Blonde Haare und wundervolle blaue Augen. Wie ein Blitz schoss es durch seinen Kopf. Die wird er sich schnappen. Ganz sicher! Auch wenn sie einen Freund hatte, war es egal. Diese wollte er auf jeden Fall. Wie hypnotisiert starrte er auf die Wikingerin und grinste bei dem Gedanken. Der schmächtige Junge schaute unfassbar zwischen ihnen hin und her, da die Blondine den Blick, wenn auch etwas verwirrt, erwiderte.
,,Ähm...möchtest du uns nicht etwas über dich erzählen?", fragte der Braunhaarige, um ihn aus seiner Trance zu wecken. Der Mann schüttelte den Kopf und wandte den Blick von diesem wunderschönen Mädchen ab. ,,Ja natürlich...Ich bin Tint, Tint Heden. Und wer seit ihr?" Bei all den anderen Wikingernamen war es ziemlich normal, dass er so hieß.
,,Ich bin Hicks, das ist Fischbein. Rotzbakke und die Zwillinge Raffnuss und Taffnuss...", erklärte der junge Mann und deutete mit der Hand auf die jeweilige Person. Gerade wollte Hicks weiter reden, da kam Tint ihm zuvor: ,,Und wie heißt diese wundervolle Schönheit?" Damit deutete er auf die hübsche Blonde. ,,Ich bin Astrid.", sagte diese, ohne auf das Kompliment einzugehen. ,,Was für ein wunderschöner Name.", schwärmte Tint. Astrid blickte nur stumm zu Boden. Hicks schoss leichte Röte ins Gesicht, und zwar vor Wut. ,,Was ist mit deinem Schiff passiert?", fragte Fischbein.
Tint schaute zu Boden und sprach:
,,Da draußen im Ozean waren so große Wellen, dass ich einen Schiffsbruch erlitt. Anscheinend bin ich hier angeschwemmt worden. Wie geht es meinem Schiff?" Hicks lächelte falsch und sagte: ,,Najaaa...Es hat ziemlich was abbekommen. Das dauert noch, bis es repariert ist. Keine Sorge, bald bist du hier wieder weg." Tint grinste und murmelte so dass es niemand verstand: ,,Aber dann nicht alleine."
,,Was?", fragten alle im Chor. ,,Nichts!"
Hicks stellte bald darauf die Frage: ,,Warst du auf diesem Schiff alleine?" Tint nickte nur. ,,Okay...Jedenfalls bis dein Boot repariert ist, was wahrscheinlich ein bis zwei Tage dauern wird, bleibst du einfach hier." ,,Danke, aber wo genau bin ich?" ,,In einem Art Gästezimmer. Haben wir letztens erst gebaut.", antwortete Fischbein. ,,Okay."

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Jeder saß am Tisch und aß zu Abend. Im Moment waren sie noch zu sechst. Tint machte irgendetwas in seiner Gasthütte. Die Drachenreiter hatten ihm zwar die Insel und die Drachen gezeigt, doch mehr nicht. Und es würde auch nicht zu mehr kommen. Sie durften ihm nicht zu sehr vertrauen. Vorallem Hicks traute ihm nicht. Wahrscheinlich weil er ihn nicht mochte. Und dies war so gekommen, da er die ganze Zeit versuchte, Astrid anzumachen. Diese wehrte sich nicht einmal dagegen, sondern ignorierte ihn einfach. Astrid hätte Rotzbakke sofort geschlagen und bei ihm? Nichts. Hicks konnte das ja eigentlich egal sein, da er nur ihr normaler Freund war. In ihr Liebesleben sollte er sich nicht einmischen. Aber trotzdem fühlte er einen Funken in sich selbst drinnen. Ein Funken der immer größer wurde. Ein Funken der Eifersucht.
Der junge Drachenreiter hatte sogar Tints Boot schon fertig repariert, damit er so schnell wie möglich verschwindet. Es kostete ziemlich viel Arbeit, aber das war es wert. Morgen würde er endlich gehen. Dieser eine Tag kam Hicks wie eine Ewigkeit vor.
Jedenfalls saßen Astrid und Hicks wie immer nebeneinander. Sie wechselten fast kein Wort miteinander. Endlich kam auch Tint dazu. Und zwar mit einem Becher in der Hand. ,,Wir haben Getränke schon hier.", berichtete Rotzbakke. ,,Ja aber dieses selbstgemachte Getränk ist speziell für Astrid gemacht." Mit einem Lächeln nahm er sich einen Stuhl und setzte sich. Aber nicht irgendwo hin, sondern direkt zwischen Hicks und Astrid. ,,Hier Mylady.", sagte Tint, küsste die Hand des Mädchens und stellte den Krug vor Astrid auf den Tisch. Astrid zog sofort sie Hand weg und ging auf das 'Mylady' nicht ein. Hicks musste sich zurück halten, nicht irgendetwas einzuwenden oder den Kerl anzuschreien. ,,Na komm, koste mal!", zettelte Tint Astrid an. Diese nickte kurz und knapp. Dann nahm sie das Getränk und blickte hinein. Die anderen schauten einfach nur zu, da es sonst keinen Tratsch gab. Diese Flüssigkeit war komisch lila und sah etwas ekelhaft aus. ,,Auf ex.", sprach Tint. Astrid nickte nochmal und trank alles auf einmal hinunter. Schmeckte nicht einmal so übel. Die junge Frau stellte den Krug wieder hin und aß weiter. Alle anderen konnten noch immer kein Gespräch anfangen, also machten sie sich auch wieder an ihr Abendessen ran. Als Tint plötzlich auf Astrids Hand sah und die noch immer blutende Wunde darauf bemerkte, schrie er: ,,Astrid, was ist das?!" Astrid sah ebenfalls auf ihre Hand herab und sprach: ,,Hab ich von dem Boot. Das ist nicht aber schlimm, glaub mir." Tint sah sie geschockt an und gab zu bemerken: ,,Das soll nichts sein? Sieh sie dir doch an. Es blutet total!" Astrid wollte etwas sagen, doch Hicks kam dazwischen: ,,Glaub mir, sie sagt das immer. Also tanz nicht so lange drauf rum." Auf einmal erntete Hicks einen wütenden Blick von Tint. ,,Du brauchst erst garnicht reden! Du warst dabei und hast nichts unternommen!", pfauchte der Blonde ihn an. Bevor Hicks etwas sagen konnte, drehte sich Tint um und holte einen Verband aus einer seiner Taschen in der Fellweste heraus. Vorsichtig wickelte er ihn um Astrids Hand. Hicks sah dem Geschehen nur wütend zu. Langsam aber wurde dem jungen Mann bewusst, dass Tint recht hatte! Warum war Hicks nicht für seine Freundin dagewesen? Auch wenn er wütend war, hätte er ihr doch helfen können! Wie konnte er sie nur so im Stich lassen? Hicks war sich garnicht bewusst, was er getan hatte. Dies würde Hicks sich nie verzeihen können.
Ein ,,Danke." von Astrid riss den Wikinger aus seinen Gedanken. Sie lächelte genauso wie Tint. Sie sahen sich wie frisch Verliebte in die Augen. Wie sonst auch wurde Hicks schon rot vor Wut und Eifersucht. Warum war Hicks nur so eifersüchtig? Sie waren nur Freunde. Aber vielleicht wusste ein kleiner Teil in ihm drinnen, dass er dies nicht wollte, sondern mehr. Alle Drachenreiter sagten nichts und aßen wieder weiter, als plötzlich ein schmerzerfülltes Wimmern den Raum füllte. Alle Blicke gingen zu Astrid, die sich ihren Bauch hielt und ihre Augen zusammen kniff, um nicht zu weinen. ,,Astrid was i-", wollte Hicks fragen, doch Tint lehnte sich so zu Astrid, dass er Hicks überdeckte und fragte selber: ,,Mylady alles in Ordnung?" Hicks Kragen würde bald platzen, wenn dieser Typ so weiter machen würde! Astrid schüttelte langsam dem Kopf und man konnte eine Träne erkennen, die ihren Weg auf ihren Wangen fand. ,,Nein, mir ist total schlecht. I-ich glaube ich habe zu viel gegessen.", stotterte Astrid leise und stand somit auf. Schnell lief sie aus dem Clubhaus hinaus zu ihrer eigenen Hütte.
Reflexartig stand Hicks auf, um Astrid nach zulaufen, doch dann merkte er, dass er nicht der Einzige war. Tint stand ebenfalls und sah Hicks wütend an. ,,Ich denke ich sollte lieber zu Astrid gehen.", sagte Hicks mit einem mahnenden Unterton. Die anderen Reiter, die heute fast nichts sagten, schauten allem nur still zu. ,,Warum solltest du und nicht ich?", fragte Tint zornig und beugte seinen Kopf nach vorne, sodass nur wenige Zentimeter ihre beiden Gesichter trennten. ,,Ich bin zufällig ihr bester Freund und du nur ein Fremder!", pfauchte Hicks ihn an. ,,Und warum sollte sie sich dann so eingeschüchtert zu dir verhalten?", fragte der Blonde mit einer dunklen Stimme. Hicks sah kurz zu Boden und murmelte: ,,Wir haben Streit..." Tint grinste düster und meinte: ,,Dann ist das ein Grund mehr, dass du nicht gehen solltest!" ,,Aber trotzdem bin ich ihr Freund und dich kennt sie kaum!", sagte Hicks und funkelte Tint drohend an. ,,Du hast doch schon genug angerichtet! Du hast gar nichts getan, als Astrid deine Hilfe brauchte, also übernehme ich das nun!" Damit lief Tint aus der Hütte hinaus. Hicks wollte ihm hinterher rennen und etwas einwenden, doch er gab sich ausnahmsweise geschlagen. Vor Wut schnaufend setzte der Wikinger sich wieder an den Tisch. Die anderen Reiter sagten nichts weiter.
Morgen würde Tint endlich wieder gehen und alles würde wieder normal sein!

Hiccstrid ~ Falsche Liebe ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt