Bei mir zu Hause

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So jetzt ist schon der 21.! Jetzt geht's nicht mehr lange bis zu unserer Weihnachtsüberraschung...

Nach 15 min stehen wir also praktisch vor meiner Haustüre… „Wow, in diesem Viertel wohnst du?“, fragt mich Styven plötzlich.

„Jep und das ist mein Zuhause…“, antworte ich und deute auf die Villa vor mir. Plötzlich kommen mir Zweifel, ob es so eine gute Idee war, Styven mit mir nach Hause zu nehmen. Eigentlich habe ich ja mal geschworen, nie einen meiner Kollegen zu mir mit zu nehmen, nicht einmal Gabriela habe ich je eingeladen… Allerdings kann ich ihn jetzt wohl kaum einfach wieder wegschicken… Nicht nachdem er sich extra die Mühe gemacht hat, mich zu begleiten.

Also lege ich meine Hand auf den Scanner und warte, bis sich das Einfahrts-Tor geräuschlos öffnet und uns hinein lässt. Styven blickt mich irgendwie komisch an. Wahrscheinlich war ihm nicht bewusst, dass meine Eltern reich sind. Gut, dann werden die andern es auch nicht wissen und genau das will ich ja. Ich will nämlich nicht, dass man mich für ein reiches Arschloch hält. Nicht das alle reichen Jungs automatisch Arschlöcher wären, aber ausser mir kenne ich eigentlich keinen, der nicht das Gefühl hat, etwas Besseres zu sein. (Na ja, ich glaube zwar auch, dass ich der Mittelpunkt des Universums bin, aber das hat nichts mit der Tatsache zu tun, dass meine Eltern reich sind…)

Als wir endlich den Eingang erreicht haben, bleibe ich zögernd stehen. Keine Ahnung wie meine Eltern reagieren werden, wenn sie Styven sehen, aber ich habe ein ziemlich schlechtes Gefühl. Noch einmal denke ich darüber nach, Styven einfach nach Hause zu schicken, aber das kann ich jetzt wirklich nicht mehr machen.

Also öffne ich zögernd die Türe, doch dann schliesse ich sie schnell wieder. „Styven, was auch immer passiert, nimm dir nichts zu Herzen und lass dich auf keinen Fall dazu hinreissen, irgendwelche Schwäche zu zeigen! Ach ja, am besten du sagst einfach gar nichts, ausser sie sprechen dich an und machst mir ansonsten alles nach… Und bitte sag in der Schule nichts von dem was du jetzt erlebst.“, damit öffne ich erneut die Türe und bevor Styven mir irgendwelche dummen Fragen stellen könnte, treten wir ein.

Ich kann Styvens fragenden Blick förmlich spüren, aber ich ziehe mir einfach die Schuhe aus und dann meine Sweatshirt. Nach einer kleinen Pause, in der Styven sich staunend umsieht, tut er es mir nach und flüstert: „Ich wusste ja gar nicht, dass deine Eltern reich sind…“

Gerade als ich etwas von „nicht dass es sonderlich toll wäre“ sagen will, höre ich das Geräusch von Absätzen auf Marmor. Shit, das hat mir gerade noch gefehlt.

Mein Plan, so schnell wie möglich in mein Zimmer zu flüchten hat sich damit wohl in Nichts aufgelöst… „Samuel Finn Nelis Stewart was um alles in der Welt soll dieser Aufzug?“, höre ich da auch schon meine Mutter mit schneidender Stimme sagen.

Bloody hell! Why always my?

“Guten Abend Mutter.”, sage ich und blicke ihr in diese kalten Augen, die meine Familie auszeichnet.

„Ich erwarte, dass du dich sofort umziehst, oder willst du, dass wir uns alle schämen müssen? Schon schlimm genug, dass du in die öffentliche Schule gehst, aber dass du dich dann nicht einmal zu deiner Familie bekennen willst…!“, sagt sie und blickt mich unterkühlt an. Home sweet home… Ich habe schon vor langer Zeit aufgegeben, ihr erklären zu wollen, dass in der Schweiz alle in die öffentliche Schule gehen und nur Problemkinder in die Private. In ihren Augen läuft eh jeder Gefahr, von einem Amokläufer erschossen zu werden. Selbst in der Spielgruppe (zumindest, wenn es eine öffentliche ist)…

Can you call this love? (boyxboy & 1D FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt