I for Impulsive

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SOPHIA   23. Februar - 27. Februar 2016 London, England

Es fiel mir unglaublich schwer, nicht vor Lachen beim Laufen den Boden zu küssen. Liam trug ein sexy anliegendes schwarzes Kleid, versehen mit unzähligen Pailletten und einem lilafarbenen Gürtel. Passend dazu hatte Marius ihm lila Smokey-Eyes geschminkt. („Gott, das ist total deine Farbe, Lee!")

In schwarzen Heels stöckelte er grazil, wie ein Storch im Salatbeet, über die Straße. Es wunderte mich, dass er dem Ganzen überhaupt zugestimmt hatte. Von Hannah und Sarah hatte ich, während meines Wochenendes in Wolverhampton, erfahren, dass Liam zu Beginn des Jahres unheimlich arrogant und ignorant gewesen war. Seit einigen Wochen schien er jedoch gegen sein altes Ich ankämpfen zu wollen. Dabei wollte ich ihm unbedingt helfen, denn noch immer zerfraßen mich meine Schuldgefühle. Nur deswegen hatte ich ihn gebeten, mich in Marius' Stammclub zu begleiten. Dass er sich tatsächlich darauf einlassen würde sich zu verkleiden, hätte ich niemals für möglich gehalten. Schließlich hatte Marius ihn bloß ein wenig ärgern wollen.

„Ja, ja. Lach du nur", fluchte er und stakste hinter uns her. „Alter, ich bin keine fünf Minuten am Laufen und mir fallen die Füße ab. Wie macht ihr Mädels"- Er unterbrach sich selbst und schaute neidisch zu Marius alias Violet und Alicia, welche eine graziler als die andere über das unebene Kopfsteinpflaster stolzierten. „- und Jungs das? Ich will mir am liebsten die Füße absägen."

„Wer schön sein will, muss leiden", grinste Marius frech und hielt uns die Tür auf.

Beeindruckt blickte ich mich um und wusste gar nicht, wo ich zuerst hinschauen sollte. Auf dem Weg ins »Graceland« hatte Marius mich mental darauf vorbereiten wollen, in welch künstlerischen Himmel ich mich begeben würde. Und er behielt Recht. Meine Augen wussten nicht, wohin sie zuerst sehen sollten. Obwohl die meisten Kostüme förmlich nach Aufmerksamkeit schrien, fühlte sich meine Muse geküsst. In meinem Kopf bastelte ich mir unzählige Skizzen und Entwürfe zurecht. Meine Finger kribbelten und ich konnte es beinahe schon nicht erwarten nach Hause an meinen Block zu kommen.

Liam hingegen hielt sich vornehm zurück. Er starrte wie festgewachsen auf die Bühne und als ich sah, wie sich ein Mann, geschminkt und verkleidet als Blondine und eine Frau, wiederum geschminkt und verkleidet, als ein Mann, lasziv aneinander rieben, schenkte ich der Musik zum ersten Mal wirkliche Beachtung.

Scheiße.

» I'm seeing the pain, seeing the pleasure. Nobody but you, 'body but me, 'body but us, bodies together. I love to hold you close, tonight and always «

Mir blieb die Spucke im Hals stecken. Das musste ein Scherz sein. Völlig überzogen rieb sich „Gigi" an „Zayn" und brachte das Lokal zum Kochen. Etwas panisch wanderte mein Blick sofort zu Liam. Erst gestern Abend hatte er sich bei mir entschuldigt. Auch wenn ich mir nie wirklich sicher war, was in ihm vorging, glaubte ich ihm. Wollte ihm glauben. Dieses Mal  nahm ich ihm wirklich ab, dass er es ernst meinte.

Jeden Tag musste er deutliche Fortschritte gemacht haben, was ich alleine an seiner Reaktion im Krankenhaus bemerkt hatte. Doch jetzt? Jetzt hatte ich Angst, dass dieser kleine Vorfall ihn zurück werfen könnte. Wenn ich vorher gewusst hätte, dass ein befreundetes Paar von Alicia und Marius Liams Ex-Bandkollegen und seine Modelfreundin parodierten, hätte ich ihn niemals mit hier her genommen.

Bevor ich mir allerdings die schlimmsten Szenarien hatte ausmalen können, hörte ich schallendes Gelächter zu meiner Linken. Seine Augen strahlten, ich fand kleine Fältchen, Grübchen und ein breites Grinsen. Er schaffte es beinahe nicht mehr aufzuhören und alleine der Klang fegte jegliche Bedenken beiseite. Er schien völlig darüber zu stehen und sich nicht mehr zurück werfen lassen zu wollen. Leichter Anflug von Stolz überkam mich und mein Lächeln ließ sich gar nicht mehr abschrauben.

B for Buddy ⚜️ LPWhere stories live. Discover now