Der Krankenbesuch

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Nachdem ich Rose die Geschichte mit Tante Hermine erzählt habe, hat sie erst einmal gar nichts mehr gesagt. Ich habe mir schon Sorgen gemacht und wollte gerade nachfragen, ob es ihr gut gehe, als sie fragte, ob das mein Ernst sei. Daraufhin nickte ich und gab ihr den Brief von Onkel Ron. Während sie ihn laß, konnte man zuschauen, wie ihre Augen immer größer wurden. Und dann sah sie mich mit diesen tennisballgroßen Augen an. Ich nickte nur.

Tante Hermine, so wurde uns gesagt, wird noch bis nächste Woche Montag im St. Mungo bleiben müssen. Man muss sie ständig unter Kontrolle behalten. Denn bei manchen Fällen können die Anzeichen auf eine Vergiftung auch erst viel später auftreten. Wir mussten also warten, bis der Donnerstag und der Freitag vergangen waren und wir meine Tante am Wochenende endlich besuchen konnten.

Früh am Samstagmorgen - wir hatten nicht mal die Zeit, etwas Ordentliches zu essen - wurden wir von Dad abgeholt. Er erklärte uns, wir sollen uns beeilen, damit wir pünktlich zum vereinbarten Treffpunkt kommen würden. Doch was dieser mysteriöse Treffpunkt war, wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Wir machten uns auf den Weg, vorbei an Hagrids Hütte und am See, bis wir an einer Lichtung ankamen, die einwenig im Verbotenen Wald lag. Auf dem Boden waren ganze Grasflächen versenkt und ich fand eine Kralle, die fast so groß war, wie meine ganze Hand. "Hier haben uns einmal Drachen besucht.", hatte Dad gesagt und als wir ihn fragend ansahen, meinte er nur: "Aber das ist eine andere Geschichte.".

Er führte uns weiter und suchte den Boden nach etwas ab. Als er es gefunden hatte, winkte er uns zu sich heran und wir stellten uns im Kreis auf, um - ich weiß selbst nicht, was es war. Dad nahm es in die Hand und sagte, es wäre ein Tofoapparat. Ich selbst habe dieses Wort noch nie gehört, aber Rose sprang aufgeregt in die Luft und kreischte: "Damit machen Muggel doch Bilder! Das haben wir in Muggelkunde gelernt.". Kein Wunder, dass ich es nicht kenne.

Dad sagte, wir sollen uns beeilen und das Ding anfassen. Kurz nachdem ich das Tofo-Ding anfasste, wurde ich am Bauchnabel zu ihm gezogen und es war unmöglich, meinen Finger davon zu lösen. Irgendwann knallte ich auf etwas und ich wollte nichts weiter, als einfach weiter schlafen zu können. Das Ding hatte mir die Energie geraubt, obwohl ich gar nichts getan hatte. "Ein Portschlüssel.", hatte Dad erklärt, aber ich glaube, ohne seine Erklärung wäre ich schlauer gewesen.

Und jetzt stehe ich hier, am Empfangstresen mit Albus, James, Rose, Hugo, Mom und Dad neben mir. Wir haben mehr als zwei Stunden darauf gewartet, endlich an der Reihe zu sein und jetzt haben wir es endlich geschafft.
Dad schaut auf die Tafel mit den Wegweisern neben dem Empfang. Dort stehen Dinge, wie:

1.OG: Verletzungen durch Tierwesen

oder:

2.OG: ansteckende magische Krankheiten (Magische Pestilenzen)

Die Empfangsdame schlägt mit ihren langen, giftgrünen Fingernägeln einen Rhythmus auf den Tresen und fragt genervt: "Wenn Sie sich nicht entscheiden können, dann stellen Sie sich wieder hinten an.". Pff, was ist denn mit der los? An Worten spart sie aber auch. Nicht mal ein "Bitte" kann sie von sich lassen.

Ich lächele sie zuckersüß an und versuche, ihren genervten Tonfall so gut, wie möglich zu treffen: "Wir wollen auf die Station 3.OG: Vergiftungen durch Zaubertränke und magische Pflanzen. Sie können uns doch sicher den Weg zu der Abteilung nennen, in der man sich um Fast-Vergiftete kümmert, nicht wahr?". Die Dame schaut mich verblüfft an. Ich weiß nicht mal, ob Tante Hermine wirklich auf dieser Station liegt.

"Wen wollen Sie denn besuchen?", fragt sie. Den Weihnachtsmann, wissen Sie? Der mit dem großen Sack voller Geschenke und der roten Zipfelmütze. Doch Dad kommt mir zuvor: "Hermine Granger.". Denkt er wirklich, ich würde frech zu der Frau werden? Ich doch nicht.

Beim Namen von Tante Hermine horcht die Empfangsdame auf. Und dann sieht sie Dad lange an. "Oh, Sie sind Harry Potter!", schnurrt sie und scheint uns anderen vergessen zu haben. "Ich kann Ihnen gerne meine Telefonnummer geben. Sie wissen ja, falls Sie mal Hilfe brauchen.". Boah, ne. Flirtet sie etwa mit Dad? Die will ihn ja nur, weil er berühmt ist! Auf so eine fällt Dad ganz bestimmt nicht herein.

Plötzlich schiebt Mom sich an mir vorbei und sagt: "Auf welchem Zimmer liegt denn nun Hermine Granger? Wir haben es eilig. Mein Schatz und ich haben heute Hochzeitstag und wir wollen noch essen gehen.". Verliebt schaut sie Dad in die Augen. "Nicht wahr, Schatz?". Dad nickt: "Aber sicher!", und dann küsst er Mom auf die Wange.

Ich grinse in mich hinein. Ich weiß, dass Mom und Dad ihren Hochzeitstag erst im Mai haben. Aber der Gesichtsausdruck von der Empfangsdame war es wert! Sie wird rot und tippt etwas in ihren Computer ein. "Hermine Granger, sagen Sie? Zimmer 325.". Wir gehen, ohne ein "Danke" oder ein Wort des Abschieds.

Fünf Minuten später stehen wir vor der richtigen Tür und klopfen an. Eine Heilerin öffnet und lächelt uns einladend an. Dann dreht sie sich um und ruft in den Raum: "Mrs. Granger! Besuch für Sie.". Dann macht sie die Tür noch ein wenig weiter auf und lässt uns hinein. "Aber nicht zu lange und nicht so viele auf einmal.", flüstert sie uns noch zu.

Dad dreht sich zu uns um. "Lily, Albus, James? Wie wärs, wenn ihr erstmal reingeht und wir dann in fünf Minuten wechseln? Dann ist es nicht so viel Stress für Tante Hermine.", meint er. Wir nicken und gehen dann in den kleinen Raum. Das erste, was mir auffällt, sind die Fenster, durch die grelles Licht dringt. Der Raum ist sonnendurchflutet, sonst aber komplett weiß. Es stehen drei Betten in dem Raum. Zwei davon sind belegt; in einem liegt ein wirklich komisch aussehender Mann, er trägt einen Baum auf dem Kopf; und im anderen liegt Tante Hermine.

Sie sieht ziemlich geschafft aus, was ich ihr nicht verdenken kann. Neben ihr sitzt Onkel Ron auf der Bettkante. Als er uns erblickt, kommt er strahlend auf uns zu. "Lily, James, Albus! Wie schön, euch zu sehen.", sagt er mit einem Lächeln im Gesicht. Er breitet seine Arme aus und umarmt uns alle. "Seid ihr alleine hier?". Wir schütteln mit den Köpfen und Albus erklärt: "Hugo, Rose, Mum und Dad sind auch hier. Sie warten draußen.".

"Das ist aber schön, dass ihr alle hier seid.", kommt es von hinten. Ich sehe an Onkel Ron vorbei und rufe: "Tante Hermine!". Dann renne ich auf sie zu und setze mich auf ihre Bettkante. "Und, wie sieht es mit der Schule aus, Lily?", fragt meine Tante. Ich grinse. Das ist das Erste, was sie fragt, wenn sie mich sieht. "Sie steht noch.", ist meine einfallsreiche Antwort auf ihre Frage. Tante Hermine lacht und ihre Locken schaukeln dabei hin und her. "Ich dachte, bei dir würde sie schon gar nicht mehr existieren.".

Nachdem Albus und James auch mit unserer Tante geredet haben, verabschieden wir uns allesamt von Onkel und Tante. Dann gehen wir raus und schicken die anderen wieder rein. "Ich muss mal aufs Klo.", sage ich zu den anderen beiden, als wir alleine sind. Unwillkürlich muss ich an Scorpius denken und grinsen. So charmant wie er, bekomme ich es nicht hin!

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Hi,
und danke, danke, danke für 500 Reads! Ich hätte am Anfang wirklich nicht geglaubt, dass so viele Leute meine kleine Geschichte lesen würden ✨
Und deshalb habe ich mir überlegt, die Lesenacht zu machen. So als kleines Dankeschön für die vielen Reads, Votes und Kommentare 💞
Ich würde die Lesenacht am Freitag, dem 26.08.2016 machen, von 17 Uhr - 21 Uhr. Das sind dann fünf Kapitel. Bis dahin werde ich erstmal nicht mehr updaten. Wir hören uns dann am Freitag 🙈

Eure Vilureef

Die Tochter Harry Potters Where stories live. Discover now