27.11 - Reus & Schürrle

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Als ich meine kleine Ansprache beendet hatte, hob ich endlich meinen Blick, um die Reaktionen meiner Teamkollegen einzufangen. Auf den ersten Blick stach niemand besonders heraus. Einige hatten ihren Gesichtsausdruck kaum verändert, andere waren überrascht, manche schienen es sogar erwartet zu haben und grinsten mich an. Ich sah sogar wie Pulisic Felix halb enttäuscht halb grinsend einen 20 Euro Schein in die Hand drückte. Hatten die etwa auf meine Sexualität gewettet?

Nur Andre schien unwohl mit der Situation. Er schaute mich nicht an, hatte den Blick auf seine deutlich schwitzigen Hände gerichtet. Er hatte eher einen gequälten Ausdruck auf dem Gesicht und schien am liebsten abhauen zu wollen. Hatte er etwa ein Problem damit, dass ich auf Männer stand? Ich kannte Andre schon ziemlich lange, wir waren schon ewig befreundet und er hatte auf mich noch nie den Eindruck gemacht, etwas gegen Homosexualität zu haben.

"Mach dir keinen Kopf, Marcinho, wir akzeptieren dich so wie du bist", fand Marcel als erster das Wort und lächelte mich freundlich an. Ich erwiderte gezwungen und bedankte mich bei ihm und dem Team.

Danach wurden wir von Thomas entlassen und jeder machte sich auf den Weg in die Kabine. Dort angekommen bekam ich einige Glückwunsche oder Schulterklopfer von meinen Kollegen, was mich zugegebenermaßen wieder ein bisschen aufmunterte.

"Hast du denn auch schon 'nen Typen an der Angel?", fragte Bürki und stubste mir mit dem Ellbogen in die Seite, als ich mir grad das Shirt über den Kopf ziehen wollte. Mein empfindliche Gesichtshaut färbte sich sofort leicht rot, obwohl ich so eine Frage eigentlich erwartet hatte. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie Andre den Kopf anhob und angespannt seine Trainingstasche packte, was mir irgendwie einen Stich versetzte.

"Nein, Roman, ich habe zur Zeit niemanden an der Angel", schnaubte ich, konnte mir aber ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. "Aber es gibt da so jemanden...."

"Und dieser jemand mag dich auch?", fragte Felix lächelnd, während er sich seine Handtücher zusammen suchte.

"Nein, ich denke nicht", antwortete ich kopfschüttelnd und sah leicht bedrückt durch die Gegend. "Ich glaube er ist nicht mal schwul."

Felix und Roman sahen mich aufmunternd an. Marcel legte mir eine Hand auf die Schulter. "Rede doch mal mit ihm. Vielleicht mag er di-"

Er wurde von einem leisen Knall unterbrochen, der das halbe Team aufschrecken ließ. Auch ich richtete meinen Blick auf Andre, der offensichtlich das Geräusch verursacht hatte, als er abrupt aufgesprungen war und jetzt mit zügigen Schritten die Kabine verlassen wollte. Er hatte ja noch nicht mal geduscht.

Ohne nachzudenken zog ich mir das erste Kleidungsstück an, das mir in die Finger kam und stürmte ihm nach. "Andre!", rief ich nach ihm und störte mich wenig daran, dass ich grade mit Stollenschuhen über den asphaltierten Parkplatz lief, bei Temperaturen im 10 Grad Bereich nur in Trainingshose und einem Ersatz-T-Shirt, dass ich immer dabei hatte.

"Andre, bitte bleib stehen!"

Er war schon fast an seinem Auto angelangt, als er letztendlich doch anhielt und wartete, bis ich aufgeholt hatte. Etwas erschöpft blieb ich vor ihm stehen. "Wieso bist du einfach abgehauen?"

Er sah mich fast schon emotionslos an. "Ach nichts bewegendes. Ich muss nur noch wohin..."

Natürlich kaufte ich ihm das nicht ab. Man sah seine Nase quasi länger werden. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn nachdenklich an. "Erzähl' keinen Quatsch, Andre. Ich merk' doch, das irgendwas nicht stimmt. Du hast so komisch geguckt, als ich mich vorhin geoutet hab. Und als du abgehauen bist, ging es auch grade um das Thema. Bitte sei ehrlich... hast du ein Problem damit, dass ich schwul bin?"

Andre war etwas überrascht über meine Konfrontation, das sah ich ihm deutlich an. Er brauchte einen Moment, bis er zur Antwort ansetzte. "N-nein...", stammelte er kaum hörbar. Das hatte vorhin aber anders ausgesehen.

"Und was ist es dann? Was ist los mit dir?" Wenn es keine Homophobie war, was war es dann? Ein wenig besorgt, war ich schon...

"I-ich... also- du- ich auch..."

"Du auch? Du auch was?", fragte ich vollkommen verwirrt von seinem Gestammel.

"Sch-schwul...", brachte er endlich hervor und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. "Du bist auch schwul?", fragte ich entsetzt.

"Nicht so laut!", rief er und sah sich panisch nach Zuhörern um, aber der Parkplatz war leer. Ich runzelte die Augenbrauen. "Hey, Schü, das ist nicht schlimm, du hast doch gesehen, dass das Team nichts dagegen hat", versuchte ich ihn zu beruhigen.

"Ich... ich bin noch nicht so weit, Marco", erklärte er mit gesenktem Blick. "Ich bin mir erst seit kurzem sicher darüber und ich bin noch nicht so mutig wie du..."

"Oh, achso." Das erklärte natürlich einiges. Wenn er erst seit kurzer Zeit seine Sexualität anzweifelte, war es normal, dass er noch ziemlich empfindlich auf das Thema reagierte. "Willst du vielleicht mit zu mir kommen? Dann reden wir darüber... Vielleicht kann ich dir ja helfen, Schü."

Er verlagerte das Gewicht von einem Fuß auf den anderen. "Ich weiß nicht."

"Wieso nicht? Vielleicht geht's dir dann besser. Ich will dir doch nur helfen, man." Ich legte ihm meinen Arm um die Schulter, in der Hoffnung ihn ein wenig zu beruhigen, aber er spannte sich unter meiner Berührung nur noch mehr an.

"Ist da vielleicht noch was, das du mir sagen willst, Andre?", hakte ich so einfühlend wie möglich nach. Er schüttelte vielleicht etwas zu schnell den Kopf, was mir meine Frage eigentlich schon beantwortete.

Ich seufzte und nahm ihn in den Arm. Er brauchte einen Moment, aber irgendwann erwiderte er die Umarmung zögerlich. Ich verstärkte meinen Griff um seinen muskulösen Oberkörper noch mehr und drückte mit meiner Hand vorsichtig gegen seinen Kopf, sodass dieser in meiner Halsbeuge lag und er sich langsam in meinen Armen entspannte.

"Ich liebe dich auch, Andre", flüsterte ich ihm sanft ins Ohr. Die kleinen Haare in seinem Nacken stellten sich auf, als er eine Gänsehaut bekam.

"Woher wusstest du...", hauchte er überwältigt, ohne sich von mir zu lösen.

Ich begann ihn sanft hin und her zu wiegen und gab ihm einen Kuss auf die Stelle unter seinem Ohr. "Ich wusste es nicht, aber ich hatte es gehofft."

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Happy Birthday, Michelle!
❤️🎉
Alles Gute an eine meiner Lieblingsautorinnen hier auf Wattpad!

Ich muss sagen, ich bin stolz auf mich, denn ich hatte diesen Oneshot schon eine Woche vorher fertig hatte und mir so ganz schön viel Stress erspart habe.

Ich hoffe der Oneshot gefällt euch!
Feedback wäre toll!
❤️
In letzter Zeit bekomme ich so wenig Kommentare. Mache ich irgendwas falsch?

Für: rin_chan3211

Geburtstagsoneshots [boyxboy]Where stories live. Discover now