Part 40 ~ Attacke

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„Bleib bei mir", flüsterte ich. Irgendwo schnarchte jemand, eine tiefere Stimme stimmte mit ein, und ich fragte mich, ob Newt und ich als einzige wach waren. Ich hörte die Griewer näher kommen und versuchte, mich nicht vor Angst zu übergeben.

„Klar doch", grinste Newt. Eigentlich war es dunkel im Raum, doch trotzdem konnte ich sein Lächeln hören, so deutlich, als könnte ich es tatsächlich sehen, oder anfassen. Ich lächelte vage in seine Richtung und legte mich wieder auf den Rücken. Die Decke schien mir entgegenzukommen und ich wurde wieder einmal daran erinnert, dass ich Platzangst hatte. Seufzend drehte ich mich auf die Seite.

„Ich will heute nicht sterben. Nicht heute Nacht. Wir sind doch so dicht dran", murmelte ich. Mir war es egal, ob jemand außer Newt zuhörte. Die Worte waren nur für ihn bestimmt, und jedem, der mich morgen früh darauf ansprechen würde, dass ich Angst vorm Sterben hätte, würde ich ins Gesicht spucken. Ich redete mit Newt. An ihn wollte ich meine letzten Worte richten, falls das heute die Letzten waren. Untermalt von der nervenzerreibenden, metallischen Melodie der nahenden Griewer, die einen von uns mitnehmen und sonst wo hin schleppen würden. Wo auch immer sie uns hinbrachten, bis zum Morgengrauen wäre man mit Sicherheit tot.

„Solange ich es nicht verhindern kann wirst du heute nicht sterben", antwortete Newt in die Dunkelheit hinein und beim Klang seiner Stimme schmolz ich dahin. Es war so viel leichter, das alles zu überstehen, wenn man nicht allein war. Es war so befreiend, zu wissen, dass es da andere gab, die für einen gerade standen und noch in der aussichtslosesten Situation versuchten, einem zu helfen. Ich angelte im Dunkeln nach Newts Hand und drückte sie ganz fest. Er drückte zurück.

Und dann ging die Hölle los. Wir hörten Holz brechen, metallisches Surren, das sich um uns herum in der Luft zu befinden schien, Klappern von Metall an Metall und das Stöhnen der Monster, die sich anscheinend über uns auf das Dach hievten. Ich fragte mich, ob es stabil genug war, um ihnen standzuhalten. Wahrscheinlich war es zu schwach. Wir alle waren zu schwach, das wusste ich, aber wieder überkam mich ein überwältigendes Gefühl der Zusammengehörigkeit. Hier waren wir, mittlerweile alle wach und bei vollem Bewusstsein, und warteten auf das, was da kommen mochte, dicht zusammengedrängt an der Wand, und laute Atemgeräusche übertönten den Krach, der da draußen unser Leben bedrohte. Sie waren ganz nah, das konnte ich jetzt hören. Wohin sie sich auch wandten, sie schienen alles in einem Umkreis von mehreren Metern zu zerstören. Man hörte weiterhin berstendes Holz, splitterndes Glas, umgeworfene Teile unseres improvisierten Mobiliars. Es tat mir fast ein wenig leid, dass so viele Stunden Arbeit einfach dahingeworfen wurden, doch letztendlich hatte ich nicht genug Willenskraft, um über etwas anderes, als mein Leben und dessen Gefährdung nachzudenken. Ich könnte verdammt noch mal sterben. Vorsichtig schob ich mich halb hinter Minho und biss mir vor lauter schlechten Gewissen auf die Lippe. Er war mein Freund. Und ich hatte es nicht zu entscheiden, wer von uns lebte und wer starb. Das lag ganz allein in den Händen dieser unsichtbaren Macht da oben im Himmel – und in diesem Fall in denen der Griewer. Die übrigens schon so nah gekommen waren, dass ich nicht einmal meinen eigenen Atem mehr hörte. Verdammt. Scheiße. Oder, wie Newt zu sagen pflegte: Klonk. Er nannte das die Lichtersprache. Und warum auch immer ich jetzt darüber nachdachte, es war in der Lage, meinen Herzschlag für einige Sekunden zu beruhigen. Trotzdem wummerte es in meiner Brust, eins, zwei, drei Mal in der Sekunde. Ich holte tief Luft und quetschte meinen Körper an die Wand, Newts Hand eisern mit meiner eigenen umklammert. Ich würde nicht loslassen, niemals.

Zerberstendes Holz.

Unmenschliches Gekreische.

Angsterfüllte Schreie.

Und das alles in Sekunden. Es ging so schnell. Geistesgegenwärtig hatte irgendjemand irgendein Licht angezündet, das er von sonst wo hergezaubert hatte, und eröffnete uns den Blick auf ein Wesen, das so abscheulich war, dass es mich sicherlich noch jahrelang in meinen Alpträumen verfolgen würde. Und es kam auf uns zu. Ich schluckte und stimmte endlich in das kollektive Geschrei mit ein. Instinktiv fasste ich Newts Hand fester – und stutzte.

„Newt!", brüllte ich, und wenn mich irgendwer in dem ganzen lauten Tumult überhaupt hätte hören können, hätte er mich garantiert für eine bei lebendigem Leib verbrennende Geisteskranke gehalten. Aber ich war nicht geisteskrank. Ich war einfach nur schrecklich besorgt. Es war eine andere Art von Besorgnis, als die, die ich bisher kennengelernt hatte. Da war diese leise Sorge gewesen, dass Newt vielleicht doch nicht der richtige war, wenn er mir doch so schlimme Dinge angetan hatte, wie er sagte. Und da war die Angst, die immer in einem kleinen Teil meines Herzens saß, die Angst, dass zwei meiner besten Freunde, Thomas und Minho, abends womöglich nicht aus dem Labyrinth zurückkehren würden. Aber keine dieser Ängste konnte es auch nur ansatzweise mit der alles verschlingenden Panik aufnehmen, die in meinem Herzen hämmerte und meinen Kopf fast zum Bersten brachte. Ich schrie mir die Seele aus dem Leib, suchte mit den Augen jeden Winkel des leicht erhellten Raumes ab, bis ich ihn endlich fand – in den Fängen eines sehr wütend aussehenden Griewers. Ich wischte mir grob die lästigen Tränen aus dem Gesicht, die mir die Sicht versperrten. Das Weinen konnte ich mir für später aufheben, wenn es nicht klappte mit dem Newt retten. Jetzt wurde gefälligst gekämpft. Mit einem wütenden Schrei warf ich mich auf Newts zappelnden Körper, der zwischen zwei Spikes eines Griewers eingeklemmt war. Fast verdutzt wandte das Monster seinen massiven Kopf und ich verpasste ihm einen Schlag, dann versuchte ich, die Spikes auseinander zu biegen. Newt hörte auf zu strampeln und half mir beim Ziehen, während ich Minho aus dem Augenwinkel dabei beobachtete, wie er mit etwas ominösen auf den Griewerkopf einstach.

„Noch einmal ziehen, Newt!", brüllte ich und mit vereinten Kräften schafften wir es irgendwie, ihn auf den Boden zu bekommen. Hustend richtete Newt sich auf und wir fielen einander in die Arme. Er hatte so recht mit dem, was er heute gesagt hatte. Wie war das noch gewesen? Na und, hatte er gesagt. Solange meine Sonne scheint, ist es mir egal, was mit ihrer großen Schwester da oben im Himmel passiert. Genauso sah ich es plötzlich auch. Nur hatte ich dafür eine Nahtoderfahrung gebraucht, oder besser: ich hatte es erst begriffen, als Newt in Lebensgefahr schwebte. Solange er okay war, konnte die Welt untergehen. Mir sollte es egal sein.

Und so saß ich in Newts Armen auf dem Boden und ließ den Tränen der Erleichterung freien Lauf und bekam nicht mit, was um mich herum geschah. Ich sah nicht, dass der Griewer Alby packte und sich mit ihm nach draußen bewegte und ich hörte Enja nicht, die Thomas hinterherbrüllte, er solle stehenbleiben, als er den Griewern in die Hölle folgte.


Yeah. Thomas der Held, B*tches :D Und ab jetzt wisst ihr ja alle, wie es weitergeht, oder? Ich freue mich auf die letzten paar Kapitel mit euch und vermisse euch jetzt schon, irgendwie. Wisst ihr, irgendwie ist es vielleicht gut, dass ich nicht mehr so viele Leser habe, die auch kommentieren und voten und so was. Je weniger man hat, desto mehr freut man sich über das, was man bekommt, oder?
Empfehlen möchte ich an dieser Stelle das Lied End Of Our Days von Archive und eine Fanfiction, die ich schon vor Monaten mal versprochen habe, zu empfehlen. Vergesslich wie ich bin habe ich es natürlich vergessen. Also, in der FF, die by the way den Titel If I could change myself - Julien Bam trägt, geht es um Julien Bam und... äh ja. Ich hab sie selbst nicht gelesen, weil ich Julien Bam nicht kenne (und wehe irgendwer beschwert sich hier dadrüber), aber ich weiß, dass die Autorin ein ganz, ganz nette ist, nämlich @LoneGirl1. Sie liest dieses Buch, seit ich es schreibe und ist eine der nicht-so-vielen, die mich auch noch immer nicht aufgegeben hat. Danke dafür!
  

Newt: Way Home Where stories live. Discover now