Die zerstörte Beziehung

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Das Wochenende erreicht uns ziemlich schnell, Mum kommt übermorgen aus dem Krankenhaus. Mein Bruder kam auf die glorreiche Idee, nochmal zu feiern. Diesmal, hat er mir versichert, achtet er darauf, wer rein kommt und wo ich immer bin. Er wird mein persönlicher Wachhund.

Wir wissen beide, dass ich wahrscheinlich auf ihn aufpassen muss. Ich habe wirklich keine Lust auf Feiern, Alkohol oder Menschen. Am liebsten will ich im Bett liegen und kiffen, am besten mit Steven. Aber nein, dieser passt gerade auf seine Schwester auf. Allgemein hat er ziemlich viel um die Ohren. Seine Eltern machen ihm wegen der Schule Stress, da er schon jetzt fast geflogen ist. Obwohl er nur einen Lehrer mit einer Kreide beworfen hat, also nichts wirklich dramatisches. Dann taucht seine Ex ständig vor seiner Haustüre auf und will zu ihm zurück. Darauf kommt sie echt früh, nach einem Jahr. Wahrscheinlich hat sie ihn in der Schule gesehen und gedacht, dass er doch ganz geil ist. Dumme Kuh.

Einmal hat er sie reingelassen und sie haben mit einander gepennt. Als er mir das erzählt hat, wusste ich ehrlich gesagt nicht, was ich sagen soll.  Sollte ich mich für ihn freuen? Oder ihm davon abraten oder mich raushalten? Ich war noch nie gut in so etwas. Allgemein pisst es mich irgendwie an, dass sie einfach so aufkreuzen muss und dann schon mit ihm im Bett landet. Ist ihm völlig egal, wer da aufkreuzt oder was? Soll ich jetzt auch einfach vorbeikommen und ihn fragen, ob er 'ne schnelle Nummer schieben will?

"Warum guckst du so?", fragt Matty mich, während er Chips in den Einkaufswagen schmeißt.

"Wie guck ich denn?", kommt als Gegenfrage von mir zurück.

Mein Bruder zuckt mit den Schultern und sucht nach weiterem Essen.

"Als hätte dich jemand bestellt und nicht mehr abgeholt."

Haha, witzig.

Aber ich kann ihm schlecht erzählen, dass mich das mit Steven so stresst. Am Ende denkt er, ich will was von ihm. Dabei will ich sowieso nur was von Conor. Aber wenn ich ehrlich sein will, ging das schon extrem schnell mit ihm. Ich hab fast sofort mit ihm geschlafen und bin nach so kurzer Zeit in einer Beziehung mit ihm.

"Findest du, dass ich das mit Conor überstürze?", frage ich ihn direkt.

Er guckt mich etwas überrumpelt an, aber nickt dann schließlich.

"Ein wenig. Aber wenn es sich richtig anfühlt, warum denn nicht? Fühlt es sich richtig an?"

Nun bin ich es die nickt. Ich fühle mich wohl bei ihm, wie bei einem Bruder. Aber auch wie bei einem Freund? Ich hinterfrage einfach viel zu viel. Ich bin verliebt in ihn, mehr Gefühle werden im Laufe der Beziehung noch kommen.

Wir sind schnell mit dem Einkaufen fertig und bereiten zuhause alles vor. Ian hilft uns. Er und Matty sind genauso glücklich wie im Krankenhaus und lieben sich genauso sehr, wenn nicht noch mehr. Das ist wirklich süß. Ein bisschen widert es mich trotzdem an. Dieses ganze Rumgeturtele und alles drum und dran.

Abends treffen die Gäste ein. Tatsächlich achtet Matty genau darauf, wer das Haus betritt. Conor kommt auch. Ich freue mich sehr ihn zu sehen. Leider kann ich jetzt weder kiffen, noch eine von Ians Pillen nehmen. Er hat mich auf das Zeug angesprochen, ich habe gesagt, dass ich es weggeschmissen hab. Er hat mir tatsächlich geglaubt.

Ich bin während der Party ziemlich breit, da Steven und ich davor noch einen geraucht haben. Wir haben ziemlich viel Scheiß geredet, er hat mir sehr viel erzählt. Zum Beispiel auch, dass er mich beim ersten Mal weggehen unbedingt küssen wollte und es kaum ausgehalten hat mich nicht zu küssen. Er aber dann erleichtert war, als ich ihn wegen dem Schrank geküsst hab.

Dann hat er etwas ganz verrücktes erzählt. Unzwar dass er sich in mich verliebt hat. Wir haben beide gelacht bis uns die Bäuche weh getan haben. Und dann hat die Party auch schon begonnen. Seitdem sind wir uns nicht mehr über den Weg gelaufen. Er jetzt realisiere ich, dass er das wahrscheinlich ernst gemeint hat. Vielleicht hat er sich wirklich in mich verliebt. Ok, nein das wäre wirklich absurd.

Ich verdränge diesen Gedanken und tanze weiter mit Conor. Er sieht wirklich glücklich aus. Ich bin mir nicht sicher, ob es am Alkohol oder an mir liegt. Wahrscheinlich an beidem.

Während er mir ein Bier holt, tanze ich weiter. Steven gesellt sich zu mir.

"Na du.", lallt er. Er ist betrunken und high, der wird sowas von kotzen.

"Du bist ein Idiot.", antworte ich und gucke auf den Boden. Er zieht mich an sich, mir wird ganz heiß.

"Warum belügst du dich selbst, Ava?", nuschelt er und es wundert mich, dass ich ihn bei der Lautstärke überhaupt hören kann.

"Wovon redest du, Steven? Und geh weg, du stinkst total."

Er grinst, lacht dann und fährt sich danach durch die Haare.

Dann küsst er mich ohne jede Vorwarnung. Er hat nicht einmal angedeutet, dass er mich küssen will.

Überrumpelt drücke ich ihn nach einigen Sekunden weg. Ich will ihn fragen, was das sollte, aber komme nicht zu Wort.

"Ist das dein scheiß ernst Ava? Du machst mit ihm rum, während ich dir ein Bier hol? Was für 'ne Nutte bist du denn?", spuckt Conor mir vor die Füße und verschwindet.

Wirklich? Denkt er wirklich ich würde ihn betrügen? Okay, wahrscheinlich sah es wirklich so aus. Ich will ihm hinterher, aber Steven hält mich fest.

"Lass mich!", brülle ich, aber er lässt mich nicht los.

Wütend versuche ich mich von ihm zu reißen, aber er zuckt nicht einmal mit der Wimper.

"Was soll das, du Vollarsch. Jetzt lass mich los.", versuche ich es erneut, ihm ist es egal.

"Sieh der Wahrheit ins Gesicht, Ava. Wovor willst du wegrennen? Mach endlich die Augen auf.", ruft er zurück.

Ein paar Blicke liegen auf uns, aber das ist mir wirklich scheiß egal.

"Halts Maul, Steven. Du hast gerade meine Beziehung zerstört du Wichser.", brülle ich und trete nach ihm. Er lässt trotzdem nicht los. Gott, er macht mich so wütend.

Ich will zu Conor, will ihm das erklären.

"Ava du liebst ihn nicht! Du liebst mich.", brüllt er und kommt wieder näher.

"Verpiss dich.", gebe ich von mir und trete ihn so fest, dass er kurz loslässt. Sofort renne ich weg von ihm und suche Conor. Er muss schon gegangen sein. Tränen laufen mir übers Gesicht, Steven hat alles kaputt gemacht.

Er weiß genau, wie schlecht es mir geht, warum tut er mir sowas dann an? Nur weil er sich einsam fühlt, muss er mir mein Glück nicht zerstören. Verzweifelt renne ich durch die Straße und rufe nach Conor. Natürlich vergeblich.

Ich weine und bin wütend und will alles kaputt hauen. Warum kann ich nicht nur einmal Glück haben.

Und wie es das Schicksal will, bekomme ich mein Glück. Denn Tony steht an einer Bushaltestelle und lächelt mich an.

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