》Kapitel 48 - Wahrheit《

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Während Andrew sich mit meinem Arzt unterhielt, der für meinen Zustand in den letzten Monaten verantwortlich gewesen war, spielte ich nervös mit meiner dünnen Decke.
Ich war mir absolut sicher gewesen, dass der Motorradunfall mein Verderben sein würde, aber als ich meine Augen wieder geöffnet hatte, saß Andrew direkt neben mir und hatte mich mit einem
Blick angeschaut, der sagte:"Ich habs dir doch gesagt."
Glücklicherweise hatte er sich den Satz gespart.

Als ich nach nur wenigen Wochen aufgewacht war, hatte ich unerträgliche Schmerzen erwartet, die jedoch gefehlt hatten, obwohl kaum ein Stück Haut davongekommen war. Meine Haut war mit Brandwunden übersät gewesen, die eine Operation benötigt hatten und selbst meine Haare gingen mir nur noch bis zur Schulter.
Auch Narben waren mir nicht erspart geblieben, denn ich würde einige nicht mehr loswerden können.
Doch meine Ohren hatten es überlebt und ich musste kein Hörgerät tragen. Auch meine Knochen waren auf unverständliche Weise nicht beschädigt.
Vieles hatte einen großen Schaden abbekommen, den ich behalten würde. Es würde mich immer daran erinnern, was ich für einen aufregenden und lebensgefährlichen Tag erlebt hatte.

Als die Schmerzen nach etlichen Minuten nicht erschienen waren, hatte ich mich widerwillig an Andrew gewandt und hatte mich erkundigt, weshalb ich keine empfand.
Daraufhin hatte er geantwortet:"Weil ich sie dir genommen habe. Wir können zwar keine körperlichen Verletzungen heilen, aber die Schmerzen nehmen, die im Gehirn stattfinden. In Wahrheit tun sie gar nicht weh. Das Gehirn gibt einem nur das Gefühl, dass man unter Schmerzen leidet."
Es hatte mich ziemlich umgehauen und ich hatte noch zig Fragen mehr, die er mir beantworten wollte, wenn wir hier herauskamen. Und in dem jetzigen Gespräch zwischen ihm und dem Arzt ging es um meine Entlassung.

Da tappte Andrew auch schon zu mir zurück. Ob der Arzt wohl eingewilligt hatte?
Ich wollte endlich aus dieser Hölle heraus, wo es nur so von sterbenden Menschen wimmelte, denn ich gehörte nicht dazu. Ich fühlte mich vollkommen gesund, auch wenn meine äußerliche Erscheinung das Gegenteil bewies.

Als die Zimmertür zuschlug, hob ich meinen Blick wieder von der zerknitterten Bettdecke und sah Andrew auch schon direkt neben mir.
Zärtlich nahm er meine in Verband gehüllte Hand und flüsterte:"Nur Familienangehörige dürfen dich hier herausholen, wobei ich dich das letzte Mal auch hier herausgeschafft habe. Da du relativ gesund bist und deine Knochen nicht beschädigt sind, werden wir einfach verschwinden. Wir werden an einem Ort fliehen, wo du mir ungestört alle deine Fragen stellen kannst. Einverstanden?"

Grübelnd sah ich auf unsere verschränkten Hände hinab und brachte ein Lächeln imstande.
Ich vertraute ihm. Bei dem, was er alles für mich getan hatte, konnte ich nicht anders. Er hatte mein Vertrauen gewonnen. Und es war nicht das erste Mal, dass er mein Leben gerettet hatte und mir im Krankenhaus beistand.
"Na schön", willigte ich ein und sah ihn erwartungsvoll an. "Und wie verschwinden wir?"
Er schüttelte den Kopf und erwiderte:"Schon vergessen? Ich kann mich an Orte teleportieren."
Ich schürzte die Lippen. "Du bist dir auch ganz sicher, dass du mit einer weiteren Person teleportieren kannst?"
"Es hat auch funktioniert, um dich vor dem Felsen zu retten, der deinen Tod bedeutet hätte", versicherte er mir und ich nickte anschließend.

Und bevor ich mich näher erkunden konnte, was ich denen erklären sollte, wenn sie vor meiner Haustür standen, saßen wir auf einer grünen Wiese.
Es war eine Picknickdecke ausgebreitet, auf denen bereits zwei Körbe aufgestellt worden waren, die mit Essen gefüllt waren.
Da mein Magen, wie auf Kommando knurrte, schnappte ich mir einen glänzenden Apfel und biss genüsslich hinein.

Gähnend positionierte ich meinen Kopf in Andrews Schoß und hatte somit einen direkten Blick auf den blauen Himmel.
Kauend wanderte mein Blick zu seinem Gesicht und seine Schönheit widerte mich tatsächlich ein wenig an. Einerseits faszinierte sie mich, andererseits ließ es ihn unmenschlicher und unecht wirken.
Dies gehörte zu den wenigen Sachen, die mich an ihm störten.

Shooting Star - MysteriousWo Geschichten leben. Entdecke jetzt