Kapitel 4:

1.1K 69 61
                                    


„Haben Sie eine Freundin, Mr.Wayne?", fragte Kate.

Ich biss auf meine Unterlippe, wodurch unser CEO kurz den Blick zu mir wandte.
Scheiße, Kate, was brockst du dir da ein?

„Mrs.Chaplin!", mahnte Mrs. Robinson Kate.

„Schon gut."

„Da es die erste Frage ist, werde ich diese beantworten. Liebe Katelyn, ich bin Single", fügte Wayne ruhig mit einem Unterton, der deutet, dass sie diese Fragerei besser lassen sollte, hinzu. Katelyn nickte wie hypnotisiert. Tatsächlich hebte ich, wie aus Reflex, meine Hand, da in mir schon die ganze Zeit eine Frage im Kopf schwirrt.

Er wandte sich zu mir, wodurch das Licht nun seine Augen intensivierte.
Jetzt erkannte ich seine Augenfarbe.
Dunkelgrün.
Er schaute mich erst lange an und dann fing er an zu blättern.

„Harvey...", mumelte ich.

„Mrs. Harvey", sagte er sicher und stach mich mit seinen Augen förmlich aus. Wie er meinen Namen aussprach, brachte mich aus dem Konzept.

„Was haben Sie nach dem Umweltprojekt vor zu tun?", fragte ich ruhig und versuchte keine Nervösität zu deuten, was scheinbar funktionierte, da alle Augenpaare auf mich gerichtet sind und diese fassungslos drein blickten. Doch ich fixierte mich nur auf den seltsamen Mann, der mich äußerst verwirrte.

„Ich habe mir schon ein anderes Projekt überlegt und dies werde ich wahrscheinlich auch umsetzten. Haben sie denn eine Idee?", fragte er auffordernd, doch er redete so mit mir, als würde kein anderer mehr in diesem Raum sein.

„Ich dachte mir nur, dass sie vielleicht auch die Qualitäten der Cafetaria ausbessern könnten. Außerdem finde ich unseren Garten nicht besonders ansehnlich", sagte ich immer noch in einer ruhigen Stimme.

Um der Firma gab es viele Beete und Gras, doch es hatte sich lange nicht mehr jemand darum gekümmert, weshalb die Blumen hinten schon abstarben und das Gras seinen Glanz verlor. Vorne wurde zwar hart daran gearbeitet, doch ich schätze es wurde mal Zeit, dass wir unsere Umgebung mal auffrischten.

Das Gegrummel der anderen stimmte meinen Worten zu. Er ließ die Dokumente los und lehnte sich locker zurück.

„Ich finde dieses Thema mehr als irrelevant oder nicht?", fragte er und wanderte mit seinem Blick über die anderen Mitarbeiter. Keiner sagte ein Wort, was ich verstehe.
Wer würde sich denn dem Vorsitzenden widersetzten? Doch ich teile nicht seine Meinung!

„Ich finde es nicht irrelevant."

Er schaute monoton zu mir, doch seine Augen hatten etwas Animalisches an sich. Ihm gefiel mein Widerspruch nicht, aber gleichermaßen schien es ihn zu verzücken. Angespornt von dieser Tatsache musste ich ihm mehr unter die Nase reiben.

„Und dass Sie Ihre Macht ausnutzen ist sogar noch schlimmer."

„Mrs. Harvey", mischte sich Mrs. Robinson nun ein.

„Dürfen wir hier etwa nicht ehrlich sein?", provozierte ich und schaute durch die Runde, viel zu bereit wo einiges zu riskieren.

Alle schauten auf den Tisch und andere schauen mich bemitleidend an.
Sogar Kate schaute nicht hoch. Habe ich es doch übertrieben? Fragend schaute ich den Vorsitzenden an, dessen Kiefer sich maßlos anspannten. Was war bloß mit mir? Warum ließ ich mich so provozieren? Doch es war doch auch auf der einen Seite die Wahrheit oder nicht?

„Selbstverständlich", sagte er und ich spürte, dass er sich am Riemen halten musste.

„Ich würde dennoch sagen, dass wir dieses Thema ein anderes mal aufgreifen sollten!"

Mrs. Robinson redete schnell und sie blickte ständig nervös zu Wayne.
Gut, jetzt sollte ich lieber nichts mehr sagen.
Doch nun fragte ich mich, seit wann ich so vorlaut war. Es war nicht typisch für mich, das stand klar. Aber wenn es um die Arbeit ging, ließ ich mich nicht bespaßen.

„Gibt es noch Fragen?", fragte er und griff meinen Vorschlag nicht nochmal auf.

-------------------------------

„Dieser Kerl hatte keine dreißig Minuten Zeit für uns", fauchte ich sauer.

„Du hast dich heute wirklich nicht von der Schokoladenseite gezeigt, obwohl diese doch so schön ist", scherzte Kate.
Genervt stieß ich sie an.

„Er hat keine Freundin!", sagte sie aufgeregt und klatschte sich begeistert in die Hände.

„Wie kann das möglich sein?!", fragte sie ungläubig und hakte sich bei mir ein.

„Also ich verstehe das", sagte ich grinsend und schaute zu Kate, die ihre Augen verdrehte.

Als wir raus gingen bliess uns kalte Luft entgegen.
Wie ich den Herbst doch liebte. Er hatte das gewisse etwas, was ich an ihm liebte.
Gedankenverloren schob ich einige Blätter, beim Laufen, beiseite.

„Sag mal, wo warst du heute eigentlich?" , fragte Kate neugierig und zog ihren Mantel enger an sich.

„Unwichtig."

Ich wollte nicht, dass sie sich wegen mir schlecht fühlte, dass sie nicht an meiner Seite sein konnte.
Doch ich verstand sie.
Schließlich konnte sie schlecht jeden Tag an meiner Seite sein. Es reichte mir schon, dass sie mich verstand und dass ich ihr vertrauen konnte. Mehr verlangte ich nicht von ihr, doch sie empfand dies nicht als genug. Sie wollte mich unterstützen, was ich jedoch nicht wollte. Sie sollte sich nicht noch mehr in meine Problem suhlen.
Und von meinen neuen Anfällen sollte sie, weder mein Bruder erfahren.
Ich wollte ihnen nicht unnötig Sorgen bereiten und wollte ihnen erst recht nicht Probleme machen.
Es war reine Zeitverschwendung.
Ich war reine Zeitvetschwendung.

„Wollen wir morgen zu Jerry's?" , fragte ich und lächelte um nichts Auffälliges zu zeigen.
Kate mag zwar ab und zu neben der Spur sein, doch mich konnte sie fast immer durchschauen.

„Du bist echt verrückt. Wir haben erst Feierabend und du überlegst schon, was wir morgen essen können? Außerdem kannst du dir eine Pizza gönnen, im Gegensatzt zu mir!", sagte sie vielsagerisch und schüttelte ihren Kopf, wobei ihre roten Löckchen in die Höhe flogen. Ich fing an zu lachen.

„MADAME CHAPLIN MACHT EINE DIÄT UND HAT HEUTE EINEN DÖNER GEGESSEN", brüllte ich lachend.

„PSCHT... jetzt sei doch nicht so laut" , sagte sie und schaute sich um. Ich lachte herzhaft und fühlte mich befreit von allem. Wohl fühlte ich mich und das besonders bei Kate.

Keine einzigen Autos, außer unsere beiden, sind noch auf dem öffentlichen Parktplatz. Die Straßenlichter flackerten ungeduldig.

„Ich habe dich erwischt, Katelyn", sagte ich und lachte.

Seltsamerweise fühlte ich mich...beobachtet?
So, als würde man unsere Schritte beobachten. Ich schaute zu Kate, die sich vor lachen nicht mehr halten konnte und schaute nach hinten, doch da war nichts. Niemand. Eine Limo hatte am Platz hinter uns geparkt. Stirnrunzelnd betrachtete ich das schwarze Auto.

„Er lässt sich jeden Tag fahren", sagte Kate plötzlich und ich hob meinen Kopf.
Ihr war meine Abwesenheit mehr als deutlich aufgefallen. Ich verdrehte die Augen und zog Kate näher an mich.

„Der ist ja verwöhnter als verwöhnt. Kann das überhaupt möglich sein?!", fragte ich genervt.

„Frag doch Mr. Perfect selbst", sagte sie und grinste über beide Ohren.

„Ha-Ha-Ha witzig."

„Sag mal, wann hast du eigentlich vor mir deinen Bruder vorzustellen?", fragte Kate nun und ich lächelte.

„Bald", sagte ich lächelnd.
Kate hob die Brauen. Dieses aufrichtige Lächeln hatte sie wohl nicht erwartet.

„Weißt du, du kannst dich glücklich schätzen keine nervigen Geschwister zu haben", sagte sie und schnaubte genervt.

Jaa sie hatte eindeutig die Nase voll von ihren 3-5 Jährigen Halbgeschwistern.

Ich nickte nur und musste an meinen Bruder denken.
Bald, Bruderherz, kann ich dich in meine Arme schließen.

Unforgettable Where stories live. Discover now