》Kapitel 26 - Entblößt《

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Keuchend richtete ich mich auf, als mir jemand bitterkaltes Wasser ins Gesicht schüttete.
Ein spürbarer Schmerz durchfuhr mich, sodass ich wieder steif nach hinten fiel.
Ich hustete und spuckte das Wasser heraus, welches in mein Mund gerannen war und kniff die Augen zusammen. Ich spürte, dass meine beiden Arme erneut in Gipse steckten, weshalb ich nicht dazu taugte, mir das Gesicht zu trocknen.

"Na endlich!", ertönte eine Stimme links von mir, die eine Aggression in mir hervorrief.
Das hätte er nicht tun sollen. Sobald ich wieder fit wurde, werde ich ihm den Hintern versohlen.
Darauf verwettete ich meinen gebrochenen Arm, der ohnehin nicht mehr zu gebrauchen war.

Meine Augen fielen schmerzhaft auf den breitgrinsenden Andrew, der dumm vor sich hin starrte, statt mir Hilfe anzubieten.
Dafür war der vorherige Ausdruck auf seinem Gesicht verschwunden und seine Stimmung schien erfreulicher zu sein. Diesbezüglich amüsierte sich wenigstens einer von uns.
Dann erspähte ich einen gelben Eimer neben ihm, der nicht gerade klein war.
Knurrend bat ich ihn mit zusammengebissenen Zähnen um Hilfe. "Beweg sofort deinen Fettarsch hierher und hilf mir ins Bad."

Sofort packte er gutgelaunt seine Arme unter meinen Kniekehlen und Schulterblättern und trug mich mühelos ins Bad, obwohl ich nur Unterstützung beim Aufstehen gebraucht hätte.
Ich lag schlaff in seinen Armen, abgesehen von meinem Kopf und wippte bei jedem seiner Schritte auf und ab.

Wir betraten ein grüngestrichenes Badezimmer, welches ziemlich leer eingerichtet wurde.
Der Spiegel über dem Waschbecken hatte eine Ablage, wo nur die üblichen Sachen, wie einer Zahnbürste standen. Am Fenster, welches aus Milchglas bestand, war eine Badewanne aus Marmor hingepflanzt worden, die glänzte, als sei sie vor kurzem geputzt worden. Auf der anderen Seite befand sich eine Dusche mit Unmengen von Duschgels und Shampoos belagert.
Es waren keinerlei Dekorationen zu vernehmen, wobei man ein Badezimmer nicht groß gestalten konnte.
Aber er war schließlich ein Typ, da erwartete man kein überfülltes Bad mit allem drum und dran.

Behutsam setzte er mich auf dem Klodeckel ab, um die Wanne mit lauwarmen Wasser zu füllen, damit ich mich endlich waschen konnte.
Als er Anstalten machte mir die Hose auszuziehen, strampelte ich mit den Beinen und rief empört:"Du kannst mir doch nicht beim Duschen helfen!"
Er kniete vor mir und hob eine Augenbraue, als wüsste er nicht, was das für ein Problem sein sollte.

"Wie willst du dann duschen?", erkundigte er sich herausfordernd.
Ich schaute auf meine Arme hinunter und blickte grimmig zu ihm hinauf. Er tat so, als wäre es das Normalste auf der Welt, eine Frau zu baden.
"Es ist nicht so, als gäbe da etwas, was ich nicht schon gesehen hatte", provozierte er mich.
Vielleicht sollte ich das Duschen auf ein paar Monate verschieben.
Wie lange ich diese Gipse wohl tragen musste?

Meine Laune gelang zum Tiefpunkt und ich blieb stur, mit dem Gesicht zum Boden gewandt, auf dem Klodeckel sitzen.
Er wird mich ganz sicher nicht duschen.
Warum befand sich keine weibliche Person in diesem Haus, die mir helfen könnte?
Zwar wäre es genauso peinlich gewesen, aber sie waren immerhin weiblich, im Gegensatz zu Andrew.

Da bemerkte ich eine Bewegung im Augenwinkel und hob meinen Kopf.
Er war aufgestanden und beugte sich gerade nach vorne, was mich vor Schreck zusammenfahren ließ. Entweder hatte er es nicht mitbekommen oder er ignorierte es gekonnt.

Ich schaute zu, wie der Abstand zwischen unseren Gesichtern mit jeder Sekunde geringer wurde. Meine Augen weiteten sich und ich war nicht im Stande, mich zu bewegen.
Mein Blick glitt von seinen atemberaubenden Augen zu seinen perfekt geformten Lippen, wo sie hängen blieben. Es kam mir vor, als geschähe diese Situation in Zeitlupe, obwohl gerade mal fünf Sekunden vergangen waren.

Als er nur noch wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt war, atmete er übertrieben die Luft durch die Nase ein und verzog gespielt angeekelt das Gesicht.
Er richtete sich wieder zu seiner vollen Größe auf und wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht herum. "Du stinkst."

Shooting Star - MysteriousWo Geschichten leben. Entdecke jetzt