》Kapitel 11 - Heiß《

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Schweißnass wachte ich in einem Bett auf. Benommen schaute ich mich im Zimmer um und stellte erleichtert fest, dass es mir gehörte.
Das hieß, dass alles nur ein verrückter Traum gewesen war, denn mir ging das ganze Geschehen nochmal durch den Kopf. Obwohl ich sonst immer mehr als die Hälfte vergessen hatte, wenn ich aufwachte.

Benebelt stieg ich sachte aus dem Bett und merkte erstaunt, dass ich keine gewohnten Schmerzen empfand. Anscheinend war mein Rücken wieder geheilt.
Ein wenig verwundert war ich schon darüber, denn vor zwei Tagen hatte mein Rücken danach ausgesehen, als benötigte es Monate, um zu heilen.

Ich bog meinen Rücken, haute mit der Hand dagegen und ließ mich auf mein Bett fallen. Nur um zu überprüfen, dass mein Rücken vollständig geheilt war.
Und das war er.
Vielleicht war die Verletzung gar nicht so schlimm gewesen, wie sie ausgesehen hatte.

Mit einem glückseligen Lächeln schaute ich, wie spät es war und stellte schockiert fest, dass ich in fünfzehn Minuten im Café Dine erscheinen musste, wenn ich pünktlich kommen wollte. Wie von einer Tarantel gestochen, schoss ich ins Bad und erledigte alles in null Komma nichts.

Nachdem ich alles Nötige absolviert hatte, warf ich einen schnellen Blick auf die Uhr und registrierte, dass ich mit dem Fahrrad in nur drei Minuten im Café auftauchen musste, obwohl ich normalerweise zehn Minuten dafür brauchte.

Frustriert raufte ich mir die Haare und atmete einmal tief durch.
Dann flitzte ich nach draußen zu meinem Fahrrad und schwang mich drauf.
Ich raste so schnell ich konnte zur Arbeit und  überrollte beinahe Personen, die mir im Weg waren. Mein Puls raste und meine Beine waren taub vom ganzen Strampeln.
Außerdem war mir in meiner Jacke viel zu warm und ich spürte, wie meine Wangen vor Hitze glühten.

Als ich ein Gebäude mit der Aufschrift
Café Dine nur noch wenige Meter vor mir sichtete, traten meine Füße noch schneller auf die Pedalen.
Im selben Moment, als die Kirchenglocke um Punkt 13 Uhr ertönte, hielt ich mit dem Fahrrad vor dem Café.
Zwar musste ich mich noch umziehen, aber den Weg sieben Minuten schneller zu fahren als regulär, reichte mir schon.

Schweratmend stieg ich vom Fahrrad herab und schloss es mit zitternden Fingern an den Fahrradständer ab. Danach betrat ich mit unsicheren Beinen das Café.
Mit heiserer Stimme krähte ich eine Begrüßung und verschwand eilig in das Personalzimmer.

Dort ließ ich mich erstmal auf eine Bank nieder, um kurz zu verschnaufen.
Erholungsbedürftig schloss ich meine Augen und lehnte mich nach hinten an den Spind. Meine Hände waren gefroren, während mein Shirt, welches ich mir Zuhause schnell übergeworfen hatte, mir vollgeschwitzt an den Rücken klebte.

Wie konnte ich bloß so lange schlafen?
Wie spät war ich ins Bett gegangen? Kopfschüttelnd erhob ich mich und zog mich um. Momentan war keine Zeit, um mir darüber Gedanken zu machen, dies konnte ich nach meiner Schicht tun.

Zuletzt verstaute ich meine Klamotten im Spind und straffte meine Schultern.
Dann öffnete ich die Tür zum Saal und bediente die Gäste alle mit einem gekünstelten Lächeln.

Eine Frau in etwa meinem Alter, die mir aufgefallen war, saß seit einigen Minuten unruhig auf ihrem Platz und sah sich andauernd um. Sie hatte sich schick angezogen und ich schätzte, dass sie auf ihr Date wartete, aber der Mann schien anscheinend nicht zu kommen.
Das wäre nicht das erste Mal, dass sich sowas abspielte.

Mitleidig ging ich zu ihr und
fragte:"Was kann ich Ihnen bringen?"
Mit einem widerwilligen Lächeln schaute sie zu mir auf und log:"Nichts, danke.
Ich habe leider noch einen Termin."

Mit hängendem Kopf verließ sie das Café und ich schüttelte missbilligend den Kopf.
Man konnte sich nicht auf Männer verlassen und das ist eines der vielen guten Gründe für immer Single zu bleiben, um die Enttäuschungen und Schmerzen zu verhindern.
Denn sich das Herz von einem Typen brechen zu lassen, war es nicht Wert.

Ich konzentrierte mich wieder auf die Arbeit und wollte einem Mann einen Kaffee bringen, doch etwas kam mir dazwischen. Jemand stellte mir seinen Fuß in den Weg, worüber ich stolperte und somit den heißen Kaffee auf einen Kunden verschüttete, der daraufhin leise vor sich hin fluchte.

Rasch richtete ich mich auf und entschuldigte mich sofort mehrmals bei ihm und wischte mit hochrotem Kopf den Tisch sauber. Beschämt landete mein Blick auf den dunklen Fleck auf seinem blauen Hemd und beteuerte, dass es keine Absicht war.
Dieser winkte bloß ab und meinte:"Ach, kein Problem. Es ist nur... ein wenig heiß."

Argwöhnisch schürzte ich meine Lippen, denn der Kaffee war brühend heiß gewesen und kam frisch aus einer Maschine.
Er musste nicht so auf hart tun, denn an seiner Stelle würde ich schreiend nach einem Glas kaltem Wasser suchen, statt hier herumzusitzen und so zu tun, als passierte es ihm tagtäglich.

Ich eilte mit den dreckigen Tüchern zur Theke, schmiss sie weg und holte mir einen Lappen, welches besser reinigte.
Damit kehrte ich zu ihm zurück und entdeckte Alison mit Hanna an einem Tisch in der Nähe sitzen, die vor sich hin gackerten.
Soeben erfuhr ich, wer daran schuld sein würde, wenn ich meinen Job verlieren sollte und verspürte eine enorme Lust auf sie loszugehen. Doch ich durfte ihnen vor allen Leuten keine reinhauen, weshalb ich es mir für später aufhob und fokussierte mich fürs erste auf das Opfer, dessen Hemd nun durch mich verschmutzt war.

Da knöpfte er es sich auf einmal auf und entblößte somit seinen nackten Oberkörper.
Dabei hielt er seinen Kopf die ganze Zeit gesenkt, sodass es mir nicht möglich war, sein Gesicht zu sehen.
Von den Nachbartischen hörte man, wie einige Mädchen pfiffen und angeregt miteinander tuschelten, was er entweder nicht mitbekam oder bewusst ignorierte.
Mein Blick fiel auf seine Brust, worauf ein großer roter Fleck prangte und ich entschuldigte mich nochmals bei ihm.

Dieser Typ hatte anerkennende Bauchmuskeln und die Mädchen an den Nachbartischen sabberten bei dem Anblick wahrscheinlich, während ich keinerlei Probleme hatte, meinen Blick davon abzuwenden.
Das Aussehen war etwas, welches mich so gut wie gar nicht interessierte, denn für mich kam es nur auf den Charakter an.

Zum ersten Mal an diesem Tag schaute mich die Person, die ich vollgeschüttet hatte, mir direkt ins Gesicht, statt auf seinen Fleck, den er vergeblich weg zu rubbeln versucht hatte.
Er wollte gerade zu einem Satz ansetzen, als ich ihm zuvor kam.
"Du!"
Es war dieser eine Typ aus dem Krankenhaus, der seine Zeit mit Menschen verbrachte, die schlechter Umgang für ihn waren.
Sie mögen alle gut aussehen, aber Aussehen war nicht alles und ohne Charakter waren sie nichts.

Fragend hob er eine Augenbraue und sah mich abwartend an.
Da ich nun wusste, wen ich da vollgeschüttet hatte, tat es mir nur noch halb so leid.
"Bist du nicht dieser aus dem Krankenhaus?", erinnerte ich mich.
Mit einem Grinsen, das seine strahlend weißen Zähne enthüllte, entgegnete er:
"Richtig, Claire."
Erstaunt sah ich ihn an und fragte:"Du kennst meinen Namen?"
"Ash hat deinen Namen erwähnt, als du ihn gestern bedienen wolltest", frischte er mir mein Gedächtnis auf und hatte seine Augen wieder auf sein Hemd gerichtet, während mein Herz sich brennend zusammenzog.

Das hatte ich völlig vergessen und schämte mich augenblicklich, dass ich ihn so schnell aus meinem Gedächtnis gefegt hatte.
Was war ich bloß für eine schlechte Freundin?

Ich schaute mich im Café um, ob es viel zu tun gab, aber die drei anderen Kellner würden es schon ohne mich schaffen, denn es war noch nicht besonders viel los.
Also ließ ich mich niedergeschlagen auf dem Platz gegenüber von ihm fallen und vergrub mein Gesicht in den Händen.

#qotd: Euer Lieblingstier?
#aotd: Pandas

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