„Du hast mir alles von dir erzählt und ich in dieser Hinsicht bin ich es dir auch schuldig, von mir zu erzählen. Also...", nachdem ich die erste Hälfte des Satzes gehört habe, wurde er auch schon direkt von mir unterbrochen: „Du schuldest mir rein gar nichts. Ich wollte dir meine Geschichte erzählen, weil ich von mir aus bereit war und du auch den Anschein hattest, daran interessiert zu sein. Du schuldest mir gar nichts, außer glücklich zu sein und dich vollständig zu erholen. Hörst du mich?"

Seine Reaktion darauf war, dass er seine Hand auf meinen Mund legte und „Kannst du mich auch ein einziges Mal ausreden lassen?" erwiderte. Während meiner Standpauke hat sich ein Lächeln auf seinen Lippen geformt und euphorisch speicherte ich mir dieses Bild in meinem Gedächtnis ab.

Mir blieb nichts anderes übrig als zu nicken und ich versuchte das starke Kribbeln zu verdrängen, welches durch den Körperkontakt verursacht wurde. Dennoch wollte ich nur meine Augen schließen und die geringe Distanz zu ihm genießen, seinen tollen Geruch einatmen und meinen Kopf auf seine breite Schulter legen. Ich habe ihn wirklich vermisst.

Tief lufteinholend meinte er: „Ich werde dir irgendwann in den nächsten Tagen alles, wirklich alles, von mir erzählen. Ob du es willst oder nicht, ist mir egal. Ich werde dich dann vor mich setzen und dir gegebenenfalls mit einem Megafon meine Lebensgeschichte herunterleiern. Du wolltest es schon immer wissen und jetzt hast du bald die Gelegenheit. Nimm es so wie es ist oder lehne es ab, beides hindert mich aber nicht daran, zu reden. Hast du mich verstanden?"

Erneut nickte ich, antworten konnte ich durch seine Hand immer noch nicht. So dominant wie er in diesem Augenblick wirkte, hätte ich sowieso kein „Nein" herausgebracht. Er war wirklich sexy, wenn er aus sich herauskam. Klare Gedanken, Nathan!

„Und die letzten Tage werden wir genießen. Mir ist es ebenfalls bei diesem Thema egal, ob du es willst oder nicht. In diesem Fall wirst du mir aber wahrscheinlich nicht widersprechen, oder? Es war deine Intention hinter dem ganzen Trip, habe ich Recht?", fragte er und sein linker Mundwinkel hob sich zu einem süßen, selbstgefälligen Lächeln.

Selbstbewusstsein sah noch nie so gut aus.

Ein Klingeln an der Tür unterbrach seine Gesprächigkeit und ich musste zugeben, dass ich seinen Redefluss liebte. Trotzdem musste ich mich ein wenig von ihm lösen und machte mich schnell daran, an die Tür zu gehen und zu schauen, wer klingelte. Ich wollte nur noch zu ihm und keiner hatte das Recht, unseren Moment zu unterbrechen.

„Hier ist eine Bestellung für... Blue? Tut mir leid für die Störung, aber einer meiner Kollegen hatte vergessen, die Nachspeise beizulegen", meinte ein junger Pizzabote und reichte mir die zwei Boxen voller heimischer Backwaren und Süßigkeiten.

Ich bedankte mich schnell und gab ihm etwas Trinkgeld, denn wer würde freiwillig nachts eine Bestellung vollenden? Vor allem im Winter und kurz vor Silvester. Definitiv nicht ich.

„Wie wäre es, wenn wir uns jetzt noch einen gemütlichen Abend machen. Filme schauen und so weiter?", fragte ich während Paul die Boxen auf den Tisch vor dem Fernseher hinlegte und ich in der Küche nach Besteck, Geschirr und Servietten suchte.

Und so verbrachten wir die ganze Nacht. Fanden mehr über uns heraus im Sinne von Interessen und diskutieren über die verschiedenen Enden der unterschiedlichen Filme von diversen Genres.

Dabei wurden wir immer müder und ich realisierte kaum mehr, wie Paul mir zuckersüße Sätze ins Ohr flüsterte. Es war offiziell: ich schwebte auf Wolke 7. Wer hätte gedacht, dass sich die Atmosphäre zwischen uns beiden von heute auf morgen schlagartig ändern konnte.

Ich glaubte, dass der Deal uns neue Türen öffnete und uns beiden eine Chance gab, die Zukunft auszublenden. Alles was zählte war das hier und jetzt.

Nathan |  ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt