Kapitel 18.

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"Guten Morgen, Mädchen" ertönte Anabells freundliche Stimme.

"Morgen, Mum" nuschelte Yasmin und widmete sich wieder ihrem Essen.

"Guten Morgen" sagte ich und aß ebenfalls weiter, als Anabel das Esszimmer wieder verließ und in den Flur ein gebogen war. "Sie wirkte wenig verwundert, dass ich noch hier bin." sagte ich und richtete mein Blick auf Yasmin.

"Vielleicht hat sie sich gedacht, dass ich dich nicht mehr gehen lassen werde." erwiderte sie und sah mir in die Augen.

"Ach, war das alles also dein Plan, hm?" ich grinste sie frech an, worauf sie die Gabel weglegte.

"Vielleicht war es das" sie biss sich kurz auf die Lippe. Ihr Blick schweifte über meinen kompletten Körper. "Vielleicht aber auch nicht." Aus meinem Grinsen wurde ein Lachen. Amüsiert schüttelte ich den Kopf und aß weiter.

Nachdem Frühstück räumten wir das Geschirr weg, ehe wir wieder in Yasmins Zimmer gingen, wo uns mein klingelndes Handy empfing. Seufzend sah ich auf den Display und wartete bis es aufgehört hatte zu klingeln.

"Willst du nicht rangehen?" fragte Yasmin und schloss die Tür hinter sich.

"Es...es ist nur Alex. Er wird das sicher verstehen." nuschelte ich und seufzte ein weiteres Mal genervt auf, als sein Name wieder groß auf dem Display erschien und mein Handy erneut Töne von sich gab.

"Jetzt geh schon ran" meinte Yasmin und stellte sich vor ihren Kleiderschrank.

"Ja?"

"Emilia, hi. Wo steckst du?" Alex klang äußerst genervt "Bist du immer noch bei Yasmin?"

"Ja, bin ich. Ich komme demnächst nach Hause."

"Du kommst jetzt nach Hause oder noch besser fährst du ins Krankenhaus. Dein Bruder hatte einen Autounfall. Er saß betrunken am Steuer." sagte Alex ernst. Für einen Moment rutschte mein Herz in die Hose. Ich begann sofort meine Klamotten aufzusammeln. Yasmin sah mich verwundert an.

"Welches Krankenhaus? Wie geht es ihm?" winselte ich panisch.

"Hier im Klinikum. Und ich hab keine Ahnung wie es ihm geht. Das Krankenhaus hat auf Festnetz angerufen, nachdem sie dich unzählige Male auf dem Handy hatten versucht anzurufen."

"Gut, danke Alex. Wir sehen uns nachher" sagte ich und legte auf, ehe ich das Zimmer verließ und im Bad verschwand. Ich hörte noch wie Yasmin mir hinterher rief, jedoch ignorierte ich es. Ich zog mich schnell um und betrat wieder Yasmins Zimmer. Sie stand vor mir in jeglich einer Jeans und einem BH. "Oh s-sorry" stotterte ich und griff nach meinem Handy. Sie zog sich ein Oberteil über und ging auf mich zu.

"Emilia, was zur Hölle ist los?" verwirrt sah sie mich an.

"Leon liegt im Krankenhaus. Yasmin, es tut mir echt leid aber ich muss gehen."

"Ich fahre dich." sagte sie, fuhr sich kurz mit der Hand durch die Haare, ehe sie nach ihrer Handtasche griff und mich mit nach unten zog.

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Der Geruch von Desinfektionsmittel flog mir entgegen, als wir das Krankenhaus betraten. Schnellen Schrittes lief ich zur Rezeption und erkundigte mich nach meinem Bruder. Die Frau an der Rezeption nannte mir die Station auf der er war und sein Zimmer, wirkte jedoch sehr abweisend und unfreundlich. Ich wand mich nachdem ich die Informationen erhalten hatte an meine brünette Begleitung.

"Yasmin, du musst nicht mitkommen, ich kann verstehen, wenn du besseres zu tun hast." ich war ungeduldig, Nervosität durchflutete meinen Körper, doch war ich dankbar, dass sie mich gefahren hatte, es war deutlich schneller mit dem Auto, als mit dem Bus.

"Nein, ich würde gerne mitkommen, wenn es okay ist." meinte sie, wirkte ebenfalls nervös, aber natürlich war sie das. Es handelte sich hier um ihren Ex-Freund. Sie hatte ihn Mal geliebt, die Sorge war in gewisser Weise selbstverständlich.

"Ja, natürlich." sagte ich, nahm sie bei der Hand und lief die Gänge entlang, bleib letztendlich nach längerer Suche vor dem Zimmer meines Bruders stehen und atmete tief durch, legte die Hand an die Türklinke, doch öffnete sie nicht.

"Hey, alles ist gut." flüsterte Yasmin in mein Ohr und streichelte meine Hand.

"Ich hab Angst. Ich will ihn nicht sehen." nuschelte ich. Die Worte waren allerdings mehr an mich gerichtet als an Yasmin. Ich atmete ein weiteres Mal tief durch, klopfte an dir Tür, wartete einige Sekunden, ehe ich sie öffnete. Der Raum war weiß gestrichen. Zwei Betten belagerten den Raum. Ein hustender Patient in den einem und mein Bruder in dem anderen. Vor Leons Bett stand ein Arzt und besprach einige Dinge mit ihm. Sein Blick schweifte immer wieder auf das Klemmbrett in seiner Hand. Die Brille auf der Nase rückte er sich immer wieder zurecht. Durch leises Räuspern von Yasmin wurden die beiden unterbrochen. Leon sah uns erst genervt an, ehe er seine Stirn runzelte und auf unsere verbundenen Hände hinab sah.

"Sind sie Angehörige?" fragte der Arzt ruhig.

"Ich bin seine Schwester." antwortete ich und beobachtete  wie sein Blick fragend an Yasmin hängen blieb.

"Ist schon okay, sie scheint so was wie meine Ex-Freundin und jetzt Schwägerin zu sein" grummelte Leon. Mit verwundertem Blick nickte der Arzt das Ganze ab.

"Mein Name ist Dr. Simons." sagte er. "Ich bin der behandelnde Arzt von Herrn Stein." er reichte uns beiden die Hand. "Herr Stein, ich werde nachher noch einmal nach Ihnen sehen. Auf Wiedersehen die Damen" er entfernte sich vom Bett meines Bruders und verließ das Zimmer. Ich begann Leon nun zu mustern. Auf seiner Stirn hatte er ein großes Pflaster kleben und kleinere Naben wurden ebenfalls bedeckt. Von seiner Hand aus führte ein Schlauch ab. Neben ihm standen einige Maschinen und in dem Krankenhaus Nachthemd sah er lächerlich aus.

"Was ist passiert, Vollidiot?" fragte ich ernst, lies Yasmins Hand los und setzte mich auf einen Stuhl neben seinem Bett.

"Emilia, mach nicht so ein Drama draus. Ich hab wohl ein bisschen zu viel getrunken und gegen 'ne Laterne gefahren. Mir geht's gut." grummelte er. "Erzähl mir lieber wie lange das zwischen dir und meiner Ex läuft" er kreuzte seine Arme hinter seinem Kopf und tat auf cool.

"Diese Ex hat auch einen Namen." zischte Yasmin. "Und außerdem ist das jetzt nicht das Thema. Ich hatte ja gehofft, dass du draus gelernt hast, aber nein, natürlich greifst du wieder zur Flasche und das ohne Anlass! Und ich habe keine scheiß Ahnung was dein fucking Problem ist! Es kann dir doch egal sein, mit wem deine Schwester oder ich mich treffen! Verdammte scheiße, du hast es damals verbockt und ich ging davon aus, dass die Trennung nicht nur mir gut tun würde sondern auch dir! Fuck, ich dachte du hättest aus der Scheiße gelernt! Und ich hoffe für dich, nein ich hoffe für jede Frau da draußen, dass du dieses eine Mal daraus lernst und dich nicht noch mal ins Koma saufst!" Yasmins Stimme wurde bei jedem Satz lauter. Sie hatte genau das gesagt, was ich mich nicht getraut hatte. Ich wies sie stumm darauf hin, dass es einen weiteren Patienten in diesem Zimmer gab, woraufhin sie ihn entschuldigend ansah.

"Wusstest du das du echt heiß bist, wenn du wütend bist, Yasmin?" grinste Leon. So sehr er auch recht hatte, so verabscheute ich ihn in diesem Moment auch. Er hatte es gesagt, um Yasmin zu verärgern. 

"Fick dich, Leon!" zischte sie, ehe sie das Zimmer verließ. Seufzend sah ich ihr hinter her, überlegte ihr nach zu laufen, entschloss mich jedoch bei meinem Bruder zu verweilen. Hoffentlich würde sie warten. Ich unterhielt mich noch eine Weile mit ihm, hielt ihm eine Standpauke von der ich wusste, dass sie nichts bringen würde. Er blockte alles ab, tat auf cool, zeigte eine Seite, die ich nur selten von ihm zu sehen bekam, worüber ich auch froh war, denn diese Seite war zum kotzen.

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Ich bedanke mich schon mal für jegliche Art von Kritik ;)

The girl from the bus stop I girlxgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt