11 | Valka

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»Kommst du später nach oder bleibst du hier?«, fragte ich Hicks am Rande des Dorfes der Amorla.

Er schaute zu Dagur hinüber, der mit seinem Gronckel Schattenmeister, wie er ihn getauft hatte, tobte. »Ich werde wahrscheinlich noch bleiben. Dagur benötigt Training und ich arbeite an einem Projekt, wofür ich die Schmiede benötige.« Er sah mich an. »Ich vermisse es aber mit dir zu frühstücken.«

Sein kleiner Schmollmund brachte mich zum Lächeln und ich nahm ihn in meine Arme. Die letzten Jahre waren wir oft bei den Amorlas gewesen, wodurch sie zu unseren engsten Verbündeten geworden waren. Wir durften so oft und lange bleiben, wie wir wollten, es machte ihnen nichts aus. Alfarin und Dirfinia liebten uns, als gehörten wir zur Familie. Ich glaube, selbst Eret sah Hicks wie einen kleinen Bruder an.

»Du kannst jederzeit nach Hause kommen«, flüsterte ich in seinen Schopf.

»Ich weiß. Werde ich, sobald Dagur und Heidrun zurück auf der Berserker-Insel sind.«

Ich küsste ihn auf die Stirn und ließ ihn dann los. Wolkenspringer wartete bereits auf mich. Ich kletterte auf seinen Rücken und wir flogen los, wobei ich Hicks noch zuwinkte, bevor er ein kleiner Fleck auf der Insel wurde. Es war noch früh, daher mussten wir nicht sofort zur Eishöhle zurückfliegen, um uns um die Fütterung zu kümmern.

»Was sagst du, Wolkenspringer?«, sagte ich und genoss den Wind, der mir durch die Haare fuhr. »Sollen wir mal auf der Dracheninsel nachsehen, ob alles in Ordnung ist?«

Er grummelte zustimmend, was mich zum Lächeln brachte. »Alles klar, du kennst ja den Weg.«

Zuerst blieben wir über den Wolken, immerhin würde es noch eine Weile dauern, bis wir in der Nähe waren. Währenddessen lag ich auf Wolkenspringers Rücken und genoss die Freiheit, die das Fliegen mir gab. Irgendwann ließ er sich dann ein Stück hinunterfallen, sodass wir unterhalb der Wolken flogen. Das Meer erstreckte sich in alle Richtungen unter uns, sanfte Wellen begleiteten ein paar Glutkessel, die ich von hier oben erkennen konnte. Für ein Stück begleiteten uns zwei Taifumerangs.

Als mehr Drachen um uns herum auftauchten, wusste ich, dass wir nicht mehr weit entfernt waren. Nur ein paar Minuten später konnte ich den riesigen Berg ausfindig machen, in dem immer noch ein Roter Tod großes Loch klaffte. Wir bahnten uns einen Weg durch das Labyrinth aus Felsen, welches sich um die Insel herum befindet, bis ich meinte, Stimmen zu hören.

»Wolkenspringer, halt an«, sagte ich schnell. Er krallte sich sofort am nächsten Felsen fest. Ich kroch ein Stück nach vorne und lugte über Wolkenspringers Kopf um die Ecke. Von hier aus konnte ich ein Boot und vereinzelt Menschen erkennen, doch ihre Stimmen drangen nicht zu mir durch.

»Wir müssen näher heran«, flüsterte ich. »Aber vorsichtig, die sind bestimmt nicht hier, um mit den Drachen zu schmusen.«

Er stieß sich ab und flog ein Stück um die Insel herum, damit wir vorerst außer Sichtweite waren. Er landete am Fuße des Berges und ich rutschte von seinem Rücken hinunter. Wir schlichen uns nach vorne, in Richtung Strand, wo die Leute noch verweilten, und versteckten uns hinter einer Baumgruppe. Zwischen den Ästen konnte ich das Wasser erkennen, wo deren Boot ankerte. Als ich das Segel sah, fing mein Herz sofort an zu rasen. Das war Berks Segel, sie hatten es nach all den Jahren kein bisschen verändert.

Meine Augen suchten automatisch den ganzen Strand nach ihm ab, bis sie ihn fanden. Neben Grobian, mit dem er sich unterhielt. Seine orange-roten Haare waren länger geworden, viel länger. In seinem Bart hatte er mittlerweile mehr als nur einen Zopf. Er trug weiterhin den dicken Ledergürtel mit der silbernen Drachenschnalle. Das Oberhaupt von Berk mit all seinem Stolz.

Was wäre wenn?Where stories live. Discover now