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Leas POV :

Dieses nichts tun außerhalb meiner Schulzeit musste jetzt unbedingt ein Ende haben. Das war der Moment, an dem ich mich entschloss mit dem Hockey anzufangen. Ich lehnte mich von meinem Bett Richtung Boden und hob den Laptop zu mir hoch. Auf Anhieb landete ich auf der Internetseite eines Hockeyteams hier ganz in der Nähe. Das Training fand immer Dienstags und Freitags in der Sporthalle der örtlichen Realschule statt. Schnell war klar, dass ich der Sache eine Chance geben wollte und auch keinen weiteren Tag verschwenden wollte. Ich entschied mich den heutigen Nachmittag für ein erstes Probetraining zu nutzen. 

Die Sportgalle war nur wenige Minuten mit dem Fahrrad von meinem Zuhause entfernt. Ich schlüpfte in meine Sportklamotten und fand mich mit zwei weiteren Mädchen auf dem Spielfeld wieder, welche sich mir als Leona und Liz vorstellten. Danach schleppten sie mich in eine Abstellkammer, die etwas abseits der Halle gelegen war und von oben bis unten voll war mit Regalen und Schränken. Diese waren randvoll gestopft mit harten Kunststoffbällen, Hockeyschlägern in verschiedenen Größen und noch einigen weiteren Sachen wie Hütchen, Pylonen und verschiedenen Stangen, die ich aber auch schon aus dem Schulsport kannte. Liz durchforstete einen der Schränke, zog einen blauen Hockey Schläger heraus und drückte ihn mir in die Hand. Zeitgleich zog Leona einen der anderen Schränke auf und warf mir ein paar neongrüne Schienbeinschoner zu. Gleichzeitig erklärte sie mir auch, dass man beim Hockey immer mit Schienbeinschoner spielt, da die Bälle ziemlich hart sind. Bevor das Training dann anfing, wurde der Rand des Spielfeldes durch eine Holzbande abgetrennt welche durch das Team aufgebaut wurde.

[...]

Nach knapp zweieinhalb Stunden Training war ich platt wie eine Flunder. Ich hatte viel gelernt . Ich zog meine lange Jogginghose wieder über und machte mich auf den Heimweg, der ja gottseidank nicht weit wahr. Unter der heißen Dusche fühlte ich mich schon wieder besser, war aber immer noch ziemlich fertig. Schnell war aber klar : Ich hatte Gefallen gefunden an dieser Sportart und wollte unbedingt weiter machen.


Meine erste Hallensaison war schneller vorbei als ich mir das vorstellen konnte und ich hatte auch schon ein wenig Spielerfahrung als rechte Verteidigerin in der A-Jugend sammeln dürfen. LIz und Leona waren mittlerweile zu meinen besten Freundinnen geworden und auch mit den anderen Spielern der Mannschaft verstand ich mich sehr gut. Seit ich im letzten Herbst angefangen hatte mit zu spielen, hatte sich die Aufstellung des Teams deutlich verändert. Die Verteidigung bestand aus mir auf der rechten Seite, Liz und Leona in der Mitte und Nicolai auf der linken Seite. Im Tor stand nach wie vor Nicolais Zwillingsbruder Niklas, der selbst in seiner dicken und unförmigen Torwartuniform gut aussah. Weiter vorne im Feld spielten in der neuen Aufstellung Tom und Till als Mittelfeldspieler. Die drei Stürmer hießen Malte, Tim und David. Mein erstes Spiel endete für unser Team tatsächlich schon in einem Sieg, nach dem ich den entscheidenden Penalty in ein Tor verwandeln konnte und Niklas denn letzten Schuss der gegnerischen Mannschaft hielt.

Ab da gewann ich mit jedem Spiel an Erfahrung und Sicherheit . Nachdem meine erste Hallensaison mit einem Meistertitel und einem damit verbundenen Aufstieg endete, begann auch schon meine erste Feldsaison . Ich stand in zwischen fest in der Startaufstellung als rechte Verteidigerin. Trotzdem juckte es mich immer wieder in den Fingern auch die Position der Torhüterin auszutesten. Niklas schaffte es schließlich mich zu einem Probetraining als Torfrau  zu überreden. Er hielt mich schon nach dem ersten Training  für ein absolutes Naturtalent. Ab dem Zeitpunkt entwickelte ich sehr schnell auch meine Fähigkeiten im Tor weiter. Dies gab auch für Niklas den Startschuss für eine Karriere als Trainer. Noch war ich die Einzige, die von ihm trainiert wurde und genoss es voll seine komplette Aufmerksamkeit  zu bekommen .

[...]

Mein erstes Spiel im Tor stand vor der Tür. Ich hampelte nervös auf der Stelle herum während Niklas  wie gewohnt mein Aufwärmprogramm begann und die Anderen mit ihrem Aufwärmprogramm anfingen. Ich konnte mich nicht richtig konzentrieren, was auch bei Niklas nicht unbemerkt blieb. Er setzte sich auf das Brett vom Tor und klopfte neben sich. Ich versuchte ein wenig runterzukommen und setzte mich neben ihn.

Niklas POV :

Sie ist so ein hübsches ,  talentiertes Mädchen. Ich hab noch nie jemanden erlebt, der es schafft mich so aus der Fassung zubringen. Aber für mich ist sie trotzdem tabu. Es gibt da nämlich noch meine Freundin Emily. Aber naja,  zwischen uns beiden wäre es eigentlich schon lange aus, wenn sie bloß nicht anhänglich wäre. Soll ich Lea in den Arm nehmen? Oder lieber nicht? Am liebsten würde ich sie küssen. Aber sie ist erst 15. Ich bin schon 19. Ist der Altersunterschied zu groß? Oder nicht? Na toll Gefühlschaos vom feinsten. Das muss jetzt warten. Da muss ein Spiel gewonnen werden!

[...]

Schließlich legte er den Arm um meine dick gepolsterten Schultern. " Du schaffst das. Ich glaub an dich." Diese beiden Sätze gaben mir ein Stück weit meine Sicherheit wieder und beruhigten mich, so dass wir mit dem Aufwärmprogramm weiter machen konnten. Mein erstes Spiel lief überraschend gut und endete nur mit einem einzigen Gegentor aus einer Strafecke. Alle anderen Torschüsse in den 70 Minuten konnte ich abwehren. Nach dem Abpfiff konnte ich nicht mal meinen Helm absetzen, als der Coach mir entgegen gestürmt kam und mich vor der versammelten Mannschaft inklusive einem Teil der Freundinnen der Jungs zur Stammtorhüterin für die laufende Saison erklärte.  Mir schoss die rote Farbe ins Gesicht, was unter dem Torwart Helm gottseidank aber niemand sehen konnte. 

Als sich das Grüppchen um mich einen Augenblick später aufgelöst hatte , lies ich mich auf die nächste Bank fallen und legte meinen verschwitzten Helm neben mir ab. Es dauerte nicht lange, bis mir ein breit grinsender Niklas entgegen gelaufen kam. Als er einladend die Arme ausbreitete bekam mein müder Körper einen kleinen Energieschub und ich stand von der Bank auf. Wieder  legte er seine Arme um mich und flüsterte mir leise ein paar Worte in mein Ohr, die ich nur undeutlich verstand. Eigentlich kam er mir gerade etwas näher als mir eigentlich lieb war , aber er strahlte so eine Ruhe aus, die mich runter kommen lies, so dass ich mich nicht wieder von ihm löste. Niklas erwachte als erster aus diesem schockstarrenähnlichen Zustand und schloss die kleine Lücke die noch zwischen unseren Gesichter lag und küsste mich. Mein Herz machte ein paar kleine Hüpfer bis  ich realisierte  was gerade passiert war und Niklas mich einige Zentimeter von sich weg schob. Ich stolperte ein paar Schritte zurück zu der Bank auf der ich wenig vorher noch gesessen hatte und beobachte Niklas dabei, wie er einem Mädchen nach lief, dass fast das ganze Spiel über am Rand des Feldes gestanden hatte .

HockeykidsWhere stories live. Discover now