(20) Rosen sind rot, Veilchen sind blau, mein Freund ist bald tot ...

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Rosen sind rot, Veilchen sind blau, mein Freund ist bald tot, weil ich ihn verhau.


„Ninja, was ist Regel Nummer Eins?"

Was denn, jetzt durfte mich mein Boss auch schon Ninja nennen? Na super. Das regte mich dermaßen auf, dass ich die richtige Antwort spontan vergaß. Regel Nummer Eins, ähm, war das nicht: Keine Beleidigungen über Irland, Kobolde oder grüne Wiesen?

„Ninja, wir absolvieren dieses Spezialtraining seit Wochen! Unser Einsatz startet in wenigen Minuten! Bitte sag mir, dass du wenigstens Regel Nummer Eins beherrschst!". Higgins war verdammt angespannt. Im Geheimquartier regierte das totale Chaos, die Sicherheitsteams waren vollständig anwesend und in der düsteren Eisatzmontur gekleidet. Alle liefen wie aufgescheuchte Waschbären umher und traten sich gegenseitig auf die Füße. Denn das Haus war zwar riesig, hatte seine Lagerkapazitäten aber mittlerweile ausgeschöpft. Alles nur, weil wir umziehen mussten. Denn heute stand die Pressekonferenz an, bei der die Band ihr neues Album ankündigte. Da ließ sich eine Übernachtung auswärts nicht umgehen, auch wenn Higgins das lieber gewesen wäre.

Wir mussten bereits alle unsere Handys abgeben, damit man niemanden orten konnte, denn im neuen Unterschlupf gab es zwar auch Sicherheitsmaßnahmen, wohl aber nicht genug für Securityansprüche. Wo genau es hinging, wussten nur die wirklich wichtigen Leute. Man hatte alles bedacht, trotzdem spürte jeder die starke Anspannung im Raum. Immerhin war bisher ja schon viel passiert, was eigentlich nicht hätte passieren dürfen. 

Das Konferenzgebäude wurde bis zum den letzten Winkel überwacht. Ich selbst hatte es schon besuchen müssen, um mich auf den Einsatz vorzubereiten, und ich hatte keinen versteckten Schlupfwinkel entdecken können. Nicht einen, dabei stellte Einbrechen das einzige dar, was ich im Leben als mein Supertalent bezeichnen konnte. Ich war fast ein bisschen enttäuscht, Higgins dafür jedoch umso zufriedener. Und ja, ich hatte richtiggehend Stress mit meinem Job mittlerweile. Das Spezialtraining war verdammt fordernd. Ich wusste gar nicht, wann ich das letzte Mal ohne Muskelkater aufgewacht war... Mein größter Wunsch war es mittlerweile, mich einfach mal wieder richtig zu langweilen.

Mit einem lauten Fingerschnipser vor meinem Gesicht riss Higgins mich aus diesen Gedanken. Ich räusperte mich schnell. „Regel Nummer Eins: Das Leben des Klienten steht über allem anderen?" Irgend so ein pseudodramatischer Hollywoodgrundsatz eben.

Higgins zog eine Augenbraue in die Höhe. „Gut. Wenn es drauf ankommt, dann musst du dafür sorgen, dass Harry in Sicherheit ist, auch wenn du dafür andere Kollegen oder sogar dich in Gefahr bringst." Uh, klar, ich rettete liebend gerne Megamotte das Leben und brachte mich stattdessen um... Naja, ich könnte ihn dann vielleicht als Geist heimsuchen. War bestimmt witzig.

„Auch nicht, wenn Niall und Harry in Gefahr sind?"

Higgins seufzte. Er hatte wohl keine Zeit für meinen Mist, aber andererseits konnte er unmöglich den Raum verlassen. Ein weiterer Nachteil der Überfüllung. „Ja, auch dann, Niall wird von anderen beschützt. Du kannst dich auf deine Kollegen verlassen!" Die Wahrheit dieser Aussage hatte das Team in meiner Übungswoche eindrucksvoll bewiesen -  mit Ausnahme von T-Rex. Der imitierte lieber Michael Jackson, als zu ackern und war dementsprechend nur für kleinere Überwachungsaufgaben eingesetzt.

„Aber was, wenn der Entführer Harry KO schlägt und Niall nicht, dann ist Harry doch sowieso im Arsch und ich kann mich um Ni-"

„Ninja, wenn Harry in deinem Beisein KO geschlagen wird, dann bist du gefeuert."

„Auch, wenn ich ihn KO schlage?"

„NINJA! Bitte, konzentrier dich. Geh jetzt zu deiner Einheit, wir starten in fünf Minuten." Na schön. Ich quetschte mich aus dem Raum und suchte die anderen Harrybewacher. Es war echt zu blöd, dass ich seine Freundin spielen musste und nicht die von Niall. Nicht nur, weil ich mir nicht sicher war, ob mir wirklich was an seinem Leben lag. Nein, wir mussten in Zukunft auch so ziemlich alles zusammen machen. Die Presse spekulierte nämlich gerade wild, mit wem ich wohl zusammen war. Immerhin lief ich in Nialls Klamotten durch die Stadt, Liam hatte diesen Harry-Tweet auf seinem Account geteilt und dann hatten sie auch noch das provisorische Freundschaftsarmband entdeckt... Die Gerüchteküche brodelte und ich wurde für die Presse immer interessanter, da es diese Leute verrückt machte, mal nicht alles zu wissen.

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