V für Verrat

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I hate your dumb tattoo
I wish you'd fly to the moon

Oh, and thanks for telling all your lies
'Cause now I realize
I'd rather date a rock

 You really suck.

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LIAM ➜ 02. Februar 2016 London, England

Wenn ich geglaubt hatte, ich konnte nicht noch tiefer fallen, als vollgekokst und betrunken auf einer Argentinischen Parkbank vor mich hin zu vegetieren, dann hatte ich mich getäuscht. Obwohl es sich zunächst angefühlt hatte, als hätte Eleanor ein mich beschützendes Netz über dem endgültigen Abgrund gespannt, schaffte Danielle es dieses in Flammen aufgehen zu lassen.

Im gedämmten Schein des Küchenlichtes stand sie in der Haustür. Sie trug den schwarzen satin-Bademantel, welchen ich ihr einmal aus Peru mitgebracht hatte. Ihre Haare waren zu engen Zöpfen geflochten, die bereits an ihrem Pony begannen. An ihren Füßen trug sie einfache schwarz gestrickte Socken.

Für mich war Danielle immer die wunderschönste Frau gewesen. Doch jetzt, wo sie sich erdreistete dort oben zu stehen und Kleidung zu tragen, welche ich ihr geschenkt hatte, jetzt legte sich ein Schalter um. Es machte ‚Klick', ich erinnerte mich an all die Male, in denen meine Freunde mich angeschrien und versucht hatten mir den Kopf zu waschen. Ich hatte ihnen nicht glauben wollen.

Jetzt tat ich es.

Die Schlampe hatte mich verarscht. Von vorne bis hinten hatte sie mich verarscht.

„Willst du nicht rein kommen?"

Nein, das wollte ich nicht. Ich wollte gehen. Oder sie anschreien und dann gehen. Ich wollte den Typen von Harrys Party erneut vermöbeln und dieses Mal gewinnen. Ich wollte mir eine Zigarre anstecken und ich wollte bei einem Glas Brandy am Ofen sitzen.

Doch ich tat nichts von alledem.

Stattdessen setzte ich einen Fuß vor den anderen und folgte Danielle in die Küche. Eine Küche, die ich bezahlt hatte. Sie bot mir einen Stuhl an, für welchen ich geblecht hatte und stellte mir ein Wasser vor die Nase, aus einem Glas, welches ich nicht nur ausgesucht, sondern auch bezahlt hatte.

Ungelenk ließ sie sich mir gegenüber auf den Stuhl fallen. Stille kam auf, welche mich dazu verleitete einfach losschreien zu wollen. Ich wollte sie anschreien, wollte ihr die Beschimpfungen an den Kopf werfen, welche mich so lange quälten. Doch ich tat es nicht. Stattdessen sah ich Danielle tief in die Augen und versuchte aus ihnen zu lesen, so wie ich es früher immer gekonnt hatte. Ihre dunkelbrauen Augen wirkten müde, sie glänzten nicht mehr und Danielle war eindeutig erschöpft. Mehr verrieten sie mir nicht mehr. Sichtlich nervös unter meinem starrenden Blick, pfriemelte sie an dem Teebeutel ihrer Tasse herum. Ich starrte sie weiter an. Der Wasserkocher meldete sich. Ich starrte sie weiter an. Das Wasser in ihre Teetasse gießend, verrührte sie den Zucker. Ich starrte sie weiter eindringlich an.

Minute um Minute vergingen, in der wir lediglich in der Küche saßen. Sie starrte vehement auf die Tasse und ich sah ihr dabei zu, wie ihr die Situation immer unangenehmer wurde.

Bis mir schließlich der Kragen platzte. Mit einem einfacher aber deutlichen „Warum?" störte ich die ekelhafte Stille.

Doch sie besaß nicht einmal den Anstand meine Frage zu beantworten. Anstatt mir klar und deutlich an den Kopf zu werfen, warum sie mich wie ein Stück Scheiße behandelt hatte, stand sie auf und faselte irgendetwas von Heißhunger auf Schokolade. Mit einer Tafel in der Hand ließ sie sich wieder fallen und ich konnte nichts weiter tun als ihren Bauch anzustarren. Darin wuchs etwas heran, was sie laut eigenen Aussagen, nie haben wollte. Es war ebenso ein Teil von mir, wie von ihr und trotzdem hatte ich bis eben nichts erfahren. War es doch Danielle, welche ich vor zwei Tagen am Flughafen gesehen hatte?

B for Buddy ⚜️ LPWhere stories live. Discover now