Ich musste schlucken. Auch wenn ich es vorher nicht gewusst hätte, so hätte ich es jetzt gewusst. Johanna Gloria Black, geborene Malfoy, sprach aus tiefstem Herzen und aus Erfahrung. Nicht nur, weil sie meine beste Freundin war, glaubte ich ihr. Dass zwischen ihr und Regulus eine Beziehung war hatte sie schon allein dadurch gezeigt, dass sie weiter Black hieß. Im nächsten Moment kam ein anderer Gedanke in mir auf. Was war das zwischen Tim und mir? War es auch eine Zwangsheirat? Ejana hatte uns immerhin Zeit gelassen und sie wollte nicht, dass wir es taten, obwohl wir es nicht wollten. Die Königin wollte eine Liebesheirat, dass hatte sie versichert. War Tim also nur eine Art... Empfehlung? Das war alles so kompliziert.

Meine Nachdenklichkeit blieb bei Jo natürlich nicht unbemerkt. Dafür kannte sie mich einfach viel zu gut. „Was ist los? Du denkst heute so viel nach? Ist alles in Ordnung, Holly?", fragte sie sanft. „Jaja", entgegnete ich schnell – nicht zu schnell, so hoffte ich, „Alles gut. Ich war nur in Erinnerungen. An heute, aber auch an unsere Schulzeit." Sie nickte verständnisvoll ohne weiter Nachzufragen, doch sie kannte mich zu gut um zu wissen, dass ich ihr nicht ganz die Wahrheit erzählt hatte. Trotzdem respektierte sie meine Entscheidung und dafür war ich ihr mehr als dankbar. Was wäre ich nur ohne sie.

„Irgendwann wirst du all das hier verstehen. Keine Sorge. Die Welt der Engel birgt noch das ein oder andere Geheimnis, aber es wird ans Licht kommen und dann wirst du all das verstehen.", meinte ich als wir uns voneinander verabschiedeten. Jo runzelte zwar die Stirn über meine Aussage, nickte dann allerdings.

Eine Woche später, am 29. März, kam Tim zu mir. Wir wollten Ejana nicht enttäuschen und so hatten wir uns überlegt, viel zusammen zu unternehmen. Vielleicht würden wir uns so auch ineinander verlieben. Wer wusste das schon?

Es war schon Abend und Tim hatte am Telefon gesagt, dass er etwas geplant hatte. Gespannt wartete ich also auf ihn und umarmte ihn, als er dann um halb acht vor meiner Tür stand. „Was hast du denn geplant?", fragte ich neugierig, wie ich sein konnte. Tim lachte: „Das wird eine Überraschung, Holl! Zieh dir eine dicke Jacke an, es könnte kühler werden." Das war kein großes Problem, immerhin standen wir neben der Garderobe.

Wir verließen mein Cottage und Tim reichte mir seine Hand. Ich ergriff sie und wir teleportierten. Als der Wind sich legte standen wir in Dunkelheit. Verwirrt sah ich meinen besten Freund an, doch dieser lächelte nur geheimnisvoll. Das hieß wohl abwarten.

Es dauerte zwar noch etwas, aber dann war mir klar, was die Überraschung war. Sprachlos fiel ich Tim um den Hals und murmelte: „Danke! Das wollte ich schon immer einmal sehen! Du bist echt super!" „Gerne. Ich wusste, dass es dir gefallen würde. Und zeitlich hat es ja auch noch gerade so gepasst.", lachte er und legte sanft einen Arm um mich. Er hatte Recht, Anfang April würde es wahrscheinlich vorbei sein.

Staunend und schweigend beobachteten wir die Lichter am Himmel. Aurora Borealis. Die Polarlichter wollte ich schon immer einmal sehen. Doch jetzt wo ich sie sah, waren sie tausendmal spektakulärer als ich es mir vorgestellt hatte. Man konnte auch sagen, es war magisch, wie sich die Bänder von Licht am Himmel bewegten, miteinander verschmolzen und wieder trennten. In gewisser Weise sah es aus wie ein Tanz. Einfach wunderschön.

„Es ist so wunderschön.", flüsterte ich und lehnte meinen Kopf gegen Tims Schulter. Jetzt konnte ich viel entspannter in den Himmel sehen. Ich spürte, wie er lächelte: „Ja, in der Tat. Wunderschön."

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Flügel - Islands Hoffnung (Flügel II)Where stories live. Discover now