Kapitel 38 ~ Unbekannt

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Du kommst heute nicht in die Schule? -Caro

Ich bekam diese Nachricht von Caro am nächsten Morgen, als ich mir die Zähne putzte. Meine Eltern waren schon zur Arbeit gegangen, nachdem meine Mutter sicher gegangen ist, dass ich ihre Hilfe nicht brauchen werde. In 5 Minuten würde der Unterricht beginnen und Caro hatte mein Fehlen anscheinend bemerkt. Ich spuckte die Zahnpasta aus, spülte mir den Mund und wischte ihn dann mit einem Handtuch ab, dann nahm ich mein Handy und antwortete.

Ja, ich brauche Abstand von den ganzen Menschen in der Schule. -Rose

Eigentlich brauchte ich nur Abstand von 2 Menschen...Ich ging zurück in mein Zimmer und lies mich auf mein Bett fallen. Sofort spürte ich die Müdigkeit, die ich verdrängen wollte, da ich die ganze Nacht nicht geschlafen hatte. Unglaublich viele Fragen hielten mich vom dringend benötigten Schlaf ab. Wie geht es jetzt weiter? Hört der Schmerz irgendwann auf? Oder wird er mit der Zeit ertragbarer? Werde ich Kyle verzeihen? Ich schüttelte schnell den Kopf und strich die letzte Frage aus meinem Kopf. Daran will und werde ich nicht denken!

Okay, wenn du jemanden zum Reden brauchst, sag mir Bescheid. ♥
Aber bei der Klassenfahrt nächste Woche, bist du doch dabei oder? -Caro

Caros Antwort kam schon nach einer Minute und ich nahm mein Handy wieder zur Hand um sie mir durchzulesen. Die Klassenfahrt war genau das, was ich jetzt brauchte. Eine ganze Woche lang nur die 10. Klassenstufe. Das hieß kein Nick und kein Kyle. 

Danke, mach ich ♥
Und klar bin ich dabei :) -Rose

Da es mittlerweile schon zur Stunde geklingelt haben musste, bekam ich keine Antwort mehr. Ich setzte mich auf in meinem Bett auf und schaute aus dem Fenster. Auch wenn ich mir schon die Augen rausgeheult hatte, war immer noch diese Wut und Trauer in mir und ich wusste einfach nicht, wie ich es loswerden konnte. Schließlich hatte ich eine Idee. Ich wusste nicht ob sie funktionieren würde, aber einen Versuch war es wert.

Also stand ich auf und ging zu meinem Computer, den ich anschaltete und machte ein Word Dokument auf. Ich legte meine Finger auf die Tastatur und schluckte. Lass deine ganze Wut und Trauer raus! Dachte ich mir und fing an zu schreiben. Ich schrieb und schrieb und machte sogar keine Pause, als ich wegen des Tränenschleiers alles verschwommen sah. Ein Tropfen fiel auf meine Hand, aber ich hielt nicht an und schrieb alle meine Gefühle auf. Alles, was ich Nick und Kyle am liebsten gesagt hätte und was ich getan hätte. Und irgendwann war ich dann fertig...

Erschöpft lehnte ich mich zurück in den Stuhl und legte meine, jetzt schmerzenden, Hände in meinen Schoß. Ich atmete tief ein und aus und lächelte leicht, als ich merkte, dass es mir wirklich besser ging. Ich hatte diese Worte zwar nicht laut gesagt, aber ich hatte sie formuliert und aufgeschrieben. Und es breitete sich endlich ein anderes Gefühl in mir aus, außer Wut, Trauer und Verzweiflung. Es war Erleichterung.

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Am Freitag ging ich ebenfalls nicht in die Schule. Ich fühlte mich zwar besser, aber ich hatte immer noch die Angst jemandem zu begegnen, dem ich nicht begegnen wollte. Am Wochenende besuchte mich Caro dann und ich schaffte es ihr alles zu erzählen. Sie war komplett entsetzt, fassungslos und dann wütend. Schließlich beruhigte ich sie aber und sie murmelte noch ein "Jungs sind scheiße", dem ich total zustimmte. 

Dieses Thema war aber zum Glück nicht unser Hauptthema, denn wir waren schon beide ganz aufgeregt wegen der Klassenfahrt.

"Leider werden wir bestimmt wieder viel Wandern müssen. Du kennst ja unsere Klassenlehrerin." Caro verdrehte die Augen als sie das sagte.

"Ja ich weiß. Und ich habe das Gefühl, dass sie denkt, dass uns das auch noch Spaß macht, nur weil es ihr Spaß macht." Ich seufzte und lehnte mich etwas weiter zurück, an die Sofalehne. 

7 Minuten im HimmelTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang