Kapitel 5:

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„Einen Bagel mit Ei, bitte", sagte ich lächelnd und legte das Geld auf den Tresen.

Die Frau überreichte mir freundlich den Bagel in der Tüte. Ich verließ das Geschäft und wählte Marys Nummer. Kate würde mich jetzt auf der Stelle stürmisch umarmen. Sie hatte mir erzählt, dass Mary sie gefragt hatte, ob ich sie nicht leiden konnte oder sie etwas falsches getan hatte. Katelyn war auch der Meinung, dass ich Mary völlig ausstieß. Sie hatte mich darum gebeten, Mary eine Chance zu geben und wenn Mary wirklich etwas falsches an sich hatte, würde sie nicht zögern und Mary lautstark zur Rede stellen. Und bei Kate war da nicht zu spaßen.
Nach einigem klingeln ging sie endlich ran.

„Was ist los, Rose?", fragte sie.
Ja, es war sogar unnormal, dass ich sie einfach so anrufte.

„Nichts", sagte ich unsicher.

„Hast du vielleicht Lust mit mir und Kate zu Jerry's zu gehen?", fragte ich schließlich und kaute auf meiner Unterlippe. Es war nicht leicht für mich, sie in mein Leben zu lassen. Eher gesagt in mein Privatleben.

„Das fragst du jetzt?", fragte sie belustigt .

„Wieso nicht?", fragte ich und biss genüsslich in mein Bagel. Ich bog ab und sah meinen kleinen Opel Adam in schwarz.

„Macht Kate nicht eine Diät?", fragte sie.

„Du kennst doch meine Überredungskünste, Mary", sagte ich und grinste, wenn Mary etwas mitbekommen hatte, dann waren es die Bestechungen, die ich Kate gemacht hatte, um mit ihr mal in ein Restaurant zu gehen. Kate, mochte es mehr Fastfood zu essen, was wahrscheinlich eher daran lag, dass sie keine Lust hatte ihre Beine zu vertreten. Sie war eindeutig die faulste von uns beiden oder sollte ich eher von uns drei sagen?

„Ich vertraue dir einfach", sagte sie und ich hörte den Spott in ihrer Stimme.
Vertrauen. Ich brauchte lange, bis ich Mary vertrauen konnte, doch eine Chance hatte sie wirklich verdient.
Als ich gerade etwas erwidern wollte legte sie nach einem kurzem 'Bis gleich dann' auch schon auf.

Mary fing mit der Zeit immer früher an, um somit auch nicht Überstunden machen zu müssen. Ich konnte - im Gegensatz zu Mary- überhaupt nicht früh aufstehen, weswegen ich für meine Schicht beim Bäcker immer zehn Wecker stellte. Es gab nichts schöneres, als beim hellen Morgenlicht geweckt zu werden. Acht Uhr war für mich schon früh genug und bald werde ich auch nur noch bei dieser Uhrzeit auf den Beinen stehen, nicht zwei Stunden früher.

Natürlich musste ich diese ganze Computer-Arbeit übernehmen, da Clara -eine meiner Kolleginnen- eine Grippe hat. Und da mich Mrs. Robinson, aus irgendwelchen Gründen, nicht leiden konnte gab sie mir auch noch einen Stapel Dokumente. Ich tippte darauf, dass es daran lag, dass ich beim Meeting nicht gerade schlau gehandelt hatte.
Ich musste sogar auf "Jerry's" verzichten. Okay nein nicht ganz. Marry und Kate sind so nett gewesen und brachten mir was mit, doch langsam sind mir diese ganzen Dokumente wirklich zu Kopf gestiegen. Ich hatte sogar den Schatten vor mir erst nach zehn Minuten wirklich bemerkt. Ich schnaubte und schaute auf. Ein Mann mit Anzug, der ziemlich gepflegt aussah, steht gerade neben mir. Er ähnelt den Männern von gestern.

„Der Vorsitzender möchte mit Ihnen etwas besprechen", sagte er ruhig und hielt den Blick mit mir stand. Sein Blick zeichnet eine Warnung nach, doch genauer konnte ich es nicht deuten.

„Der Vorsitzender?", fragte ich ungläubig.
'Ich dachte seit gestern würde er mich ausspießen wollen.', fügte ich in Gedanken hinzu. Er nickte nun.

„Gut, sagen Sie ihm, dass ich gleich vorbei komme", sagte ich und widmete mich dem Papierkram zu, sodass es aussah, als würde ich keineswegs für den Chef dieser Firma interessieren, wobei das eine fette Lüge war.

Im Augenwinkel sah ich, wie seine Augen kurz aufblitzten. Es war pure Überraschung. Plötzlich schob er mir einen Umschlag hin.

„Kommen sie bitte pünktlich. Er hasst unpünktlichkeit", sagte er und ging davon.

Ich hob meinen Kopf und schaute ihm gedankenverloren hinterher. Einige Mitarbeiter schauten mich überrascht und neugierig zugleich an. Ich wandte meinen Kopf wieder zum Umschlag. Er war beige und mit meinem Namen verziert. Handschrift. Schöne geschwungene Handschrift.
Ich machte den Umschlag auf, worin sich eine Karte befand. Sie wurde auch in einem beige gehalten, doch dieser war sichtlich einen Ton dunkler. Als ich die Karte öffnete prangte mir die weinrote Schriftfarbe entgegen und schrie nahezu danach gelesen zu werden.

Einladung zum Restaurant Guiseppe Italiano.

Ich sehe Sie um 16 uhr vor dem Restaurant. Sie kriegen ab 15:40 Uhr den restlichen Tag frei. Wenn sie es dorthin nicht schaffen, dann sagen Sie mir Bescheid und ich schicke Ihnen einen meiner Chauffeure.

LG
Dylan Wayne

Um die drillionen Male, las ich mir diese Sätze durch. Pah, er tut so als müsse er mir unter die Nase reiben, wieviel er besitzt.
Was will dieser Kerl bloß? An mir ist nichts, was man als besonders bezeichnen konnte. Möchte er sich bei mir wegen gestern bedanken? Schwachsinn. Das kann unmöglich sein!
Ich schaute mir seine persönliche Unterschrift an und machte fast die Karte, wegen meinem festen Griff, kaputt. Dylan ist also sein Vorname. Viel zu schön für so einen Mann. Schon vom ersten Anblick kam er mir unsympathisch rüber und dann schaute er mich auch noch so seltsam an.
Dieser Mann ist seltsam.
Wirklich seltsam.

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