ROLLENTAUSCH

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PAULS POV


Ich vermisse dich. Ich will dich in meine Arme schließen, deine feingliedrige und definierte Figur anfassen. Ich will neben dir liegen, deinen besonderen Geruch einatmen und dir etwas kochen, da du mir viel zu tollpatschig bist. Ich will durch deine geschmeidigen Haare fahren, deine Gesichtsstrukturen nachfahren und deine Körperwärme fühlen. Ich will so viel, aber letztendlich will ich nur dich. Doch das wird niemals wieder passieren. Ich brauche dich. -Paul


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Die Shoppingtour verlief ruhig und kommunikativ, was mich verwunderte. Ich war ziemlich asozial und ignorant gegenüber Nathan, meinem Versorger und trotzdem ging er immer noch nett und respektvoll mit mir um. Am Vormittag herrschte eine angespannte Stimmung zwischen uns, doch es legte sich mit der Zeit. Ich war ihm dankbar, dass er wirklich versuchte mir die vorübergehende Bleibe bei ihm so angenehm wie möglich zu machen. Auch wenn ich mich wie das größte Arschloch benahm, half er mir und versuchte immer wieder, mich zum Reden zu bringen.

Zum Beispiel half er mir beim Gehen; ich hatte immer noch leichte Krämpfe und er blieb wirklich immer geduldig stehen und stützte mich, bis der Schmerz wieder nachließ. Es war sein Job, dennoch konnte ich mich wirklich glücklich schätzen, dass er einigermaßen mit mir zurechtkam. Jedoch hat er einen schwachen Punkt bei unserem Kennenlernen angesprochen und es schmerzte einfach zu sehr, an die Vergangenheit zu denken. Vielleicht sollte ich ihm einfach noch eine Chance geben, er verdiente es und wir würden die nächste Zeit nicht schweigend miteinander verbringen. Er war schlussendlich auch nicht für meine Situation verantwortlich.

Gerade waren wir dabei, uns einen Sitzplatz zu suchen, als ich stechende Blicke an meinem Rücken spürte. Als es immer unangenehmer wurde, drehte ich mich schließlich um und blickte in zwei Augenpaare die mich geradewegs ermordeten. Sie merkten, dass ich sie erwischt habe und drehten sich abrupt um und diskutierten leise miteinander.

Ich kniff meine Augen zusammen und verstört drehte ich mich zu Nathan, der mit zwei dampfenden Bechern aus dem Café herauskam. Vielleicht sah es ja so aus, als wären wir ein schwules Paar. Aber waren wir nicht im 21. Jahrhundert und offener bezüglich Sexualität und Gender geworden? Scheiß Homophobe. Dankend nahm ich den Becher an und schlurfte entspannt daraus. Wir unterhielten uns über belanglose Sachen, bis ich das Pärchen wieder bemerkte. Und dieses Mal starrten sie uns an, als hätten wir selber gerade eben etwas Kriminelles gemacht.

„Dieser Typ starrt dich schon seit einer Weile an", unterbrach ich sein in-die-Luft-Starren und verwirrt sah er in die Richtung in die ich blickte. Er musterte das Pärchen missbilligend und sagte dann zu mir, dass es seine Ex sei. Ehrlich gesagt, passten sie gar nicht zusammen. Sie sah aus wie eine Prostituierte von nebenan, während er einfach total freundlich und... unschuldig war?

Ich wollte nachfragen warum sie sich getrennt haben, als der Typ auf uns zukam. Bevor ich Nathan warnen konnte, war der Mann schon vor uns. Ich dachte mir nur, dass er ein paar feige Wörter herausbringen und einfach unschlüssig stehen bleiben würde. Also biss ich genüsslich in mein Cookie, doch verschluckte mich fast als der Unbekannte Nathan auf den Boden schmiss. Was eine Verschwendung seiner Kraft, als könnte er Nathan ein Haar krümmen.

Und dann ging alles so schnell und ich kam kaum mit dem Konflikt mit. Sie warfen sich kindische Sachen an den Kopf und anscheinend brachte Nathan überzeugendere Argumente, denn der Typ schlug ihm frontal ins Gesicht. Geschockt saß ich da, stellte meinen Kaffee zur Seite und brachte mein Soldaten-Ich an die Oberfläche, da sämtliche Alarmglocken bei mir schrillten.

Nathan |  ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt