25 | Astrid

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Haudrauf winkte mich zu sich nach vorne, als er mich inmitten der Menge in der Großen Halle entdeckte. In den letzten Jahren hatte ich des Öfteren während der Versammlungen bei ihm gestanden; niemand hat uns je darauf angesprochen oder es kommentiert. Ich wusste nicht, was die Berkianer darüber dachten und es war mir herzlich egal. Was mir aber nicht egal war, war Hicks, der ebenfalls vorne neben seiner Mutter stand und mich keines Blickes würdigte, als ich bei ihnen ankam.

Damit war ich mir sicher, dass er das Gespräch zwischen meinen Eltern und mir größtenteils gehört hatte. Mich konnte er nicht täuschen, schon damals im Training nicht. Er war nicht zufällig in dem Moment an unserem Haus angekommen, als ich hinausstürmte, er war längst dort gewesen. Ich hatte so sehr gehofft, dass ich das Thema totschweigen und mit ihm in Ruhe eine Beziehung starten konnte, wenn die derzeitigen Probleme beseitigt waren. Aber natürlich musste mein Vater direkt damit ankommen, sein Geduldsfaden war kurz vorm Reißen. Auch jetzt gerade sah er nicht sehr erfreut zu mir. Ich ignorierte ihn.

Haudrauf beendete sein leises Gespräch mit Valka, als sich alle eingefunden hatten und räusperte sich so laut, dass die Menge verstummte. »Heute wurde ein großer Schritt gewagt, von dem ich weiß, dass ihr den niemals erwartet hättet. Vor fünf Jahren, bevor Hicks uns verließ, hätte ich auf eurer Seite gestanden, aber seine Tat hat mir die Augen geöffnet. Die Zukunft von Berk soll nicht voller Krieg und Tod sein. Voller Hass gegen Kreaturen, die uns nicht einmal mehr angreifen, weil Hicks damals den sogenannten Roten Tod zu Fall gebracht hat, der die Drachen kontrolliert hat.«

Ich ließ mir meine Überraschung nicht anmerken. Valka hat ihm wohl alles erzählt, als sie zusammen unterwegs waren. Die Wikinger dagegen fingen an zu flüstern, sie glaubten ihm nicht oder waren zumindest skeptisch. Es war eine unglaubwürde Vorstellung, wenn man sich an Hicks mit fünfzehn Jahren erinnerte, aber er hatte Ohnezahn an seiner Seite und war schlau. So weit dachten die Leute nur nicht.

»Seid so stur wie ihr wollt, aber wir haben Hicks den Frieden zu verdanken«, sagte Haudrauf mit ernster Miene. Ihm gefiel es nicht, dass sie seinen Worten nicht glaubten. »Er ist kein nutzloser Junge, wie ihr immer dachtet. Das hat man bereits im Drachentraining gesehen.«

»In dem er Tricks angewendet hat«, sagte Kotzbakke höhnisch. Zustimmendes Gemurmel.

Haudrauf sah ihn an. »Wenigstens war mein Sohn schlau genug, um welche anwenden zu können.« Ich biss mir auf die Wange, um nicht zu grinsen. Kotzbakke verschränkte nur seine Arme.

Er schaute wieder in die Runde. »Es geht bei dieser Versammlung aber nicht darum, sondern um den Fakt, dass wir nicht mehr gegen die Drachen kämpfen müssen. Sie greifen uns nicht an, wenn wir es nicht tun. Die Zeit des Krieges ist eine vergangene Geschichte, es wird Zeit ein neues Kapitel aufzuschlagen. Eines, in dem wir alle zusammenleben.«

Das wütete die Menge auf. Sie hoben ihre Fäuste und redeten alle auf einmal los. »Sollen wir die jetzt etwa als Haustiere halten?«

»Sie können jederzeit wieder gefährlich werden!«

»Die spucken Feuer! Feuer, hallo!!«

»Hat dich ein Gronckel am Kopf erwischt oder wie?«

Und noch vieles mehr. Wir vier standen hier vorne und ließen die Wörter auf uns niederregnen. Ein Augenrollen konnte ich mir dennoch nicht verkneifen. Diese ganzen Sturköpfe, es geht bei denen immer nur ums Kämpfen. Ohne es ausprobiert zu haben, wehren sie sich dagegen, als wäre es die schlimmste Krankheit aller Zeiten. Kein Gedanke an die positiven Seiten, wie zum Beispiel die schnellere Fortbewegung. Nur kämpfen, kämpfen, kämpfen.

Ein lila Plasmastrahl explodierte an der Decke der Halle, wodurch alle verstummten und sich duckten, als wären sie das nächste Ziel. Haudrauf nickte Hicks zum Dank zu. »Ich kann eure Bedenken verstehen, ich hatte genau dieselben, bis ich die Drachen besser kennengelernt habe. Es ist einfacher und sorgenfreier, als ihr denkt. Außerdem stehen zwei Menschen vor euch, die seit Jahren mit ihnen zusammenleben und all eure Fragen beantworten können. Zuerst müssen wir aber noch etwas anderes besprechen.«

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 30 ⏰

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