Kapitel 15

8.4K 361 99
                                    

29. Oktober - Sonntag

Ferien, das wohl schönste Wort jedes Schülers. Den Schulalltag hinter sich lassen und einfach im Bett liegen. Eingekuschelt in meine warmen Bettdecken und Kissen.

Mit einem lauten Magengrummeln, zerstört jedoch mein Hunger meinen Frieden. Dann heißt das wohl für mich jetzt, aufstehen und frühstücken. Meine Mam dürfte leider nicht da sein, sie besucht unsere Nachbarin von nebenan. Eine nette ältere Dame. Als ich klein war durfte ich immer beim Backen helfen und später natürlich auch essen. Ich hab es geliebt, sie war wie eine Ersatzt-Großmutter, da meine leibliche ja weiter weg wohnt.

„Arghhh." Ich stöhne als ich meine Beine aus dem Bett schwinge. Meine Prellung vom gestrigen Spiel tut höllisch weh. Von wegen es wird besser, es ist genauso schmerzhaft wie gestern Abend. Am besten ich hol mir aus dem Bad eine Schmerztablette. Sonst schaff ich nicht mal die Treppen nach unten in die Küche.

Den Weg ins Bad schaff ich gerade noch, aber als ich die Türklingel höre, setzt mein Herz fast aus. Shit. Ich humpele in mein Zimmer schnapp, mir irgendein großes T-Shirt und zieh das über, da ich nur in Unterwäsche geschlafen habe. Muss jetzt reichen, es bedeckt gerade so meinen Po. Da aber die klingelnde Person anscheinend ungeduldig ist, hab ich keine Zeit mir noch ein komplettes Outfit anzuziehen. Zum gefühlt zehnten Mal klingelt es und ich stolpere die Treppe zur Haustür runter.

„Ja ich komm ja gleich!", ruf ich. Wenn die Person nicht gleich eine gute Begründung hat, weshalb sie so ein Stress macht, dann reiß ich ihr den Kopf ab.

Schmerzverzerrt öffne ich die Tür und diesmal bin ich mir sicher, dass mein Herzschlag ausgesetzt hat. „Was wollen Sie denn hier?", frag ich verblüfft und schau Mr. Connors braunen Augen entgegen. Er schaut kurz schockiert aus, aber das ist schnell weggefegt.

„Eigentlich wollt ich wissen wie es dir geht, aber an deinem Gesichtsausdruck kann ich das gut ablesen."

„Na dann hat sich das ja erledigt, auf Wiedersehen!" Ich versuche mit einem gespielten Lächeln die Tür schnell zu schließen. Mein Plan wird aber schnell durch Mr. Connors Fuß vereitelt.

„Nicht so schnell Adrienne, ich hab dir was mitgebracht", sagt er und öffnet die Tür wieder. Mit schnellen Schritten läuft er an mir vorbei und geht ins Wohnzimmer. Stöhnend lauf ich ihm hinterher. Wie kommt er auf die Idee hier einfach so reinspazieren zu dürfen?

„Und das wäre?", frag ich genervt und setzt mich auf die Couch.

„Eine Salbe, Geheimrezept meiner Mutter, hilft gegen Prellungen", sagt er abgelenkt, während er die Familienfotos auf dem Wohnzimmerschrank betrachtet.

„Ok danke?" Es folgt kurz Stille.

„Die Bilder sind süß, vor allem das wo du das Karrotenkostüm anhast." An seiner Stimme erkenne ich, dass er sich wieder nur über mich lustig macht. Idiot.

Trotzdem kann ich es nicht verhindern, dass mein Gesicht anfängt zu glühen. Auf dem Bild war ich sechs Jahre alt und es war Fasching. Meine Mutter hat mir das schrecklichste Kostüm überhaupt genäht. Eine knallorangende Karotte und oben auf meinem Kopf hat ich einen Hut, der aussah wie das Grünzeug. Das Wort Peinlich wär eine völlige Untertreibung.

„Warum ist hier kein Bild von deinem Vater?" Schlechtes Thema, ganz schlechtes Thema.

„Geht Sie nichts an." Und abrupt kippt die ganze Stimmung im Raum. Er schaut mich nun verwundert an, aber mit noch etwas anderem, dass ich nicht deuten kann.

„Tut mir leid, ich hätte nicht fragen sollen", sagt er nun mit leiser Stimme.

„Ja lassen wir es einfach dabei...", murmele ich und schaue auf meine Hände, die in meinem Schoß liegen.

Illegal GameWhere stories live. Discover now