Prolog

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Sieben Wochen zuvor - 10. Juli - Sonntag

Die Anzeigetafel zeigt die letzten sechzig Sekunden an. Es steht 20:21 für die Gegner. Mein Herz schlägt mit einem Puls von garantiert 170 und meine Atmung ist schnell. Das pulsierende Blut fließt durch meine Adern. Es können nur noch zwei Angriffe geschehen. Wir haben gerade Abwehr.

„Zoe pass auf die Nummer fünfzehn auf, verschiebt nach rechts!", ruf ich. Ich versuche meine Gegenspielerin abzuwehren. Die Gegner rufen einen neuen Spielzug. Und schon geschieht es, Nummer fünfzehn zieht von rechts zum Neunmeterkreis an, spielt den Ball auf Halbrechts und in unserer Abwehr entsteht eine Lücke.

Und bevor wir handeln können erzielen die Gegnerinnen ein weiteres Tor. Verdammt. Somit steht es nun 20:22 für die Gegner. Die gegnerischen Fans jubeln und mich trifft die Einsicht wie eine Faust, wir können nicht mehr gewinnen. Es sind nur noch dreißig Sekunden. Die Zeit reicht nie im Leben um den Punktestand zu drehen.

„Los Mädels gebt alles bis zum Schluss!", ruf ich beim Anwurf. Unsere Mitschüler auf der Tribüne jubeln und klatschen. Wir haben Angriff und wir spielen gerade den Ball durch. Das Problem ist, wir haben nur zwei gute Spielzüge und jeden durchschauen schon die Gegner.

„Von Links", ruf ich um meinen Teammädels zu sagen, dass sie von Links anziehen sollen. Es entsteht rechts eine Lücke, Louisa muss nur schnell genug anlaufen um durch die Lücke zugehen und ein Tor zu erzielen. Sie rennt leider zu spät los, springt schon zu früh am Neunmeterkreis ab. Die Gegnerin blockt mit ihren Armen den Ball über dem Kopf, kein Wunder.

*Pfiff Pfiff*

Das Signal, dass die Schiris das Spiel abgepfiffen haben, fünfzig Minuten Spielzeit um. Ein letzter Blick auf die Anzeige und es steht immer noch 20:22 für die Gegner. Man hört das jubeln und feiern der gegnerischen Spielerinnen und deren Mitschüler.

Ich stehe, außer Atem, auf dem Spielfeld und schaue zu unserer Tribüne und sehe die wider Mal enttäuschten Gesichter unserer Mitschüler. Diese Saison haben wir ungefähr zehn von vierzehn Spielen verloren. Und heute spielten wir gegen die Vorvorletzten, ja genau wir sind die Vorletzten. Dank unserer ins gesamten Toranzahl in der Saison. Denn die Letzten in der Spieltabelle haben nur 38 Tore weniger und somit knapp den letzten Platz erreicht.

Ich bin unfassbar enttäuscht und verärgert. Verärgert über mich, da ich mich mehr hätte anstrengen können, und enttäuscht von der ganzen Teamleistung. Aber am meisten bin ich wütend auf unseren Trainer. Weil er uns nur halbherzig trainiert hat, ja klar er war nur eine Notfalllösung für unseren alten Trainer, der letztes Jahr in Rente gegangen ist. Im Gegensatz zu dem, war er aber nachlässig und hat uns und das Training schleifen lassen. Manchmal kam er erst gar nicht. Und seine Trainer-Qualifikationen sind mehr als nur zu bemängeln. Kaum Technicktraining und wir haben nur wenig gut funktionierende Spielzüge gelernt.

Ich bin am Ende mit meinen Nerven und renne aus unserer Turnhalle in die Umkleide. „Belle warte doch mal! Hey, was ist denn los mit dir?" Hör ich Emmy hinter mir herrufen. Ich ignoriere sie, es tut mir leid, aber ich möchte gerade einfach nur meine Ruhe. Einfach alleine sein und nach Hause gehen.

Ich stürme in die Umkleide und schnapp mir mein Handtuch, wisch den Schweiß weg, duschen tu ich Zuhause. Wechsel mein Trikot gegen mein Schwarzes Top und meine schwarze Skinny Jeans mit Rissen an den Knien. Ziehe meine Nikes an und greif mir meine Sporttasche.

„Hey Belle jetzt bleib doch mal stehen", ruft mir wieder Emmy entgegen. Sie schaut mich verwirrt an und beobachtet mich wie ich die Umkleide verlasse.

„Emmy ich möchte einfach nach Hause. Ich rufe dich später an!" Mit den Worten verabschiede ich mich von ihr und stürme aus der Halle.

„Wo ist denn nur mein Handy...?", murmele ich, während ich in meiner Sporttasche wühle. Unaufmerksam laufe ich über den Parkplatz unserer Schule entlang.

„Ahhh outch." Ich stolpere einen Schritt nach hinten und fasse mir an meinen angestoßenen Kopf. Ich schaue nach oben um zu sehen gegen was ich gegen gelaufen bin.

Vor mir steht ein junger Mann von einer geschätzten Größe von 1,90 Meter. Ich schau ihn schockiert an und lasse meinen Blick wandern. Braune wuschelige Haare, einen unglaublich markanten Kiefer. Und auffällig kastanienbraune Augen. Ich würde ihn auf dreiundzwanzig schätzen. Aber das alles ist gerade total unwichtig.

„Genug gestarrt? Dann könntest du dich ja jetzt entschuldigen. Und kleiner Ratschlag, beim nächsten Mal hinschauen wo du hin läufst" Unterbricht der Mann vor mir meine Gedanken.

„Wie wär es wenn du beim nächsten Mal einfach aus dem Weg gehst?", frag ich ihn. Währenddessen spüre ich mein Handy auf dem Boden meiner Sporttasche und fisch es heraus.

„Ist es jetzt meine Schuld, dass du wie ausgeflippt hier blind in Menschen läufst?" Entsetzt über seine schroffe Art, schau ich wieder von meinem Handy, das ich in der Hand halte, zu seinem Gesicht. Seine Stirn ist in Falten gelegt, da er mich gereizt anschaut.

„Wie ausgeflippt?"

„Ja ausgeflippt. Das ist ein Adjektiv, Synonyme wären 'verrückt' oder 'Kopf los'. Aber wahrscheinlich, sollte ich dir erstmal erklären was ein Adjektiv ist."

Verwirrt schau ich ihn an. Passiert das hier gerade wirklich? Oder bin ich in eine andere Parallelgalaxy gelandet? Erklärt er mir wirklich gerade was 'ausgeflippt' bedeutet? Ich bin vielleicht blond, aber das bedeutet nicht, dass ich schwer von Begriff bin.

Nach dem ich ihn nicht geantwortet habe, fasst er sich gegen die Stirn und seufzt. „Anscheinend weißt du wirklich nicht was ein Adjektiv ist. Das ist ein 'Wie-Wort", erläutert er langsam.

Na gut, jetzt reißt mein Geduldsfaden. „Mir ist bewusst was ein Adjektiv ist und ich weiß auch was ausgeflippt bedeutet! Denkst du eigentlich du bist Hochbegabt und kannst deine arrogante Art an jedem auslassen der dir über den Weg läuft?" Ich schaue ihn empört an und stemme meine linke Hand auf die Hüfte, da auf der rechten meine Tasche hängt.

„Hochbegabt wär jetzt vielleicht übertrieben, aber intellektueller als deine Wenigkeit bestimmt. Wie alt bist du? Fünfzehn?" Sein Spott ist unüberhörbar. Ich fasse es nicht, keines Falls sehe ich aus wie fünfzehn. Die meisten halten mich sogar für neunzehn oder zwanzig.

„Erstens, ich bin nicht fünfzehn. Zweitens, lass ich mich hier nicht von dir als minder intelligent bezeichnen. Wie wär es wenn du deinem Vokabular die Wortgruppe 'arroganter Idiot' hinzufügst. Das wär phänomenal. Ach übrigens das ist ein Adjektiv, Synonyme wären 'großartig' oder 'fantastisch'„, kontre ich sarkastisch. Nun schaut er mich überrascht und leicht verärgert an. Hat er verdient...
„Gut wenn wir das jetzt geklärt hätten, könntest du ja nun auf deinem hohen Ross davon galoppieren." Mit den Worten lächle ich ihm zum Schluss noch falsch an und bahn mir den Weg an ihm vorbei.

22.07.16

Viel Spaß beim Lesen! Ich freue mich über Kommentare und Votes :)

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