Kapitel 7: Entscheidungen

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Seit meiner Feier ist jetzt genau eine Woche vergangen. Izzie und ich haben seitdem nicht mehr miteinander gesprochen. Ich glaube, sie hat es versucht, aber ich bin ihr aus dem Weg gegangen. Aus Angst vor Zurückweisung und aus Angst mich zu öffnen. Es ist mitten in der Nacht und ich wälze mich unruhig hin und her. Je mehr ich versuche meine Gefühle beiseite zu drängen, desto tiefer versinke ich in ihnen. Ihr Anblick, ihre Stimme, ihre Berührungen - ja ihre bloße Anwesenheit reicht aus, um mich komplett aus dem Konzept zu bringen. Ich muss dringend etwas tun, selbst wenn das alles zerstört. Ich kann unmöglich noch länger mit der Gewissheit leben, dass ich es nie versucht habe. Es fühlt sich an, als würde ich mit jeder Minute, die so vergeht, innerlich mehr und mehr zerbrechen. Ich zerfalle in kleine Teile und es ist ihre Schuld.

Während ich hier so liege, wünsche ich mir, ich könnte weinen. Ich glaube, mir ginge es dann viel besser. Ich könnte aufhören meine Gefühle in mich hineinzufressen, wo sie mich kaputt machen und anfangen ihnen freien Lauf zu lassen. Aber ich kann nicht weinen, so sehr ich es auch versuche, ich kriege höchstens feuchte Augen. Und dennoch bleibt dieses Gefühl. Das Gefühl alles falsch zu machen und vergebens zu hoffen. Wahrscheinlich leide ich umsonst. Was soll ich nur tun? 

Immer und immer wieder kreist diese Frage durch meinen Kopf. Dieser dröhnt und mir wird so schwindelig, dass ich nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. Für einen kurzen Moment vergesse ich, wer ich bin, warum ich hier liege und was ich empfinde. Da ist nur noch dieser dumpfe, entsetzlich Schmerz, der mich zu überwältigen droht. Mein Herz rast, ich bekomme Schweißausbrüche und ich möchte schreien. Doch als ich meinen Mund öffne, kann ich auch das nicht. Nichts als ein ersticktes Stöhnen verlässt meine Kehle. 

Zusammengekrümmt schlafe ich ein. 

Ich liege immer noch auf einem Bett, doch es ist nicht mehr meines. Das hier ist weiß und hat beige Vorhänge, welche mit Spitze verziert sind. Ich fühle mich geborgen. In meinen Händen halte ich ein Bild von Izzie, wie sie schläft. Meine Finger wandern sanft über das kalte Glas. Ihre Wangenknochen, die Augen und ihr wunderschöne kleine Stupsnase. Plötzlich höre ich schnelle Schritte und die Vorhänge werden zur Seite gerissen. Wie von selbst folgen meine Augen ihrem Schwung und beobachten noch einige Zeit, wie sie durch den Zug der Bewegung hin- und hergeschaukelt werden. Erst jetzt bemerke ich das laute Lachen, was an meine Ohren dringt. Es ist kein schönes, aufrichtiges Lachen, sondern es ist durch und durch kalt und gehässig. In Trance wende ich den Kopf und sehe ihr Gesicht. Izzie. Lachend deutet sie auf das Bild, was ich immer noch in beiden Händen umklammert halte. "Du dachtest nicht ernsthaft, dass ich etwas für dich empfinde?! Für ein Mädchen? Du solltest dich schämen!" Ihre engelsgleichen Gesichtszüge sind zu einer gehässigen Fratze verzogen. 

Keuchend wache ich auf. Nur ein Traum, es war nur ein blöder Traum! Trotzdem ist mir entsetzlich übel. Als ich aufstehe, muss ich mich zusammenreißen, um mich nicht auf meinen Teppich zu übergeben. Ich muss etwas tun. Etwas muss sich ändern, oder ich werde daran zugrunde gehen. Ich brauche jetzt eine Entscheidung. Nachdem ich mir mein Gesicht mit kaltem Wasser abgewaschen habe und wieder einigermaßen atmen kann, nehme ich mir einen Block und einen Stift. Wenn ich nicht mit ihr sprechen kann, so kann ich ja wenigstens versuchen ihr zu schreiben. Also fange ich an. 

Izzie...

She - Als mein Leben ins Wanken gerietWhere stories live. Discover now