Kapitel 19:

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Verdammte Scheiße, ich war geliefert!

Völlig in Schock musterte ich meinen Chef, der hier mit Jogginghose und engem T-Shirt dastand und mich ebenso musterte. Doch als sein Blick zu seinem Handy hinunter wanderte und dann noch zu seiner Hand, in der sich seine Kopfhörer befanden, die er vor dem Sturz bewahren hatte, hätte ich mir selbst eine klatschen können.

Der Bildschirm hatte ein Spinnenmuster angenommen und war nur noch durch eine Reparatur zu retten.
Seine Brauen hoben sich und er schaute mir in die Augen.

,,Das..das war-"

,,Schon gut.", sagte er ruhig und nahm mir das Handy aus der Hand, warf ihm noch seinen letzten Blick zu, so, als würde er für einen kurzen Moment trauern müssen, und steckte dieses wieder in die Hosentasche.

,,Ich...ich kann das bezahlen, wirklich! Sie könnten mir sagen, woher-"

,,Ich sagte doch, dass das mir nichts ausmacht. Selbst wenn, war es auch zum Teil mein Fehler, Mrs. Harvey.", gab er harsch von sich und ich blinzelte, wegen diesem strengen Ton, ein paar Mal.
Er fuhr sich, sichtlich überfordert, durch die Haare.

,,Was suchen Sie überhaupt hier?", drang die Frage in meine Ohren. Ich fühlte mich unfassbar schlecht. So tollpatschig war ich normalerweise nie. Okay, vielleicht doch, aber das hier hatte soeben alle meine peinlichen Situationen übertrumpft.

,,Ich wollte einwenig...Luft schnappen, Sir."

Das Lächeln, das sich kurz auf seinen Lippen gebildet hatte, raubte mir den Atem. Ich hatte ihn bis jetzt noch nie lächeln gesehen. Es flatterte in mir, was eigentlich nicht sein durfte, da der Mann, der gerade vor mir stand, das Haus meiner Großeltern abreißen wollte und mich sogar indirekt vor meinen Arbeitskollegen bloßgestellt hatte.
Ich sollte ihn hassen, abgrundtief hassen.
Doch ich brachte es nicht über das Herz, denn ich spürte, wie sehr ich auf ihn reagierte, wie sehr mir das kurze Lächeln Wärme bereitete.

,,Sollten Sie nicht schon längst auf der Arbeit sein?", fragte er und ich schluckte. Sollte ich ihm erzählen, dass heute mein Geburtstag war?
Ich gab ihm ein gezwungenes Lächeln.

,,Ich habe heute frei.",gab ich von mir und presste meine Lippen aufeinander. Das Lügen war, wie gesagt, nie meins gewesen.
Eine Braue, von Mr. Mein-Handy-ist kaputt-aber-es schert-mich-nicht-da ich-mir-sowieso-tausende-von-leisten-kann, hob sich und im selben Moment grinste ich, da Mase und ich das immer bei unseren Lehrern getan hatten. Kindisch und doch unfassbar witzig.
Er legte den Kopf schief. Ich hatte ihn, mit meinem Grinsen, sichtlich verwirrt.

,,An einem Dienstag? Ich dachte ihre freien Arbeitstage waren an einem Sonntag?"

,,Ehm..ja...ich hatte mit Claire... getauscht.", sagte ich und schaute zu Boden. Ich fühlte mich von seinem stechenden Blick bedrängt.

,,Heute ist mein Geburtstag.", gab ich kleinlaut von mir, da ich mir vorstellen konnte, was für eine Reaktion auf meine vorherigen Worte, kommen würde. Ich würde ihn nur noch mehr verwirren, als ich schon tat.
Als ich meinen Kopf hob und ein Blitzen in seinen Augen wahrnahm, hätte ich so gerne gewusst, was in seinem Kopf vorging.

,,Ach, ist das so?", fragte er, doch das Gefühl, dass er es wusste, bekam mich nicht los.
Was bildete ich mir da bitte ein?
Ich nickte und starrte überall hin, außer in seine Augen, die mich förmlich in den Bann zogen.

,,Alles Gute.", sagte er monoton und ich bedankte mich.
Als eine unangenehme Stille einbrach, hallten auch schon die nächsten Worte Waynes in meine Ohren.

,,Ich wollte mich wegen letztens entschuldigen.", sagte er plötzlich und ich schaute fragend zu ihm.
Letztens? Welches 'letztens'?
Dann, als er so aufdringlich gefragt hatte, ob es mir denn gut ging? Oder die anderen Male?

,,Ich hatte nur das Haus kaufen wollen und mich nicht um Sie geschert...Was halten sie davon, wenn ich sie als Wiedergutmachung zum Abendessen einlade?"

Ich schaute ihn geschockt an und wusste nicht recht, was ich sagen sollte. Wayne war verunsichert. Der strenge CEO war gerade tatsächlich verunsichert gewesen!

Hatte er mich nun ernsthaft zu einem Abendessen eingeladen? Etwa ein Date?
Quatsch!

,,Ehm..Ja..das klingt...fantastisch!", sagte ich mit einwenig extra übertriebener Euphorie, wusste immer noch nicht, was das jetzt sollte.

,,Wie wäre es mit Freitag? "

Schon wieder dieses unfassbar heiße Lächeln, das...
Moment!
Meine Gedanken gingen gerade in die komplett falsche Richtung. Oh gott.

,,Perfekt."

•••

Schweratmend legte ich mich auf das lange Sofa und legte alle Tüten ab. Als ich auf dem weichen Leder lag, gähnte ich.

Die Shopping-Tour war anstrengend gewesen und das viele Essen schien nicht geendet zu haben, denn ich fühlte mich so, als könnte ich, als Tier, in den Winterschlaf fallen.
Gerade als Mason mit seiner Tasse zur Küche, die abseits vom Wohnzimmer war, schlurfte, gähnte ich erneut.

,,Wehe du gehst nicht hin!"

,,Ich dachte du würdest dich freuen, wenn wir nicht hingehen."

,,Ja schon, aber die Tickets habe ich immer noch gezahlt und mein Geld werde ich garantiert nicht verschwenden!"
Ich lächelte.

,,Ist ja schon gut."

,,Hätte es nicht ein Horrorfilm sein können?"

,,Mason, du weisst ganz genau, dass ich nur die kitschigen aller kitschigen Filme liebe."

Ich nahm nur ein Gegrummel wahr und schon war er verschwunden. Lächelnd drehte ich mich zur Seite, doch die Vorstellung, mit Mr. Wayne zu essen, machte mich hibbelig. Schuldete er mir dann nicht mehrere Abendessen, wenn man die anderen Stuationen in betracht zog? Mason hätte dies zu 100% genutzt. Ich lächelte, doch dann verschwand meine gute Laune wieder.

Seit heute Morgen, ging er mir nicht mehr aus dem Kopf.
So, als hätte er sich in mein Gehirn eingenistet.
Und genau das, jagte mir höllische angst ein.

Denn die Augen, die mich heute Nacht so sehr verstanden hatten, hatten seinen so geähnelt.

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