Schreckliche Erkenntnisse

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Mühsam öffne ich meine Augen. Strahlendes Licht blendet mich und sofort schließe ich sie wieder. "Lily!", höre ich jemanden rufen. Sofort setze ich mich auf, was ein fataler Fehler war, denn sofort machen sich starke Kopfschmerzen bemerkbar.

Summer kommt auf mich zu und setzt sich auf die Kante meines Bettes. "Wo bin ich?", ist die erste Frage, die mir in den Kopf kommt. "Im Krankenflügel.", antwortet Summer auf meine Frage und sieht mich dabei ernst an. Mir wird schlagartig klar, dass das hier ja nicht mein erster Aufenthalt im Krankenflügel ist. Doch ich frage mich, warum ich diesmal hier bin.

"Ich habe gehört, wie die Krankenschwester zu Professor Adams sagte, dass jemand dich in der Nacht vor die Tür zum Krankenflügel gelegt hat. Anscheinend wollte sich der jemand nicht zu erkennen geben, aber trotzdem wollte er, dass du dort gefunden wirst.", erklärt Summer, bevor ich sie fragen kann. Ihre Erzählung wirft bei mir natürlich neue Fragen auf, aber die größte von ihnen ist wohl die, wer mein Retter überhaupt ist.

Ich kann mir keine weiteren Gedanken darüber machen, weil in diesem Moment die Krankenschwester angerauscht kommt und will, dass ich ein wenig Schokolade esse. Natürlich habe ich dagegen nichts weiter einzuwenden, denn Schokolade ist, wie ich finde, die beste Medizin.

Schon am Nachmittag werde ich entlassen und darf am nächsten Tag wieder den Unterricht besuchen. Da die anderen noch Verwandlung haben, beschließe ich, Professor Hensley den Mondstein zu geben, den ich in meiner Hosentasche wiedergefunden habe. Ich mache mich also auf den Weg nach unten zu den Kerkern. An der Tür zu seinem Büro bleibe ich kurz stehen und klopfe dann an.

"Herein!", höre ich die Stimme meines Lehrers von drinnen und trete ein. "Oh, Lily!", sagt Professor Hensley vollkommen überrascht, als er mich sieht. "Was machst du denn hier?". Ich nehme den Mondstein aus meiner Tasche in die Hand und zeige ihm den Stein. "Ich wollte Ihnen das hier geben.".

Professor Hensleys Augen weiten sich, als er den Mondstein betrachtet. "Ich...ich", stottert er. "Ich wusste nicht, dass du ihn tatsächlich gefunden hast. Mir ist zu Ohren gekommen, dass du im Wald von Dementoren angefallen wurdest und ich konnte nicht ahnen, dass du den Stein vorher schon gefunden hast.".

Professor Hensley steht von seinem Stuhl auf und kommt auf mich zu. "Es tut mir übrigens sehr Leid, dass du wegen mir in eine solche Gefahr gekommen bist. Ich hätte dich nicht in den Verbotenen Wald bitten sollen.". Er legt seine Hand auf meine Schulter und sieht mich mitleidig an. "Mir wurde geholfen.", sage ich, weil ich plötzlich das Gefühl habe, ihm von dem Retter zu erzählen.

Professor Hensley sieht mich stirnrunzelnd an. "Ich verstehe nicht...". "Als ich schon fast ohnmächtig war, habe ich gehört, wie jemand einen Patronus heraufbeschworen hat. Ich konnte aber leider nicht mehr sehen, wer mir da geholfen hat.", erkläre ich schnell. Professor Hensley nickt. "Sehr merkwürdig...wirklich merkwürdig..", murmelt er immer wieder vor sich hin.

Während er noch überlegt, fällt mir eine weitere Frage ein: "Wofür brauchen Sie den Mondstein, Professor?". Mein Lehrer schreckt aus seinen Gedanken und ich habe zum wiederholten Male das Gefühl, er hätte mich gar nicht mehr bemerkt. "Ich brauche ihn für einen besonderen Trank.", erklärt er und lässt mich weiterhin im Ungewissen.

"Dem Wolfsbanntrank.", fügt er auf meinen fragenden Blick hinzu. Ich habe noch nie etwas von diesem Trank gehört, der Name kommt mir absolut unbekannt vor. Ich nehme mir vor, sofort in die Bibliothek zu gehen, um etwas über den Trank herauszufinden, weil ich merke, dass Professor Hensley mir keine Antworten mehr geben wird.

Ich werde von dem Klingeln der Schulglocke aus den Gedanken gerissen. "Ich werde dann jetzt mal gehen.", sage ich an Professor Hensley gewandt und nach seinem Nicken mache ich mich auf den Weg zum Verwandlungsraum, in der Hoffnung, Ruby dort noch anzutreffen.

Wenig später komme ich völlig außer Atem vor dem Raum zum stehen. Die Krankenschwester hat mir zwar gesagt, dass ich mich in den nächsten Tagen nicht so sehr anstrengen sollte, aber um Ruby nicht zu verpassen, musste ich mich ein bisschen beeilen. Zu meinem Glück kommt sie im selben Moment mit Summer aus dem Raum, als ich vor der Tür zum Stehen komme.

"Lily!", ruft Ruby in dem Moment, als sie mich sieht, erfreut. "Wie schön, dass du entlassen wurdest. Wie geht es dir?", lässt sie einen Redeschwall von sich. "Es geht mir gut.", sage ich und lächele Summer zu. Sie habe ich heute Morgen ja schon gesehen. Sie hat mich schließlich im Krankenflügel besucht. "Es tut mir leid, dass ich dich nicht besuchen konnte, aber als ich heute Morgen im Krankenflügel war, hat mir die Krankenschwester gesagt, dass ich nicht zu dir kommen sollte.", erklärt Ruby, als könne sie Gedanken lesen.

"Ist doch nicht so schlimm.", tue ich ihre Sorge mit einer wegwerfenden Handbewegung ab. "Ich wollte dich nur abholen, weil wir jetzt gemeinsam in die Bibliothek gehen werden. Ich will wissen, was ein Wolfsbanntrank ist!", sage ich schnell und springe aufgeregt neben Ruby auf und ab.

"Dazu musst du nicht in die Bibliothek gehen.", sagt Summer in diesem Moment leise. "Ich weiß, wozu der Wolfsbanntrank da ist.". Sie sieht sich kurz nach allen Seiten um, weil sie sich vergewissern will, dass uns niemand zuhört. "Der Wolfsbanntrank", fährt sie dann flüsternd fort, "hilft uns Werwölfen dabei, uns zwar trotzdem bei Vollmond schmerzhaft zu verwandeln, aber in dieser Nacht unser menschliches Bewusstsein zu behalten. Die einzige Bedingung dabei ist, dass wir den Trank drei Tage vor der Vollmondnacht beginnend täglich einnehmen. Allerdings ist es schwierig, diesen Trank herzustellen und nur wenige haben die Macht dazu. Deshalb konnte ich ihn noch nie einnehmen.".

"Du...hast du Ruby gesagt, dass du...", ist das Erste, was mir einfällt. "Ja, ich habe ihr gesagt, dass ich ein Werwolf bin.", nickt Summer. Und schon im nächsten Moment wird mir klar, was es bedeutet, dass Professor Hensley einen Wolfsbanntrank braut. Entweder, er braut es für jemanden, weil er als Zaubertranklehrer sehr begabt darin ist oder er braucht den Trank für sich selbst.

"Bekommst du manchmal von Professor Hensley diesen Trank?", frage ich zögernd nach. Summer sieht mich überrascht an: "Oh nein, ich sagte doch, dass ich noch nie einen Wolfsbanntrank eingenommen habe.". Schlagartig wird mir bewusst, dass es dann nur noch eine Möglichkeit gibt. "Du meinst doch nicht etwa...?", setzt Summer entsetzt an und sieht ganz so aus, als hätte sie verstanden, ganz im Gegensatz zu Ruby.

Ich nicke: "Unser Lehrer ist ein Werwolf.". Ruby zieht im selben Moment scharf die Luft ein, in dem mir noch etwas klar wird: Als Jack Scorpius und mich damals in den Wald gelockt hat, habe ich neben Summer doch noch einen Werwolf erblickt. Er war größer als Summer und sah gefährlicher aus. Das war Professor Hensley! Vielleicht hat er in dieser Nacht den Trank genommen und wollte uns Summer vom Leib halten. Vielleicht haben wir deshalb so großes Glück gehabt!

Am gleichen Abend sitze ich mit Ruby zusammen im Gemeinschaftsraum. Wir haben gemeinsam mit Summer noch viel über Werwölfe diskutiert, bis Summer eben hoch in den Schlafsaal gegangen ist, um zu schlafen. "Was ist eigentlich mit Scorpius los?", fragt mich Ruby völlig unvermittelt und ich bin kurz überrumpelt. "Wir...wir haben nicht mehr viel miteinander geredet.", antworte ich schulterzuckend. Unsere kurze Unterhaltung beim Quidditchspiel kann man ja wohl kaum Gespräch nennen.

"Und was ist mit dir und Jack?", wechsele ich geschickt das Thema. Ruby wird sofort rot. "Wir sind jetzt ein Paar.", gibt sie freudestrahlend zu. Ich kann nicht anders, als mich für sie zu freuen. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, trotz der Tatsache, dass ich Jack nicht sonderlich leiden kann. "Ihr seid toll zusammen.", sage ich und sehe amüsiert zu, wie Ruby noch eine Spur röter wird.

Danach nehmen wir uns unsere Aufzeichnungen von Zauberkunst vor und lernen zusammen für die erste schriftliche Prüfung, die nächste Woche Montag anstehen wird. Für einen kurzen Moment kann ich Scorpius, Professor Hensley und Jack so vergessen und mich ganz auf das Lernen konzentrieren. Aber ich weiß, dass alle meine Sorgen in dem Moment wiederkommen werden, in dem ich damit aufhöre.

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Hey,
und so schnell kommt wieder ein neues Kapitel 🙈
Es ist vielleicht ein bisschen langweilig, aber das nächste wird besser 💞
Danke für über 900 Reads! Wenn das so weitergeht, werden wir die 1k vielleicht noch schaffen, bevor das Buch zu Ende ist und das würde mich sehr stolz und glücklich machen ✨
Kommentiert fleißig, ich freue mich immer darüber, eure Kommentare zu lesen 💎

Eure Vilureef

Die Tochter Harry Potters Where stories live. Discover now