1. Eine nicht so tolle Aussage

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Das Licht der vor kurzem aufgegangenen Sonne prahlte auf die Drachenbasis herab. Das warme Klima füllte die Luft und die  Vögel zwitscherten fröhlich in den Lüften.
Müde schlug Astrid ihre Augen auf. Wahrscheinlich wäre jeder andere bei diesem Wetter fröhlich aufgestanden, doch Astrid war ganz und garnicht glücklich. Am liebsten hätte sie gleich weiter geschlafen, doch nun war sie schon hellwach. Gedankenverloren starrte die Wikingerin auf die Decke. Gestern war wohl kein Glückstag für sie gewesen. Gestern hatte sie zum aller ersten Mal ihren besten Freund belogen. Astrid konnte sich nur zu gut an dieses Gespräch erinnern. Die ganze Zeit hatte Hicks sie mit diesem wütenden Blick angeschaut und mit einer enttäuschten Stimme gesprochen. Aber Astrid musste das nunmal machen. Sie konnte doch nichts dagegen tun. Es kam einfach so, wie es kommen wollte. Heidrun war mitten im Nirgendwo mit den Drachenjägern und konnte ihr nun nicht beistehen. Außerdem hätte Hicks sie wahrscheinlich vor Wut wieder weg geschickt. Diese innerlichen Schmerzen waren so grausam. Hicks würde seiner Freundin ganz sicher nicht so schnell verzeihen. Wahrscheinlich würde er ihr jetzt immer aus dem Weg gehen und kein Wort mit ihr wechseln. So gerne hätte Astrid ihren Freund nun bei sich gehabt. Um Verzeihung bitten, wäre wahrscheinlich viel zu früh.
Seufzend stand Astrid auf. Als sie richtig am Bettenrand saß starrte sie auf den Boden. Wie sollte sie Hicks nur heute gegenüber treten? Es würde ihr Herz brechen, wenn er nur noch wütende und skeptische Kommentare abgibt. Wie wohl Hicks sich gerade fühlt?
Schnaufend stand die Wikingern vollständig auf und holte sich ein ganzes Brot. Danach wanderte sie zu Sturmpfeil in ihren Stall. Sie gab ihrer Nadderdame ihr Frühstück, das heißt Hühnchen, und stieg auf. Gemeinsam flogen sie zum Gemeinschaftsraum.
Es saßen bereits alle auf ihren Plätzen und aßen etwas. Astrid stieg ab und musste schlucken. Jeder begrüßte sie, außer Hicks. Dieser sah nur stur auf sein Essen herab und murrte zur Begrüßung nur irgendetwas daher. Schweigend setzte sich die Wikingerin neben ihn und stellte das Brot dabei auf den Tisch. Jeder nahm sich ein Stück und legte es auf den Teller.
Anfangs sagte niemand etwas, sondern verspeiste einfach sein Frühstück. Astrid und Hicks verweigerten gekonnt den Blickkontakt. Schließlich brach Fischbein die Stille: ,,Und was machen wir heute, Hicks?" Dieser schaute auf und dann durch die Runde. Als letztes kam er bei Astrid an, wo er sofort wieder seinen Blick abwandte und auf die Tischplatte starrte. ,,Was weiß ich, sucht es euch aus.", sagte er in einem ziemlich dunklen Ton. Astrid schluckte und rückte weiter weg von ihm. Die anderen merkten diese Anspannung zwischen den zwei Freunden und schauten deshalb unfassbar zwischen ihnen hin und her. ,,Ich habs! Ich gehe heute in die Wildschweingrube!", rief Taff erfreut. ,,Ouh Ja, Ich komme mit!", stimmte seine Schwester begeistert mit ein. Beide aßen ihren letzten Bissen und standen auf. ,,A-Aber machen wir heute kein Training?", fragte Fischbein, während die Zwillinge zum Ausgang spazierten. ,,Lass es Fischbein. Dann haben wir eben heute einen freien Tag.", sagte Astrid. Auf diese Aussage murmelte Hicks etwas komisches daher und starrte wieder auf seinen bereits leeren Teller. Rotzbakke wollte gerade etwas sagen, als ihm Taffnuss zuvor kam. ,,Warum ankert da unten ein Schiff?" Er und seine Schwester standen am Ausgang und schauten auf den großen Strand der Basis herab. ,,Was?" Damit stand Hicks auf und lief zu den Zwillingen. Und tatsächlich. Man sah am Strand ein dunkles Schiff, welches eigentlich von oben sehr verlassen aussah. Astrid, Fischbein und Rotzbakke kamen dazu und bemerkten ebenfalls das Spektakel. ,,Kommt, das sehen wir uns näher an!", kommandierte Hicks.
Alle folgten ihm zu den Drachen und stiegen auf.
Die Gruppe flog durch die Lüfte und näherte sich immer mehr diesem Schiff. Es war nicht all zu groß und mit dunklem Holz gebaut. Je näher die Drachenreiter dem Objekt kamen, desto besser konnten sie es erkennen.
Bald landeten sie auf dem weichen Sand und trauten ihren Augen nicht. Das Schiff war komplett zerstört. Die einzelnen Holzbretter lagen am Boden verteilt und die Segel waren komplett zerrissen. Könnte schon fast ein Geisterschiff sein.
Alle stiegen von den Drachen und bewegten sich langsam auf das Boot zu. Die Drachen knurrten leise und blieben dicht hinter ihren Reitern. Diese kletterten die hohe Wand auf das Deck.
Doch plötzlich durch füllte ein kurzer Schrei die Gegend. Einer der nur Astrid gehören konnte. Allen stockte es gleich der Atem und sie blickten reflexartig zu der Blondine. Hicks, der neben Astrid kletterte fragte sofort: ,,Astrid! Alles okay?" Seine Stimme klang voller Sorge. Doch gleich auf diese Aussage schaute Hicks wieder nach unten und verweigerte den Blickkontakt. Astrid schaute auf ihre Hand, die wegen einem scharfen Holzbrett blutete. ,,Es geht schon...", murmelte sie und kletterte weiter. Oben auf dem Deck angekommen setzte sie sich und kniff ihre Lippen zusammen um nicht zu schreien. Ein Wimmern voller Schmerz kam aus ihr heraus. Die Wunde erstreckte sich über ihre ganze Handfläche und war echt tief. Dazu steckten noch mehrere Schiefer in ihr drinnen.
Hicks und die anderen erkundeten schon das Boot und sahen sich alles an. Es schien wirklich keine Menschenseele hier zu sein. Hicks drehte sich kurz und sah Astrid, die wimmernd auf ihre Wunde schaute. Dieser Anblick brach Hicks das Herz. Am liebsten wäre er zu ihr gerannt und hätte sie umarmt oder getröstet, doch er konnte nicht. Er war noch immer zu enttäuscht. Auch wenn Astrid vielleicht das Richtige getan hatte, konnte Hicks ihr einfach nicht verzeihen. Zumindest noch nicht. Schweren Herzens drehte er sich wieder weg und erkundete das Schiff weiterhin.
Astrid kniff ihre Augen zusammen und stand auf. Sie ging mit den anderen mit in das Innere des Bootes. Dort war alles dunkel. Nur eine Fakel brannte in den Gängen. Alle schlenderten den selben Gang entlang bis zu einem Raum. Als jeder ihn betreten hatte, schraken sie zurück. Am Boden lag ein junger Mann. Eher gesagt sah er aus, als wäre er in ihrem Alter. Er hatte blonde Haare und sah ziemlich muskulös aus. Seine Brust hob sich gleichmäßig auf und ab, das hieß er war nur ohnmächtig. ,,Was machen wir jetzt mit ihm?", fragte Fischbein. ,,Ich denke, wir nehmen ihn am besten mit.", sagte Hicks. ,,Und wenn er von den Drachenjägern ist?", fragte Astrid. ,,Dann können wir ihn ja ausfragen.", sprach der Wikinger.
Doch plötzlich öffneten sich seine Augen leicht. Der junge Mann blinzelte ein paar Mal und erblickte die Reiter. Er sah leicht verschwommen. Sein Blick fiel auf Astrid und er grinste. ,,Seid gegrüßt, Schönheit.", keuchte er. Dann schloss er wieder die Augen. Hicks sah zu Astrid, die zu Boden schaute und ganz leicht, fast unübersehbar lächelte. Der 18-Jährige merkte, wie er sich anspannte. Diese Aussage gefiel ihm überhaupt nicht.

Hiccstrid ~ Falsche Liebe ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt