H für Handy, Hass und Halt die Fresse!

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LIAM   11. Januar 2016 Buenos Aires, Argentinien

Schwungvoll schloss ich die Autotür hinter mir. „Bring mich in den nächsten Apple Store."

Der Anschnallgurt surrte, als ich ihn aus seiner Verankerung zog, um mich anzuschnallen. Paddys Fahrstil, der offensichtlich von Preston geschickt worden war, war definitiv zu...fragwürdig, um meinen hübschen Hintern zu riskieren. Letzterer drehte sich langsam zu mir um, musterte mich unnötig lange und räusperte sich. „Bist du dir sicher? Du siehst eher aus, als solltest du erst mal ins Hotel und deinen Rausch ausschlafen." Demonstrativ rümpfte er die Nase. „Und duschen wäre wohl auch keine schlechte Option."

Verächtlich schnaubte ich auf und sah aus dem Fenster. „Du wirst dafür bezahlt meinen Arsch dort hin zu bringen, wo ich will, also tue das auch."

„Wenn du so weiter machst, Payne, suche ich mir einen anderen Arsch, den ich durch die Weltgeschichte kutschiere." Sichtlich beleidigt legte Paddy den Gang ein, sah sich nach hinten um und fädelte sich in den argentinischen Verkehr ein. Grinsend konnte ich mir einen Gedanken nicht verkneifen: „Das war wohl der einzige Verkehr, an dem er noch teilnahm."

„Tue dir keinen Zwang an." Abwesend sah ich aus dem Fenster und begann ihn einfach zu ignorieren. Ich war nicht angewiesen, auf einen Bodyguard, der noch in der Ära Higgings feststeckte. Craig, der neue Typ, der meinte Ordnung in unser Leben bringen zu müssen, war vollkommen in Ordnung. Nicht so herzlich und aufdringlich, wie Paul es immer gewesen war. Aber seit unser selbsternannter Band-Daddy ausgestiegen war, tat Paddy so, als müsse er in Pauls Fußstapfen treten. Und das ging nicht nur mir gehörig auf die Nüsse.

„Arsch." Ich hörte ihn zwar schnauben, kümmerte mich dennoch lieber darum, die Bilder, die sich mir heute Morgen geboten hatten einzuordnen. Leicht angewidert dachte ich an die Oma-Unterhosen, die ich im Schlafzimmer gesehen hatte. Mir war mittlerweile bewusst, dass ich wohl einen kleinen Absturz gehabt haben musste. Das würde den fürchterlichen Kater erklären. Trotzdem konnte ich mir einfach nicht erklären, wo ich diese Augen schon mal gesehen hatte. Woher kannte sie meinen Namen? War sie auch so ein verrückter Groupie? Bei genauerem Nachdenken ließ sich diese Option wohl ausschließen. Wäre sie ein Fan hätte sie mir wohl kaum mein bestes Stück so ramponiert. Eine Frage ließ sich aber weiterhin nicht verdrängen: Wenn ich wirklich in meiner eigenen Kotze gelegen hatte, warum hatte sie mich nicht einfach verrecken lassen? Es gab genug Leute, die ihr dafür glücklich die Hand geschüttelt hätten.

„Wir sind da." Mürrisch meldete sich Paddy von vorne zu Wort.

„Schön." Ich schnallte mich ab, verdrängte jegliche Gedanken an die Monsterunterhosen der eigentlich recht nett Anzusehenden von heute Morgen und steuerte direkt auf den überbelichteten Apple-Store zu. Paddy blieb im Wagen sitzen, kramte nach seinem Handy und starrte mit grimmigem Gesichtsausdruck auf das völlig veraltete Teil. Mein Gott, was eine Memme.

Im Geschäft angekommen brauchte ich einige Sekunden, bis ich mich an das blendende Licht gewöhnt hatte. Die durch und durch weiße Ausstattung, die weißen Elektrogeräte und meine von der durch zechten Nacht geschädigten Augen vertrugen sich einfach nicht auf Anhieb.

Schnell wie der Blitz kam ein Angestellter auf mich zu gedackelt. Einundzwanzig, eins-sechzig groß, zweihundert Pfund schwer, Muttisliebling und Jungfrau. Solche Personen konnte ich nicht leiden, erkannte sie auf den ersten Blick. Grausam, wie manche Mütter ihre Kinder verkümmern ließen.

„Kann ich Ihnen behilflich sein, Sir?" Mit einem aufgesetzten Lächeln stand er vor mir, schwitzte wie ein Bulle und stammelte in gebrochenem Englisch.

„Ich bekomm' das schon alleine hin, keine Sorge." Zügig ging ich an dem Typ vorbei und steuerte zielstrebig die Auslage mit den neueren Modellen an. Das Neueste wollte ich mir nicht gleich kaufen, es war nicht lange auf dem Markt und ich war definitiv nicht in der Stimmung jeden zweiten Monat zu irgendeinem Techniker zu rennen, weil die neue Software nicht das tat, wozu sie eingestellt worden war. Also nahm ich das letzte Modell, dasselbe, wie es mein Handy gewesen war, bevor dieser Trampel es bei sechzig Grad in den Schleudergang geschickt hatte. Ich konnte froh sein, dass mein Geld nicht schwimmen gelernt hatte.

B for Buddy ⚜️ LPWhere stories live. Discover now