Chapter 6

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Müde öffnete ich meine Augen, schloss sie jedoch sofort wieder, als mich die viel zu hellen Sonnenstrahlen blendeten, die durch Hayles Fenster fielen. Nach ein paar Sekunden öffnete ich meine Augen wieder blinzelnd und schaute mich im Raum um, als ich mich an die Sonne gewöhnt hatte. Hayley lag nicht mehr in ihrem Bett, stattdessen lag da jetzt ihr dicker Kater und schnarchte vor sich hin.
Als ich oben an der Treppe stand, hörte ich schon die wachen Stimmen von Hayley und Liam aus der Küche, die sich prächtig zu unterhalten schienen. Grinsend ging ich die Stufen runter und tapste dann in die Küche, wo die beiden an dem Tisch saßen und auch Niall sich gerade ein Brötchen in den Mund schob. „Man, siehst du scheiße aus.“ Hayley boxte ihrem Bruder in die Seite, der kurz hustete, weil er sich an seinem Brötchen verschluckt hatte. „Ich hoffe du verreckst dran.“, wünschte ich Niall einen guten Morgen und gab Liam noch einen Kuss auf die Wange, ehe ich mich neben ihn setzte.
„Und gut geschlafen?“, fragte Liam mich munter, ich nickte nur, auch wenn es nicht wirklich stimmte. „Wie spät ist es?“, fragte ich und nahm mir ein Brötchen. „Kurz nach zehn.“, beantwortete Hayley mir meine Frage grinsend. Wieso war sie schon wach und wieso zum Teufel, war ICH schon wach? „Niall hat uns von der Sache mit dir und Harry und der Polizei erzählt.“, grinste Hayley mich breit an. „Ja und?“ „Wolltest du Harry wirklich mit einer Pfanne schlagen?“ „Nein! Naja… vielleicht. Aber nur, wenn er mich noch mehr provoziert hätte.“ Hayley und Liam grinsten und selbst bei Niall konnte ich wahrnehmen, wie  seine Mundwinkel leicht nach oben zuckten. Wenn auch kaum merkbar. „Du warst gestern aber ganz schön dicht, was?“, grinste ich zu Hayley rüber, die verschämt lächelte und leicht ihren Blick von Liam abwendete. Liam grinste nur und Niall hing an seinem Handy, während er ein weiteres Brötchen verdrückte.

„Soll ich dich gleich mitnehmen?“, fragte Liam mich, als wir gerade zu dritt den Tisch abdeckten, Niall war nach dem Frühstück sofort wieder nach oben verschwunden.
Ich nickte Liam nur dankend zu, stellte noch die letzte Tasse in die Spülmaschine und ging dann ebenfalls nach oben, um mich umzuziehen. Schnell schnappte ich mir meine Jogginghose, die ich gestern eingepackt hatte, und verschwand mit ihr und einem frischen Top in Hayleys Bad, um mich ein wenig frisch zu machen und mich umzuziehen. Als ich fertig war, packte ich meine Sachen zusammen und lief dann wieder nach unten, wo Liam schon mit seinen Autoschlüsseln in der Hand stand und wartete. Hayley stand neben ihm und band ihre erdbeerblonden Haare gerade zu einem Zopf zusammen. „Fertig?“, fragte Liam lächelnd und spielte mit den Schlüsseln in seiner Hand. Ich nickte nur, umarmte Hayley zum Abschied, was Liam danach auch tat und dann saßen Liam und ich auch schon in seinem Auto.
Während ich die Radiosender durch ging, regte sich Liam darüber auf, dass er sich keine Wechselsachen mitgenommen hatte. Seinen Worten nach, sah er aus wie der letzte Penner, doch das fand ich überhaupt nicht. Wie musste ich denn dann neben ihm aussehen? In gammeliger Jogginghose, Top und einem schnell gebundenen Dutt auf dem Kopf, der aussah wie ein Vogelnest.
„Hör auf dich zu beschweren und bieg die nächste Straße ab.“, meinte ich und war jetzt dabei Liams CD’s zu durchsuchen. „Wieso? Das ist die falsche Richtung, das ist dir klar oder?“, fragte er skeptisch, doch ich erwiderte nur kalt: „Mach einfach“, und er tat es. „Und die nächste wieder rechts.“, führte ich ihn weiter, als wir an einer Ampel standen. „Wo willst du hin? Wir fahren total den Umweg. Wir beide wohnen in der entgegen gesetzten Richtung.“, erwähnte Liam, was ich natürlich wusste. „Fahr einfach.“, gab ich wieder von mir, er schüttelte den Kopf, aber ließ sich dann ohne weitere Widerrede von mir den Weg sagen. Schlussendlich hielten wir auf dem Parkplatz von einem Supermarkt und Liam schaute mich skeptisch an. „Was machen wir hier?“ „Wir“, fing ich an und öffnete die Autotür, „gehen jetzt einkaufen. Ich weiß genau, dass Zuhause nichts mehr ist und ich bezweifle stark, dass Louis einkaufen war oder noch gehen wird.“ Dann stieg ich aus und schlug die Tür zu, einen kurzen Moment später folgte Liam mir in den Laden. Wir schnappten uns einen Einkaufswagen, in den ich mich hineinsetzte und Liam mich durch den Laden schieben durfte.
„Was braucht ihr denn alles?“, fragte er und blieb kurz stehen. „Ehm… Alles?“ Ich hörte Liam kichern und sofort musste ich mitgrinsen. Langsam schob er mich in die Brotabteilung, wo ich zwei Packungen Weißbrot und eine Packung Graubrot einpackte. Das einzige Brot was Louis aß, war Weißbrot, genauso wie mein Vater, ich und meine Mutter aßen eher Graubrot oder Brötchen, von denen wir gleich auch noch welche einpackten. Als der Wagen, dann später leicht gefüllt war, sodass ich mich nicht mehr von Liam schieben lassen konnte, lief ich schlapp neben ihm her und tat alles Mögliche in den Wagen. Als wir durch die Süßwarenabteilung gingen, packte ich eine Sache nach der anderen ein, die Liam nach und nach wieder wegpackte. „Was soll das?“, fragte ich mit hochgezogener Augenbraue und stemmte mir die Arme in die Hüfte, als er jetzt schon zum dritten Mal meine mit Schokolade umzogenen Erdnüsse wieder weg tat. „Du packst viel zu viel ein. Dir sollte man das Einkaufen nicht überlassen. Du packst mehr von dem Zeug ein, was du nicht brauchst, als von dem, was nötig ist.“, meinte Liam mir erzählen zu müssen, doch ich packte während seinem Gerede wieder die Erdnüsse in den Wagen. „Diese Erdnüsse SIND nötig für mich, Liam.“ Nachdrücklich schaute ich ihn an und er seufzte genervt. „Na schön.“, murmelte er und schob den Wagen zur Kasse, ich folgte ihm zufrieden.

„Und du bist dir sicher, du willst nicht zweimal laufen? Du lässt noch was fallen.“, hörte ich Liam warnend hinter mir, doch ich schüttelte nur den Kopf, so gut es ging, mit zwei Tüten auf dem Arm. „Okay, und ich soll dir auch sicher nicht helfen?“, fragte er nun zum vierten Mal, doch ich schüttelte wieder nur den Kopf, drehte mich zu ihm um, wobei ich leicht ins Wanken geriet und rief ihm über die Tüten zu: „Fahr jetzt. Wir sehen uns morgen in der Schule! Und danke, Schnucki!“ Er winkte mir noch mit einem unsicheren Lächeln im Gesicht zu, bevor er in sein Auto stieg und davon fuhr. Ich drehte mich wieder um, bedacht darauf mein Gleichgewicht zu halten und ja nichts fallen zu lassen und ging dann zur Haustür. Ich trat dreimal gegen die Tür und versuchte vergebens mit meinem Ellenbogen gegen die Klingel zu kommen. Aber mit meiner Tasche auf der Schulter, den zwei Tüten auf dem Arm und dabei nichts fallen lassen zu wollen, war das echt nicht einfach. Also trat ich nochmal gegen die Tür und kurz darauf riss sie Louis auch schon auf. Er sah noch ziemlich verschlafen aus, er war anscheinend noch nicht lange wach. Müde rieb er sich durch die Augen und stolperte leicht zur Seite, als ich mich an ihm vorbei drängelte.
„Wo warst du?“, fragte er, während ich mühsam versuchte die Tüten auf den Küchentisch zu stellen und dabei ja nichts auszuschütten. Louis kam mir gerade noch so zur Hilfe und hielt die eine Tüte auf, bevor sie fiel. „Oh, Weißbrot!“, quakte er freudig und packte gleich zwei Scheiben in den Toaster. Damit hatte er sich seine Frage wahrscheinlich schon selbst beantwortet.
„Haben Mum und Dad sich schon gemeldet?“, fragte ich und setzte mich auf einen Stuhl. Louis nickte müde und erzählte gähnend, so dass ich ihn nur schwer verstand: „Sie haben eben gerade angerufen. Sie kommen schon heute Abend wieder, weil Dad morgen doch nicht mehr frei kriegt.“ „Das heißt, du musst heute noch die Bäder putzen.“, erinnerte ich ihn und seine Müdigkeit von eben verflog von einer Sekunde auf die andere.
„Was? Ich dachte das machst du!“
„Nein! Wir haben uns doch darauf geeinigt, du machst die Bäder und ich mach die Küche und das Wohnzimmer!“, erinnerte ich ihn und fing an, ein bisschen von den Einkäufen aufzuräumen.  Ich hörte Louis hinter mir genervt aufstöhnen und sah, als ich mich umdrehte, wie er sich verzweifelt durch die Haare fuhr. „Erin, bitteeee…“, bettelte er, doch ich schüttelte stur den Kopf und drückte Louis seine Pepsi in die Hand. „Wir haben es so abgemacht und so bleibt es. Ich lass mich nicht wieder umstimmen! Durch nichts!“, stellte ich klar und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Aber ich-“
„Nein!“
„Ich muss aber-“
„Nein Louis! Kein aber! Dieses Mal bleibt es dabei! Du bist schlimmer als jedes kleines Kind!“, tadelnd hielt ich ihm meinen Zeigefinger vors Gesicht und musste mir ein Lachen verkneifen, so doof wie Louis mich anschaute. „Ich bin aber noch verabredet!“, erwiderte er und schob meinen Finger weg. „Mit wem? Mit den Idioten? Dann ist es mir egal!“, entgegnete ich trotzig und wütend. „Nein! Mit einem Mädchen. Heute Nachmittag, bei Starbucks.“, erklärte er. Kurz blickte ich zur Uhr, um mich zu versichern, dass es noch nicht annähernd Nachmittag war, bevor ich mich wieder Louis widmete. „Dann hast du ja noch genug Zeit um die Bäder zu putzen, Boobear.“ Ich schnappte mir meine Tasche und wollte gerade aus der Tür gehen, als Louis sich mir in den Weg stellte und mich nicht durchließ.
„Ich kauf dir Nagellack!“, versuchte er mich zu bestechen. „Ähhh… nein!“ Genervt schob ich Louis zur Seite und wollte die Treppe hoch gehen, als er sich wieder vor mich stellte.
„Ich mach einen Monat deine Hausaufgaben!“
„Nein!“ „Ich bezahl dich?“
„Louis nein!“
„Erin, komm schon! Du liebst mich doch?“
„Nur weil es meine Pflicht ist, als deine kleine Schwester!“, zickte ich und drängelte mich unter Louis’ Arm durch, den er an der Wand abgestützt hatte, damit ich nicht durchkam. „Gut, dann muss ich Mum und Dad wohl von der Sache mit der Polizei erzählen!“, rief er mir hinter her, als ich schon oben an der Treppe angekommen war. Langsam drehte ich mich um. „Woher weißt du das?“, fragte ich und funkelte Louis sauer an. „Harry. Er hat mir eine SMS geschrieben, in der alles drin stand.“, erzählte er und ein siegessicheres Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. „Dieser Penner! Trotzdem, das wagst du nicht!“ Meine Lippen zogen sich zu einer dünnen Linie und langsam kam Louis die Treppe hoch und auf mich zu. „Doch. Du hast die Wahl.“, grinste er fies, als er vor mir stand und manchmal fragte ich mich, ob Louis mich überhaupt liebte. Ich schnaufte kurz und nickte dann. „Ja? Tust du’s?“, fragte er freudig und schüttelte mich leicht an den Schultern. „Ja! Ich hab ja keine Wahl!“, erwiderte ich sauer und bekam einen Augenblick später eine fette Umarmung von einem viel zu fröhlichen Louis. „Danke Pups, du bist die Beste!“, quakte er in mein Ohr und verschwand dann in sein Zimmer. „Hör auf mich Pups zu nennen!“, schrie ich ihm hinter her, worauf nur ein fröhliches „Nö-hö!“, aus Louis Zimmer kam. Genervt knallte ich meine Tür zu und ließ mich auf mein Bett fallen.
Jedes Mal das Gleiche. Immer wieder schaffte es Louis, mich irgendwie dazu zu bringen, seine Aufgaben übernehmen zu müssen oder sie von selbst zu übernehmen. Entweder mit irgendwelchen Angeboten, wie supertollen teurem Nagellack, wo ich echt nicht nein sagen konnte oder mit so einer fiesem Methode wie jetzt, die er jedoch nur selten anwendete. Aber wenn Mum und Dad von gestern Nacht erfahren würden, würde ich bis zu meinem Lebensende Hausarrest bekommen. Wahrscheinlich würde ich nie wieder ein Stückchen Schokolade oder ein Gummibärchen zu Gesicht bekommen und das Risiko ging ich nicht ein. Da putze ich lieber noch die Bäder mit. Auch wenn ich keinen Spaß daran hatte. Besser als lebenslanger Hausarrest und nie wieder Süßigkeiten.

Something StupidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt