29.10 - Götzeus

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| 29.10.'16 |

Mario Götze & Marco Reus
für Kim

Mario Götze

Mario lag mit dem Kopf auf Marcos Brust. Wenn er seine vielen Muskeln nicht anspannte, gab der Ältere das perfekte Kissen ab, weich und warm. Sein regelmäßiges Atem beruhigte Mario ein wenig, zumindest körperlich.

Die Stille in Marcos Wohnzimmer war keines Falls unangenehm oder bedrückend. Sie schwiegen sich einfach gegenseitig an und gingen ihren eigenen kreisenden Gedanken nach. Trotzdem fühlte sich Mario nach einer Weile gezwungen sie zu brechen.

"Marco?"

Sein Freund gab nur ein leises "Hmm?" von sich, wahrscheinlich genoss er den Moment einfach, so wie er da lag, mit geschlossenen Augen und einer Hand auf Marios Rücken, die sich kaum merklich auf dessen Haut auf und ab bewegte. Ohne seine leise Antwort und diese kleine Bewegung, hätte man beinahe meinen können, er würde schlafen.

"Hast du eigentlich schon mal darüber nachgedacht, wie dein Leben abgelaufen wäre, wenn du kein Fußballer geworden wärst?", äußerte Mario vorsichtig. Er war unsicher ob er diese Gedanken wirklich aussprechen sollte, aber sie plagten ihn tatsächlich etwas häufiger als ihm lieb war und er wusste, wenn er jemandem so etwas anvertrauen konnte, dann war es Marco.

"Ja. Ich denke schon. Wieso fragst du, Sunny?"

Es überraschte Mario kein bisschen, dass Marco danach fragte. Er machte sich eigentlich immer Sorgen um ihn und so ein Gedanke war eben doch etwas tiefsinnig für eine Frohnatur wie Mario. "Ich frage mich nur, ob ich dann glücklicher wäre", murmelte er leise und starrte auf das graue Sofakissen, dass neben Marco lag.

"Versteh' mich nicht falsch, ich bin glücklich so wie mein Leben grade verläuft. Seit ich wieder hier in Dortmund bin, bei dir, geht es mir besser."

Mario musste leicht schlucken, um etwas gegen seine trockene Kehle zu tun. Er dachte nicht gerne an seine Zeit in München zurück. Es war nicht unbedingt der Verein dort gewesen, zumindest nicht die Leute mit denen er dort gespielt hatte. Aber vor einen Jahr noch war Mario - er nannte es nicht gerne so, aber das war nun mal der Begriff dafür - leicht depressiv gewesen. Er hatte sich nicht wohl gefühlt, eigentlich ging es ihm die meiste Zeit sogar ziemlich scheiße. Sein Arzt hatte ihm damals Tabletten verschrieben, aber wirklich besser wurde es erst, als er nach dem DFB-Pokalfinale wieder Zeit mit Marco verbrachte. Und da war ihm klar geworden, dass er seine "Krankheit" dort in München niemals loswerden würde. Wenig später hatte er dann den Entschluss gefasst, alles dafür zutun, um zurück nach Dortmund zu können, nach Hause zu Marco.

"Ich frage mich einfach, ob ich mir diesen ganzen Stress hätte ersparen können, wenn ich einfach Mechaniker oder sowas geworden wäre, oder vielleicht sogar studiert hätte." Mario blickte auf sein Hände hinab, die er unsicher hin und her drückte. Marco seufzte leise, was allerdings keineswegs vorwurfsvoll klang. Seine freie Hand, mit der er bis eben noch seinen Kopf gestützt hatte, fand ihren Weg zu dem nervösen Haufen, den Marios Finger bildeten. Der gebürtige Dortmunder legte sie sanft auf die kalten Hände Marios, um ihn zu beruhigen.

"Vielleicht ja. Vielleicht auch nein", antwortete er dann schließlich, während er mit dem Daumen über Marios Handrücken strich. "Jedes Leben bringt auf irgendeine Weise Probleme mit sich, Sunny. Egal ob du ein einfacher Büroangestellter bist oder eben Profifußballer wie wir. Das Entscheidende ist allerdings, wie wir damit umgehen, findest du nicht? Fußball spielen ist doch deine Leidenschaft oder? Dein Traum?" Mario nickte schüchtern mit dem Kopf. "Dann denk immer daran, wenn du wieder solche Gedanken hast, ja? Stell dir vor du würdest jetzt in irgendeinem langweiligen Büro sitzen, statt auf dem Platz zu stehen. Du würdest dich wahrscheinlich auch dann fragen, wie dein Leben gewesen wäre, wenn du deine Chancen genutzt hättest. Und was noch schlimmer wäre, ist dass ich dich dann vielleicht nie kennengelernt hätte."

Das stimmte tatsächlich. Mario konnte und wollte sich sein Leben nicht ohne Marco vorstellen. Er wüsste nicht, was er ohne sein schiefes Grinsen und die strahlenden grünen Augen tun würde. Mittlerweile war sich Mario sicher, dass er seine "Heilung" von den Depressionen ganz allein Marco und seinen anderen Teamkollegen hier zu verdanken hatte. Sie hatten ihn so herzlich empfangen, Thomas hatte ihn sofort unter seine Fittiche genommen und sich darum gekümmert, dass er so schnell wie möglich wieder in Top-Form war. Mario fühlte sich endlich nicht mehr fehl am Platz.

Aber vor allem war es Marco. Marco war Marios Fels in der Brandung. Er hatte ihn gerettet, wie Mario es in seinen Gedanken heimlich bezeichnete. Marco war der Meinung, dass es Mario ganz alleine gewesen war, der den Kampf gegen das ewige unglücklich sein aufgenommen und gewonnen hatte. Er hätte ihm nur beigestanden und ihn "gelegentlich" in die richtige Richtung gelenkt. Mario fand, dass Marco ruhig mehr Lob annehmen konnte, so viel wie er für ihn getan hatte, aber Marco blieb stur und bestand darauf, dass Mario selbst der eigentliche Held war.

"Danke, Marco", hauchte er und sah nun endlich auf, in die grünen Augen, die jeden Schmerz heilen konnten. "Ich wusste gar nicht, dass du so weise sein kannst."

Marcos Brustkorb vibrierte leicht, als sein tiefes Lachen durch den Raum hallte. Er setzte sich etwas auf, sodass Marios Kopf langsam auf seinen Schoß rutschte und er ihn besser ansehen konnte. "Ich bin eben schon ein paar Jahre älter als du, Kleiner. Ob du's glaubst oder nicht, jeder hat mal eine Phase in der er alles in Frage stellt, egal ob man glücklich mit seinem Leben ist oder nicht. Ich hab das schon hinter mir, Sunny und jetzt bin ich eben hier um dir dabei zur Seite zu stehen."

Mario setzte sich nun auch auf. Sein Kopf tat nun weniger weh, nachdem einige Knoten seines Gedankendurcheinanders gelöst worden waren, mal wieder nur durch Marco. Er ließ sich aufrecht neben den Größeren fallen und lehnte sich an dessen Schulter. Wie automatisch legte Marco den Arm um ihn und verschränkte mit der freien Hand wieder Marios Finger mit seinen.

"Ich liebe dich, Sunny", murmelte er kaum hörbar in sein Ohr. Mario fühlte sich wohl. Er war glücklich. So wie jetzt hatte er sich nicht mehr gefühlt, seit er als kleines Kind seinen ersten eigenen Fußball geschenkt bekommen hatte. Er musste eigentlich gar nicht antworten, Marco wusste, dass Mario ihn auch liebte. Mehr als alles andere. Er drehte den Kopf zu Marco und drückte ihm einen liebevollen Kuss auf die Lippen.

"Ich dich auch, Woody."

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Happy Birthday nachträglich, Kim!
🎉❤️

Wie ich in meinem anderen Buch angekündigt habe, hab ich es gestern nicht mehr geschafft, den Oneshot fertig zu machen, weil ich ziemlich krank bin und zusätzlich auch noch eine Menge Hausaufgaben über das Wochenende aufbekommen habe.

Ich hoffe du bist trotzdem zufrieden mit dem Oneshot! Gewünscht war ja Sad mit Happy End, aber Sad liegt mir so gar nicht im Moment, deshalb hab ich einfach einen eher "süßen" Oneshot geschrieben, der einen traurigen/tiefsinnigen Hintergrund hat.
Ich hoffe, ihr versteht Marios bzw. meine Gedanken über die Schattenseiten der Fußballerkarriere.

Ich muss ja sagen, dass ich den Oneshot hier sehr mag.

Naja egal, ich würde mich jedenfalls sehr über eine Rückmeldung und einen Vote freuen, wenn es euch gefallen hat.
❤️

Für: KimMuders

Geburtstagsoneshots [boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt