Kapitel 19: Herzschlag

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drei Monate später:

Das schrille Klingeln der Schulglocken reißt mich aus meinen Gedanken. Fröhlich summend beginne ich meine Hefte einzupacken. Endlich frei! Morgen ist ein Feiertag und danach Wochenende. Das bedeutet drei entspannte Tage bei schönem Wetter. Neben mir ist Chloe bereits fertig und wartet auf mich. Wie so oft hat sie ihre Schulsachen gar nicht erst ausgepackt.

Nebeneinander laufen wir die Treppen hinunter. "Jess? Hast du Lust heute gemeinsam was zu unternehmen? Ein paar Freunde wollten zusammen ins Schwimmbad, ich habe überlegt mitzugehen." Ich überlege kurz. "Ne, sorry, das geht heute nicht. Izzie kommt heute Abend vorbei, wir kochen zusammen und dann übernachtet sie bei mir. Meine Eltern sind doch nicht da..." Wir sind am Eingang angekommen. Chloe wirft einen kurzen Blick auf die Uhr, aber anscheinend hat sie noch Zeit, bis ihr Bus fährt, denn sie redet weiter. "Meinst du heute ist es soweit?" "Ist was soweit?" Ich tue ein bisschen verwirrt, aber mir ist durchaus klar, worauf sie hinaus will. Chloe grinst verschmitzt. "Du weißt ganz genau, was ich meine!" Ich muss auch lachen. Dann schüttele ich den Kopf. "Nein, ich denke nicht." Chloe beobachtet mich kritisch. "Naja, wie lange seid ihr jetzt schon zusammen?" "Drei Monate." Chloe kneift die Augen zusammen. "Dann würde ich noch mal drüber nachdenken." Dann zuckt sie mit den Schultern und umarmt mich zum Abschied. Nachdenklich schaue ich ihr hinterher. 

Zuhause angekommen fange ich sofort an mein Zimmer auf Vordermann zu bringen. Meine Eltern sind kurzfristig über das verlängerte Wochenende weggefahren. Sie wissen immer noch nichts von Izzie und mir, sonst hätten sie vermutlich nicht erlaubt, dass sie hier übernachtet. Eigentlich wäre es das perfekte Date für das erste Mal. Wir haben noch nicht wirklich miteinander darüber geredet. Ich glaube, ich wäre tatsächlich bereit, aber ich weiß nicht, wie es ihr geht.

Seit Chloe mich darauf angesprochen hat, bin ich nervös. Als jetzt die Tür klingelt und Izzie davor steht, zittern meine Hände ein wenig. Sie zieht ihre Sandalen aus und reicht mir eine Tüte mit Einkäufen zum Kochen. Dann bekomme ich einen liebevollen Begrüßungskuss. Während ich die Tüte in die Küche bringe, geht sie ins Bad. Als sie zurückkommt, habe ich mich entschieden einfach offen zu sein. Sie sieht, wie ich mit nachdenklichem Gesichtsausdruck einen nervösen Takt auf den Küchentisch trommele. Sie setzt sich zu mir, legt einen Arm um mich und fragt: "Alles klar?" Ich beiße mir auf die Unterlippe. "Izzie... Ist das hier ein erstes-Mal-Date?" Sie runzelt die Stirn, dann beginnt sie zu lachen. "Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht." Ich bin irgendwie erleichtert. Trotzdem möchte ich dieses Gespräch jetzt weiterführen, da wir schon bei dem Thema sind. "Könntest du es dir vorstellen?" Ich sehe ein kurzes Zucken in ihrer Mimik und setzte schnell hinzu: "Nicht falsch verstehen, ich will dich zu nichts drängen oder so. Ich möchte einfach nur offen mit dir darüber reden können, weißt du?" Sie nickt langsam und nimmt ihren Arm von mir. "Schon okay, du musst mir nicht direkt antworten. Lass dir Zeit und wir reden ein anderes Mal wieder." Ich will aufstehen und beginnen etwas Gemüse zu schneiden, doch sie legt mir eine Hand auf die Schulter. "Nein. Du hast Recht, lass uns offen darüber reden. Tatsächlich denke ich, ich wäre bereit. Ich wollte nur nicht überhastet antworten, weil es schon eine wichtige Entscheidung ist. Aber du gibst mir das Gefühl sicher zu sein und ich liebe dich über alles. Also denke ich, dass ich es mir vorstellen könnte." Sie macht eine kurze Pause. "Was ist mit dir?" Ich lächele sie aufmunternd an. "Mir geht es da genauso wie dir. Wir sollten uns nicht unter Druck setzen und es muss nicht heute sein. Lass uns einfach auf eine Situation warten, in der es sich für uns beide richtig anfühlt. Was hältst du davon?" Sie beugt sich vor und gibt mir einen sanften Kuss auf die Stirn. Ich spüre ihre weichen Lippen auf meiner Haut und schließe die Augen. Dann steht sie auf, nimmt meine Hand und zieht mich hoch. "Das klingt gut. Aber jetzt gibt es erst einmal etwas zu essen, sonst sterbe ich noch vor Hunger."

Der Abend ist wunderschön. Wir essen die Nudeln mit Bolognese, die wir gemeinsam gekocht haben(bei denen die Soße dank mir ein bisschen versalzen ist), lachen viel und schauen danach zusammen noch ein paar Filme. Irgendwann gegen drei Uhr nachts schlafen wir eng umschlungen ein.

Ich öffne die Augen. Blinzelnd schiele ich nach draußen. Die Sonne scheint hell in mein Zimmer, es ist bestimmt schon 10 Uhr morgens. Gut, dass wir keine Schule haben. Ich stehe vorsichtig auf, um Izzie nicht zu wecken und gehe ins Bad. Dort putze ich mir gemütlich die Zähne und wasche mein Gesicht mit kaltem Wasser ab. Als ich zurückkommen, dreht sich Izzie im Schlaf hin und her. Vielleicht hat sie einen spannenden Traum. Ich schaue sie an und fühle mich an den Morgen nach meiner Geburtstagsfeier erinnert. Wie damals, ist ihr Gesicht vollkommen entspannt, was ihr die Ausstrahlung eines Engels verleiht. Ich kuschele mich zu ihr in das warme Bett und streiche ihr eine Locke aus dem Gesicht, die sich aus ihrem Zopf gelöst hat. Bei dieser leichten Berührung macht auch sie die Augen auf. Ein Lächeln umspielt ihre Lippen. "Hey", murmele ich und beuge mich zu ihr hinunter, um ihr einen Kuss zu geben. Sie erwidert ihn, dann drückt sie mich sanft beiseite und steht auf. "Ich bin gleich wieder da. Nicht weglaufen!" Seufzend lasse ich mich zurück auf mein Kissen fallen, während sie sich ins Bad begibt.

Ein paar Minuten später höre ich ein Knarren, während sie über die Dielen auf mich zukommt. Mir fällt auf, wie heiß sie in dem kurzen Nachthemd aussieht. Sie setzt sich aufs Bett und beginnt mich zu küssen. Erst sanft, dann immer leidenschaftlicher und fordernder. Ihr Zunge umspielt meine, während meine Hände beginnen über ihre Brüste zu wandern. Alles in mir verlangt nach ihr. Ich will sie berühren, jeden kleinen Teil ihres Körpers spüren, ihr nah sein. Sie küsst meinen Hals und bewegt sich Zentimeter um Zentimeter tiefer. Als sie meine Narben am Schlüsselbein erreicht, hält sie kurz inne und fährt vorsichtig mit ihren Fingern darüber. Ich sehe die Tränen in ihren Augen glitzern. Dann greift sie nach meinem Top und zieht es mir über den Kopf. Im Bh liege ich vor ihr, während sie meine Brüste mit Küssen bedeckt. Ich fasse sie sanft unter dem Kinn und ziehe sie nach oben, sodass ich in ihre wunderschönen braunen Augen schauen kann. "Bist du dir sicher?", flüstere ich. Meine Stimme klingt rau. Ihre Antwort ist kaum mehr als ein leiser Hauch. "Ja" Mit den Fingern fahre ich über ihre Wangenknochen. "Ich liebe dich" Ich drehe mich auf sie und beginne sie auszuziehen. In mir explodieren die Gefühle. Ich habe noch nie so empfunden. Mein Herz rast. Als sie ihre Hand auf meine Brust legt, erzittere ich. Am ganzen Körper habe ich Gänsehaut. Ihre Lippen nähern sich meinem Ohr. Im Nacken spüre ich ihren heißen Atem. Ich schließe die Augen. "Ich kann spüren, wie dein Herz schlägt." 


Das ist erst einmal der vorletzte Teil meiner Geschichte. Morgen oder Übermorgen kommt der letzte. Ich glaube, ich habe damit dann alles erzählt. Ich gebe mir Mühe, dass er etwas besonderes wird. :) 

Gute Nacht!

She - Als mein Leben ins Wanken gerietWhere stories live. Discover now