Chapter 10

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„Steig jetzt ein!“
„Nein!“ Beleidigt verschränkte ich die Arme vor der Brust.
„ERIN JANE TOMLINSON! Steig jetzt ein!“
„Niemals!“ Ich stampfte einmal auf. Blöde Angewohnheit. „Ich will vorne sitzen!“
Hayley schlug ihren Kopf genervt auf das Lenkrad. „Ich fahre ohne dich los. Und das ist mein Ernst!“ Sauer funkelte sie mich an, doch ich schüttelte nur den Kopf. „Ich hab zuerst geschrien, dass ich vorne sitze. Wieso darf Hope vorne sitzen?“, fragte ich eingeschnappt. „Weil ich’s kann.“, erwiderte Hope nur, grinste mich an und fummelte dann wieder am Radio rum. Ich hob nur eine Augenbraue und schaute sie sauer an.
„Erin, wenn du jetzt nicht in den nächsten drei Sekunden in dieses Auto steigst, fahre ich ohne dich los!“, drohte Hayley mir, aber ich schmunzelte nur. Das würde sie eh nicht machen. „Mach doch.“, erwiderte ich deshalb und bekam nur ein dreistes „Gut“ zurück. Eine Sekunde später startete Hayley den Motor und fuhr wirklich los. „HAYLES!“, schrie ich und sie hielt nach drei schlappen Metern wieder an. „Ich hab’s dir gesagt! Steigst du jetzt ein?“, rief sie mir zu und ich gab mich geschlagen. Murrend ging ich zum Auto, riss die Hintertür auf und setzte mich ins Auto. „Schnall dich an.“, befahl Hayley und fuhr wieder los. „Okay, Boss.“, entgegnete ich patzig und schnallte mich, wie mir gesagt wurde, an
„Das ist mein Platz, das weißt du aber?“, meinte ich irgendwann leise zu Hope und beugte mich vor. Ruckartig drehte sie sich um. „Heute nicht. Jetzt hör auf zu nerven.“ Ich lehnte mich wieder nach hinten. „Mach wenigstens vernümpftige Musik an. Das ist ja nicht auszuhalten!“ Ich hörte Hope und auch Hayley genervt ausatmen. „Das Lied ist einfach schlecht. Genau deswegen sitze ich ja eigentlich vorne, weil ich der Auto-DJ bin. Weil ich weiß, was gut ist.“ „ERIN!“, brüllte Hayley plötzlich auf. Sauer und genervt funkelte sie mich durch den Rückspiegel an. Ich streckte ihr nur die Zunge raus und Hayley fuhr vor Rose' Haus. Rose stand schon wartend da und als sie uns bemerkte, schaute sie grinsend von ihrem Handy auf und riss die Tür auf, als wir mit dem Auto vor ihr standen. „Hey Leute!“, begrüßte sie uns fröhlich und bekam von uns allen nur ein Murren oder genervtes „Hey“.
„Leute, macht doch mal vernümpftige Musik an. Bei dem Schrott kann man ja nicht mal normale Gedanken fassen.“, kommentierte Rose plötzlich und ich streckte triumphierend meinen Kopf zwischen die beiden Vordersitze und grinste Hayley und Hope an. Hayley ignorierte mich nur und Hope drückte mich an meiner Stirn wieder nach hinten, dann fummelte sie wieder am Radio rum. „Aber Rose?“, wand ich mich an sie. Fragend schaute sie mich an.
„Ich glaube du kannst selbst bei guter Musik keinen normalen Gedanken fassen.“ Ich grinste, sie tat es mir gleich. „Wo du recht hast, hast du recht.“, lachte sie und ich stimmte ein. Wir kannten Rose zwar erst seit gestern Nachmittag, aber diese kurze Zeit hatte vollkommen gereicht, um sagen zu können, dass Rose nicht normal war. Aber nicht im negativen, sondern im positiven Sinn. Aber wer war schon normal von uns? Rose hatte sich heute in der Schule, als wir in der Pause an der Schlange in der Cafeteria standen, einfach auf den Boden gesetzt, weil sie nicht mehr stehen wollte. Die komischen Blicke, die ihr zugeworfen wurden, als sie weiter gekrabbelt war, hatten sie auch nicht im Geringsten gestört. Ja, sie war weiter gekrabbelt. Wieso sollte sie auch aufstehen? Sitzen war doch viel bequemer und für ein paar Zentimeter aufzustehen, lohnt sich ja eh nicht.

„Starbucks!“, schrie ich und zeigte nach vorne, wo das riesige grüne Zeichen mit der Meerjungfrau über dem Eingang des Cafés hing. „Wir können gucken.“, erwiderte Hayley und schleppte sich mit ihren ganzen Tüten ab. „Ja, ich wollte euch nicht nur zeigen, dass da Starbucks ist. Das heißt natürlich wir gehen da auch hin. „Aber wir waren heute schon bei Starbucks!“, protestierte Hope, nur Rose klatschte freudig in die Hände. „Dann kann ich mir ja auch gleich noch einen Frappucino kaufen!“ „Seht ihr, Rose weiß wenigstens was gut ist.“, meinte ich zu Hope und Hayley und deute kurz auf Rose. Mit genervten Blicken schauten mich die beiden an. Eigentlich waren wir gerade wieder auf dem Weg zu Hayleys Auto und auf dem Weg nach Hause, aber Hayley hatte selbst Schuld, wenn sie uns an einem Starbucks vorbei führte.
„Ich geh nur zu Starbucks, wenn wir danach noch zu Mcces gehen!“, meinte Hayley und Hope stimmte ihr zu. Der riesige McDonalds war nur zwei Geschäfte weiter, also stimmte ich zu und auch Rose war damit einverstanden. Nachdem Rose und ich uns also unseren zweiten Frappucino heute gekauft hatten, watschelten wir, an unseren Getränken schlürfend, Hayley und Hope hinterher, die geradewegs auf den McDonalds zu steuerten. Dass sie Hunger hatten nach dem Tag konnte ich nur zu gut verstehen. Schließlich waren wir schon seit Stunden unterwegs und liefen von einem Laden in den anderen. Zwischendurch hatten wir zwar eine Pause bei Starbucks gemacht, aber unsere Füße schmerzten trotzdem.
„Habt ihr vielleicht ein bisschen Kleingeld?“, wurden wir kurz vor der Tür zum McDonalds aufgehalten und ich verschluckte mich fast, als ich sah, wer uns da nach Kleingeld gefragt hatte. Der Obdachlose von der Polizeiwache! Er wird mich umbringen, war das Einzige was mir durch den Kopf schoss, worauf ich kurz danach den Kopf schüttelte. Was dachte ich da? Er würde mich eh nicht wieder erkennen.
„Klar, aber willst du nicht mitkommen?“, fragte Hope ihn und ich riss meine Augen auf. Wollte sie wirklich mit ihm jetzt bei Mcces was essen? „Hope, du kannst doch nicht-“, wollte ich ihr es ausreden, doch sie stoppte mich mit einer Handbewegung und meinte dann nur: „Und ob ich das kann.“ Der Obdachlose nahm die Einladung natürlich an - hätte ich an seiner Stelle auch - und ein paar Minuten später, saßen wir zu fünft an einem Tisch und unterhielten uns mit einem Obdachlosen. Hope und ihre soziale Ader.
Während Hope und Rose sich angeregt mit dem Typen unterhielten, versuchte ich ihn nicht anzugucken, damit er mich nicht erkannte, weil ich mir sicher war, dass er mich umbringen oder mir andere schlimme Sachen antun würde. Die Blicke, die er mir in dieser Nacht zugeworfen hatte, sagten doch alles.
„… und an dem Abend hab ich auch eure Freundin gesehen. Mit dem Lockenkopf, auf der Wache, wie sie Mau-Mau gespielt haben.“, hörte ich den Kerl sagen und schaute erschrocken auf. „Ja, das bist doch du oder?“, fragte er nach und ich nickte zögernd. „Das ist ja cool. Dann kennt ihr euch?“, fragte Hope ihn freudig und schob sich eine Pommes in den Mund. „Naja, was heißt kennen. Sie und der Lockenkopf haben mich vom Schlafen abgehalten.“, erzählte er und ich konnte schwören, wieder diesen Todesblick in seinen Augen gesehen zu haben. Rose, Hope und auch Hayley unterhielten sich weiter mit dem Obdachlosen, von dem sich herraustellte, dass er eigentlich ganz nett war. Als wir uns allerdings draußen von ihm verabschiedeten, war ich doch schon froh, als wir endlich zu Hayleys Auto gingen. Ein wenig unnormal war die Situation nämlich schon, dass man mit einem Obdachlosen bei McDonalds saß und mit ihm aß. Auf jeden Fall kam es nicht alle Tage vor. Aber wenn man Hope dabei hatte, dann passierte sowas halt.
Auf der Rückfahrt durfte ich endlich wieder vorne sitzen und als ich endlich gute Musik eingestellt hatte, winkelte ich meine Beine an und stieß mich mit meinen Füßen am Armaturenbrett ab. Hayley warf mir einen kritischen Blick zu und meinte, ich solle die Füße ja runter nehmen, wenn wir an irgendwelchen Polizisten vorbei fahren würden, worauf ich nur erwiderte, dass es viel wahrscheinlicher wäre, dass wir wegen ihrem Fahrstil angehalten werden würden.

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