zwischenmenschliche Beziehungen

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„Holl!" zwei Arme schlangen sich um mich. Ich saß auf dem Boden neben dem Telefon und weinte. „Holl, komm. Ich bring dich hoch.", Tim hob mich hoch und trug mich zu meinem Bett. Er holte mir eine Leggins und ein T-Shirt aus dem Schrank. Ich zog die Leggins an und er öffnete den Reißverschluss von meinem Kleid. „Arme hoch.", befahl er mir. Immer noch liefen die Tränen in Bächen meine Wangen hinunter, aber ich tat, was er mir sagte und ließ zu, dass er mir das T-Shirt über den Kopf zog. Dann schlang er wieder die Arme um mich und setzte sich, mit mir auf seinem Schoß, auf mein Bett. „Was ist denn passiert, Holl?", flüsterte er. Mit einer Hand strich er über meinen Rücken. „Er...Er... Er hat eine andere, Tim!", schluchzte ich in sein Shirt. „Er... Er hat mich vergessen! Ersetzt! Ich... Verdammt Tim... Mit mir macht er Schluss, aber dann knutscht er mit Fernanda Lopez rum! Wieso? Ka...Kannst du mir sagen, wieso er das macht?"

Tim drückte mich enger an sich, bevor er antwortete: „Ich kann es dir nicht sagen, Holl. Ich weiß nicht, was er sich dabei denkt. Ich verstehe nicht, wie man ein so wunderbares Mädchen wie dich nicht haben will. Du bist tausend Mal hübscher als Fernanda. Wenn er dich nicht haben will, hat er dich auch nicht verdient. Du verdienst jemand besseren, Holl. Lass ihn los, Holl, lass Remus los."

Tim hatte irgendwie Recht. Ich konnte Remus nicht ewig hinterhertrauern. Ich musste loslassen. Das alles war nun schon so lange her. Doch als ich eben auf Hákons Party Remus, oder John, wie Hákon ihn nannte, sah und er Fernanda Lopez küsste, da hatte ich einen unendlich starken Schmerz in meinem Herzen gespürt. Fernanda war ein Jahr unter uns in Gryffindor gewesen.

„Es...Es tut so weh, Tim. Wieso tut es so weh? Wieso ist es immer noch so? Wieso kann ich nicht loslassen, auch wenn es schon so lange vorbei ist? Ich verstehe es nicht...", ich schluchzte noch immer. Tim wiegte mich sachte hin und her. Er hielt mich fest im Arm und sein Mund war nah an meinem Ohr. „Ich weiß es nicht, Holl. Ich weiß es nicht." „Lass mich bitte nicht alleine, Tim. Bitte. K-Kannst du heute Nacht hier bleiben? Ich... Ich will jetzt nicht alleine sein... sonst... sonst kann ich gar nicht aufhören, daran zu denken... Ich... Ich kann nicht mehr, Tim. Es... es geht nicht mehr... Wieso kann nicht einmal etwas in meinem Leben funktionieren? Wieso geht das nicht?", bat ich ihn. „Ach Holl.", murmelte Tim, „Niemals werde ich dich allein lassen. Es ist halt nicht alles im Leben leicht. Ich bin bei dir. Immer. Du solltest jetzt schlafen. Es ist schon spät und du brauchst Ruhe. Keine Sorge, ich bleibe bei dir, Holl."

Ich lächelte sanft und nickte. Tim legte sich neben mich ins Bett und schloss die Arme um mich. Es tat gut zu wissen, dass er mich nicht alleine ließ, wenn es mir so schlecht ging. Ich war mir sicher, dass er immer zu mir halten würde, egal was passieren würde. Er würde auch bei mir bleiben, wenn er erfahren würde, dass ich ihm nicht gesagt hatte, was meine zukünftige Aufgabe sein wird, sollte ich Großvater überzeugen können. Er würde mich niemals verleugnen oder vergessen. Anders als Remus...

„Geht's dir besser?", fragte Tim, als er sah, dass ich wach war. Ich sah an die Decke. „Ich weiß es nicht. Es ist irgendwie komisch... Ich kann dir nicht sagen, was ich fühle... Es ist... Es ist so, als wüsste mein Herz nicht, wie es reagieren soll. Aber ich bin dir so unendlich dankbar, dass du immer für mich da bist. Ohne dich würde es mich wirklich dreckig gehen.", sprach ich ohne den Blick von dem Holzbalken an der Decke abzuwenden. „Für dich immer.", flüsterte Tim leise, dann hob er die Stimme an, „Komm, ich habe Hunger. Mach du dich fertig. Ich kann etwas Porridge für uns machen. Oder sind die Pfannkuchen mit Schokosauce lieber?" Ich lachte: „Du bist der Beste! Pfannkuchen mit Schokosauce bitte!" Tim grinste und stand auf. Ich sah ihm noch nach, dann richtete ich mich auch auf. Womit hatte ich einen besten Freund wie Tim nur verdient?

Tim konnte wirklich gute Pfannkuchen machen. Die heiße Schokosauce passte wunderbar dazu. „Sag mal, wo hast du so gut kochen gelernt? Du könntest ja ein eigenes Restaurant eröffnen!", lobte ich ihn nachdem ich den ersten Pfannkuchen gegessen hatte. Tim lachte: „Danke für das Lob, Holl. Meine Großmutter und Mum haben mir das beigebracht. Weißt du, ich weiß nicht, ob es wirklich das ist, was ich wirklich will. Ich... Seit ich hier in Island bin ist alles irgendwie anders..." „Hey", ich stand auf und legte ihm eine Hand auf den Arm, „ich weiß, was du meinst. Mir geht es nicht anders. Ich bin froh, dass die Königin eine Aufgabe für mich hatte. Dann habe ich wenigstens etwas zu tun. Ich wollte immer Aurorin werden. Ich wollte den Rassisten dort drüben zeigen, was sie davon haben, für den Tod von Mary und all den anderen verantwortlich zu sein." „Ich habe davon geträumt Zauberstabkunde zu studieren, seit ich Ollivanders Laden betreten habe.", antwortete Tim. Ich lächelte und küsste ihn freundschaftlich auf die Wange: „Es ist halt nicht leicht für uns. Jo konnte einen kompletten Neustart machen. Sie hatte vorher keine Zukunftspläne. Für uns beide haben sich unsere Traumberufe quasi in Luft aufgelöst. Aber wir schaffen das."

Flügel - Islands Hoffnung (Flügel II)Where stories live. Discover now