Part 19 ~ Unruhestifter

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Für ally2907 / Anne / Jana / MazeRunnerGang!!!

Alby pov

In den letzten zwei Stunden hatte ich zwei Dinge herausgefunden: erstens, dass es dunkel geworden war. Zweitens, dass ich ein Angsthase war. Ich hatte einen Griewer noch nie aus der Nähe gesehen, doch das war kein Grund. Mein Grund war, dass ich keinen Grund hatte. Nur Angst. Als ich die seltsamen Geräusche hörte, war ich gleich in Richtung Wald gerannt, ich hatte gedacht, dass die Anderen auch kommen und sich retten würden. Dann fiel mir ein, dass Newt Hayleys Geschichte noch gar nicht kannte und ich wurde unruhig. Wo steckten die Idioten bloß? Aus dem Tor bewegte sich mit erschreckender Geschwindigkeit ein Gebilde aus grünem Körper und metallenen Beinen. Ein Griewer. "Hayley!", rief ich leise. Großer Fehler. Der Griewer schien ein erschreckend gutes Gehör zu haben, denn plötzlich war sein gruseliger Kopf auf mich gerichtet. Ich hatte noch nie einen Griewer gesehen und vielleicht hatte ich Hayley auch gar nicht richtig geglaubt was ihre nächtlichen Abenteuer betraf. Jetzt glaubte ich ihr. Und kam mir wie ein Versager vor, als sich eine kleine Gestalt durch das hohe Gras auf das Monster zubewegte. Ich hielt den Atem an und kletterte auf meinem Baum noch ein Stück höher. Von hier oben sah Hayley furchtbar klein aus, der Griewer viel zu groß. Ich blieb stumm und starrte auf die Szene da unten. Hayley warf Messer auf den Griewer, eins nach dem anderen und jedes Mal wenn sie getroffen hatte, rannte sie ein Stück weiter weg von mir, in die Richtung, in der ich den Acker bearbeitet hatte, gestern noch. Gestern schien Wochen her zu sein. Inzwischen war Newt zu uns gestoßen, der größte Depp dieser Welt und er entwickelte sich zu einem immer größeren Unruhestifter. Es musste an ihm liegen. Als ich hierher gekommen war, war nichts passiert, mehrere Wochen nicht, einen ganzen Monat lang nicht. Und jetzt auf einmal. Es musste an Newt liegen.
Unter meinen Füßen knackte es gefährlich. Ich hatte einen Zweig durchgetreten, so ein Mist. Ich schnappte nach Luft, als ich plötzlich mit einem Arm an dem Ast da oben hing. Ich schaute nach unten. Nur zwei Meter, mehr nicht. Trotzdem, je weiter unten ich war, desto näher war ich dem Griewer. Eine kleine Stimme in meinem Innern sagte mir, dass sogar die kleine Hayley sich diesen Viechern stellte, aber ich brachte sie schnell zum Schweigen. Ich sprang, nur um sofort wieder auf einen anderen, höheren Baum zu klettern. Ach du... war das da unten, nur zwei oder drei Meter von dem Griewer entfernt wirklich der Unruhestifter Newt? Er half Hayley und ich war hier. Ich war in Sicherheit. Die beiden würden das schon machen. Auch ohne mich.
Es kostete mich allen Mut, auch nur hinzusehen, eine ganze Zeit später. Hayley trug zwei Eimer mit einer Flüssigkeit darin, die nur Wasser sein konnte und löschte ein brennendes Gebilde. Es war der Griewer, tot, oder zumindest in Flammen aufgegangen. Nur ein kleines Stück entfernt lag der Unruhestifter auf dem Boden, zusammengekrümmt, war er verletzt? Ich blieb sitzen auf meinem Baum, nur irgendwann hielt ich es nicht mehr aus. Ich kletterte hinunter und rannte auf den toten Griewer zu. Wir sollten ihn wieder zurück hinter die Mauern bringen, morgen, wenn die Tore sich wieder öffneten.

Hayley pov 

"Wach auf, du Idiot!", sagte ich verzweifelt, während ich versuchte, Newt in Richtung der zerstörten Hütte zu ziehen. Ich wusste, dass von den zusammengenagelten Holzbrettern nichts mehr übrig war, trotzdem - diese Stelle vermittelte mir ein Gefühl der Geborgenheit. Scheiße, Newt war echt schwer und es kostete mich meine ganze noch verbliebene Kraft, um ihn auch nur ein paar Meter weit von seinem Unfallort fortzuziehen. Erschöpft ließ ich mich neben ihm ins Gras fallen und schlug sachte auf seine Wangen. Ich sollte nicht zu brutal sein, er hatte gerade genug Gewalt erlebt. Manchmal konnte ich mich einfach nicht richtig beherrschen und ich schämte mich dafür. "Newt!", flüsterte ich und strich ihm seine schweißnassen  Haare aus der Stirn. Ich hätte es niemals zugegeben, aber ich mochte ihn, fast so wie man vielleicht einen Bruder mochte, viel lieber als Alby. "Du musst aufwachen, Newt!" Vorsichtig tastete ich ihn ab. Ich hatte kein Blut gesehen und richtig verletzt sah er auch nicht aus, nur erschöpft, total ausgelaugt. Als ich hinter mir einen Schatten entdeckte, zuckte ich zusammen, zückte schnell ein Messer und wollte es gerade werfen, als ich den Schatten als Alby erkannte. Erleichtert atmete ich auf und fasste ihn gleich am Handgelenk. "Du musst mir mal ganz schnell helfen, Alby. Es geht um Newt. Er ist verletzt..."
"Das kleine Arschloch?", unterbrach mich Alby. "Konnte er nicht besser auf sich selbst aufpassen?" Ich starrte ihn kurz an, dann sprang ich auf und drehte seinen Arm auf den Rücken. "Sag das nie wieder!", brüllte ich ihn an. Ich war entsetzt, mehr noch, schockiert. "Er hat sich wenigstens verteidigt, er hätte mir das Leben retten können, wenn ich nicht auf mich selber hätte aufpassen können! Du dämlicher Depp hast dich ja nur die ganze Zeit versteckt! Hat es dich überhaupt interessiert, was uns beiden passiert? Du blöder Idiot hättest uns da liegen lassen wenn der Griewer uns getötet hätte, du kümmerst dich immer nur um dich selbst, du... du Egoist!" 
Ich hatte keine Ahnung, was das Wort Egoist bedeutete, aber in diesem Zusammenhang hörte es sich gut an. Nachdem ich alles rausgelassen hatte, drehte ich mich wieder zu Newt um. Er war blasser geworden und sah so krank aus, das es mir irgendwie das Herz zerriss. So was kannte ich gar nicht von mir. Ich kannte meinen Trieb zum Überleben, ich wollte leben, die anderen waren mir egal. Zumindest war das mit Alby so gewesen. Vielleicht hatte ich schon immer gewusst, dass er tief in seinem Herzen ein Arsch war, ein gewissenloser Idiot noch dazu. Manchmal, wenn ich darüber nachdachte, was hinter den Mauern steckte, von den Griewern mal abgesehen, dann hatte ich mir ausgemalt, andere Mädchen zu treffen. Alby und Newt waren Jungs, beide im Prinzip gleich, und doch so verschieden... ob Alby eine Ausnahme der Regel war oder Newt? Ich wollte, dass alle Jungs so waren wie Newt. Andererseits wäre er dann nichts Besonderes mehr...
"Nur zu deiner Information: dein besonderer Junge wacht gerade auf", meinte Alby hinter mir bissig. Erschrocken sah ich ihn an. Hatte ich meine Gedanken laut ausgesprochen? Nein, ausgeschlossen, ganz ausgeschlossen. Seit wann konnte Alby Gedanken lesen? Ich schob den Gedanken beiseite und wandte mich wieder Newt zu. Tatsächlich, er hatte die Augen geöffnet, sein Gesicht war schmerzverzerrt. "Newt!", sagte ich und kniete mich neben ihm hin. Ohne zu wissen, was ich tat, nahm ich seine Hand und drückte sie. "Alles wird gut", flüsterte ich in sein Ohr. "Wo tut es weh?" Newt schnitt eine Grimasse. "Da!", schnaufte er. Ich verdrehte die Augen. Ah, da war sie noch, die sarkastische Hayley, der nur sie selbst wirklich wichtig war. "Wo?", wiederholte ich. Doch er war schon wieder nicht ansprechbar. Als hätte er mich gar nicht gehört, fragte er etwas, was mich überraschte. "Wie hast du das überlebt? Jede Nacht..."
Ich musste lächeln. Süß von ihm, dass er sich gerade jetzt Gedanken über meine Sicherheit machte. "Die Bäume. Ich bin einfach da rauf und hab geguckt, dass sie mich nicht entdecken." Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, dann verschwand es so plötzlich wie es gekommen war und wich einer Maske des Schmerzes.
"Wo?" Ich brüllte schon fast, aber das war mir egal. Wen sollte das schon stören? Die Griewer sicher nicht. Jetzt richtete Newt sich auf und ich sah, dass ihm schon der kalte Schweiß ausgebrochen war. Unter Aufgebot aller seiner Kräfte wuchtete er sich hoch, bis er halbwegs saß, die Finger in der Erde vergraben. Eine von ihnen löste er aus dem Gras und bewegte sie auf seine Linke zu. Als hätte er in heiße Kohlen gefasst, zuckte er zurück. Seine Pupillen weiteten sich und plötzlich sank er wieder zurück ins Gras. Was war das denn? "Alles gut bei dir?", fragte ich ihn.
"Guck lieber was da ist. An seiner Seite", riet mir Alby. Ich warf ihm einen vernichtenden Blick zu, nahm dann aber Newts Hemd hoch. Darunter war nichts, rein gar nichts. "Licht", forderte ich Alby auf und vergaß für einen Moment sogar, dass ich wütend auf ihn war. Ich war nur noch konzentriert. Konnte es sein, dass Newt unter Phantomschmerzen litt? Denn verletzt war er nicht. Oder? Alby reichte mir eine Laterne und ich schnaubte. "Haben die nichts Besseres zu tun als uns Laternen zu geben? Ich glaube es gibt so was wie Taschenlampen. Oder Strahler, wenigstens das!"
Alby zuckte nur die Achseln und hielt dein Lichtkegel der Kerze über den Bauch des Frischlings. Da war nichts. Oder, doch, irgendetwas ganz kleines... "Eine Einstichstelle", murmelte ich und fasste mir unwillkürlich an die Wade. Hier hatte mich ganz am Anfang mal ein Griewer erwischt und es hatte höllisch wehgetan. Von den langen Kratzer war immer noch ein winzig kleines, schwarzes Loch zu sehen. Ich krempelte meine Hose hoch und legte mein Bein neben Newts Körper. "Ich hab auch so eine!", rief ich. "Sie kommen von diesem Teil, dass die Griewer unten an sich..." Ich unterbrach mich, da ich wusste, dass Newt mich nicht hören konnte und es Alby sowieso nicht interessierte. "Es geht wieder vorbei", flüsterte ich trotzdem in sein Ohr. "Es geht wieder vorbei, Newt. Das war bei mir auch so." Ich löste mich von seinem Anblick und stand auf.
"Wir müssen die Hütte wieder aufbauen, Alby", sagte ich mit fester Stimme; mein Befehlston war wieder da. "Aber in der Nähe vom Wald. Manche von uns haben ja schon herausgefunden, wie gut man sich da verstecken kann."
Mit diesen Worten drehte ich mich um und rannte in die Richtung, in der ich Holz aufgestapelt hatte, letzte Woche, als alles so friedlich gewesen war, wir brauchten jetzt ein Feuer. Ich hörte Albys schwere Schritte hinter mir, drehte mich aber nicht um. Ich wollte nicht mit ihm reden. Eigentlich wollte ich mit niemandem reden und was ich zu Newt gesagt hatte war mir peinlich. Wenn ich immer nur wirres Zeugs redete, konnte ich es halt einfach nicht. Nachher würde ich noch irgendwas nettes sagen. "Du weißt, dass es alles ruhig war, als ich gekommen bin, oder Hayley?", rief Alby. Ich hielt mir die Ohren zu und lief schneller, dabei war ich eigentlich müde. Gegen Griewer zu kämpfen war nicht ohne und obwohl ich mich immer auf den Bäumen versteckt hatte, hatte ich das schon zu oft, wenn auch unfreiwillig, ausprobiert. Jetzt wollte ich einfach nur schlafen. Wie gut dass mein Bett nun der reinste Schrott war.
"Es könnte an ihm liegen, das weißt du!"
"Weiß ich!", rief ich über meine Schulter und versuchte, ihn zu ignorieren. So gut das eben ging wenn der größter Idiot dieser Welt neben dir hergeht und versucht, dich gegen den ersten zu bringen, dem du in deinem Leben vertraust. Und nicht aufhört.
"Wenn die Griewer aggressiv werden, wenn Newt da ist, dann sollten wir ihn vielleicht nicht bei uns leben lassen."
"Dann müsstest du mich als erstes aus diesem Saftladen rausschmeißen", hielt ich dagegen.
"Du warst als Erstes da", argumentierte er.
"Das ist kein Argument", konterte ich. Alby seufzte und ich grinste zufrieden. Ich bückte mich und hob trockenes Holz vom Boden auf. Es hatte noch nicht geregnet seit ich hier war, kein einziges mal. Ein Wunder, dass das Gras so grün und hoch war. Alby setzte sich auf den Boden neben mich und sah mir aufmerksam zu. Es wäre irgendwie hilfreicher gewesen, wenn er mir geholfen hätte. "Du weißt, dass ich Recht habe", meinte er nur.
"Ja, klar", erwiderte ich sarkastisch. "Du hast ja immer Recht. Hm, ja, total. Weißt du was, Alby?" Ich drückte ihm die Holzscheite in die Arme. "Geh doch schon mal ein Feuer anzünden für den Frischling. Bin gespannt, ob er auch gleich brennt wenn ich wiederkomme."
Das war riskant, denn die Möglichkeit, dass er es wirklich tat, bestand. Aber, nein, das würde doch niemand tun. Nicht einmal Alby wenn er wütend war.
Es dauerte nicht lang bis ich in der Ferne ein kleinen Lichtfleck entdeckte, der sich langsam vergrößerte. Dann stand Alby plötzlich neben mir. "Scheiße, Alby, was soll das?", fuhr ich ihn an, obwohl ich mich überhaupt nicht erschreckt hatte. Der nickte nur und sah dabei furchtbar zufrieden aus. "Der Frischling. Er ist total neben sich", sagte er. "Total verrückt. Er wollte mit einer Waffe auf mich los und ich konnte mich gerade noch hierher..."
Ich musterte Alby. Wie jemand aussah, der log, wusste ich nicht. Ich wusste nur, wie jemand aussah, der furchtbar erschrocken war. So jemand würde nicht lächeln, niemals, auch nicht darüber, dass er der Gefahr entkommen war. "Was ist wirklich passiert, Alby?", fragte ich misstrauisch.

Tja, das war's dann schon wieder! Ich hoffe euch hat es gefallen auch wenn ich heute gar nichts aus Newts Sicht geschrieben habe, aber, ganz ehrlich - wie? Er war immerhin bewusstlos! Ich habe mir angewöhnt, immer eine Lied- oder Buchempfehlung zu geben. Heute empfehle ich euch eine Schriftstellerin. Ihr Account heißt NewtmasOSangster und ihre Story handelt von (wie könnte es auch anders sein?) Newt. Zumindest glaube ich das, denn ich habe gerade heute erst angefangen, sie zu lesen. Die Geschichte ist auf Englisch geschrieben, aber wenn euch die Sprache gefällt lohnt es sich auf jeden Fall, mal reinzuschauen!
Alles Liebe, DarcyNarcy. 



Newt: Way Home Where stories live. Discover now