20| Hicks

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Am nächsten Morgen verließen wir nach dem Frühstück die Insel der Amorlas. Alfarin und Dirfinia haben sich gefreut zu hören, dass wir zur Eishöhle aufbrechen würden, da es für sie bedeutete, eine neue Verbündete gewonnen zu haben. Alfarin hatte mir auch vielsagend zugezwinkert, was ich aber mit einer Geste abgetan habe. Die Errötung meiner Wangen hatten ihm jedoch alles Nötige verraten. Sie verabschiedeten uns und winkten uns vom Platz vor der Großen Halle aus zu, bis wir außer Sichtweite waren.

Astrid hatte für den Flug wieder ihre Kleidung von Berk angezogen. Ihre kurze Weste flatterte durch den Wind, ihr Zopf dieses Mal hinten gebunden anstatt zur Seite. Sie hatte Dirfinia die geliehene Kleidung zurückgeben wollen, doch sie meinte, dass Astrid sie behalten soll, damit sie mehr besaß als das Outfit, was sie gerade trug und die paar Teile, die sie auf dem Markt gekauft hat. All das war sorgfältig in ihren zwei Taschen verstaut, die am Sattel befestigt waren.

Auf dem Weg erzählte ich ihr ein wenig, was sie erwarten würde. Dabei kam ich auf meine Karte zu sprechen, die ich vor fünf Jahren angefangen hatte zu zeichnen. Sie wollte alles darüber hören, wie ich mir die Namen für die Inseln ausdachte, immer wieder neue mit exotischen Tieren und Pflanzen fand und wie ich auf die Idee gekommen war. Sie forderte sie zu sehen, sobald wir gelandet waren, was ich ihr auch versprach.

Als die Sonne ihren höchsten Punkt erreicht hatte, kam die Eishöhle zum Vorschein. Mit ihren Spitzen aus Eis auf einer riesigen Fläche Gestein, in dem sich das Höhlensystem befand, ragte sie vor uns in die Höhe. Sie war umgeben von eisigen Schollen und Unmengen an Schnee, mit einer Nebelschicht, die aufgrund der Kälte fast durchgehend anwesend war. Ein paar Donnertrommler begleiteten uns unter der Wasseroberfläche, was Astrid staunend bewunderte. Ihr Blick glitt erneut zu meinem Zuhause und blieb dort haften.

»Wie ...?«, sagte sie und schaute zu mir hinüber.

»Das erkläre ich dir drinnen. Du musst es sehen, um es zu verstehen.« Sie nickte und zeigte Sturmpfeil mir zu folgen.

Ohnezahn machte einen kurzen Abstecher hinunter zu den Donnertrommlern, die ihn ebenfalls begrüßten, bevor er hinauf stieg, höher noch als die Eisspitzen, denn in der Mitte dieser gab es eine Öffnung, in die er sich hineinfallen lassen wollte. Ich hoffte, dass Sturmpfeil keine Panik bekommen würde, wenn sie unsere Absicht verstand, aber sie schien Ohnezahn blind zu vertrauen.

Wir vollführten eine Pirouette in der Luft, wobei wir uns hinunter drehten und schlussendlich mit dem Kopf voraus in die Öffnung flogen. Sturmpfeil war uns auf den Fersen, gackerte zwar unruhig, aber folgte uns ohne Probleme bis wir im Inneren ankamen und sich der Raum in alle Richtungen erstreckte.

Drachen jeglicher Art und Farbe wanden sich um die eiserne Stütze in der Mitte der Haupthöhle. Sie war von Brummen und Summen und dem Geräusch von Flügelschlägen erfüllt. Ohnezahn breitete seine ebenfalls aus, um der Drachenschar entgegenzufliegen und ein paar Runden mit ihnen zu drehen. Fröhliches Gegacker war zu hören, Eltern flogen mit ihren Babys an uns vorbei und einige holten sich Futter aus dem Meer am Grund. Es war alles wie beim Alten, als wäre ich nie weg gewesen.

Ich drehte mich nach hinten, um zu sehen, wie Astrids Reaktion zu dem Ganzen war und musste grinsen. Sie kam aus dem Staunen nicht mehr raus, wie mir ihr geöffneter Mund und ihre geweiteten Augen verrieten. Sie hatte bisher nur die Dracheninsel gekannt, das hier war ein Maß mehr. Vor allem die vielen Arten, die sie nie zuvor gesehen hat.

Leise lachend gab ich Ohnezahn das Zeichen, zur Landung anzusetzen. Wir flogen auf das moosbewachsene Gestein zu, wo ein paar Krallenkrabbler spielten. Ihre Aufmerksamkeit fiel sofort auf uns, besonders auf Sturmpfeil, die sie interessiert anschauten. Sie näherten sich aber nicht, wahrscheinlich weil sie Ohnezahn kannten und der hasste es, wenn sie ihn sofort bestürmten. Ich stieg ab und streichelte einen von ihnen, um ihre Unsicherheit zu mildern.

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