Kapitel 14

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14'

„Hast du eigentlich Französisch oder Spanisch?"

„Nein, um Himmels Willen. Ich habe Spanisch, ich meine was will ich denn mit Französisch?", ist seine Antwort. Gähnend fährt er sich mit der Hand durch die Haare, obwohl sie sowieso schon perfekt davor saßen. Habe ich das gerade wirklich gedacht? Irina...

„Wie wäre es mit die Sprache sprechen, vielleicht?", schlage ich vor.

Jonas zuckt nur mit den Schultern. Diesmal entsteht eine absolut peinliche Stille. Mein Gehirn bereitet sich bereits auf weitere Worte vor, als mir Alice zuvorkommt.

„Hat Mason eigentlich noch Französisch?"

Dabei zwinkert sie mir frech zu. Was zur Hölle?!

„Nee, ich glaube der hat zwei Naturwissenschaften gewählt."

Das geht natürlich auch.

„Achso, okay.", gebe ich schwach von mir. Gerade am Ende meines Satzes gongt es zur ersten Stunde. Ich werfe mir meinen Rucksack über die Schulter.

„In der wievielten Stunde schreibt ihr?", erkundigt sich unser neuer Freund.

„Erste.", murmelt Alice die wieder in ihre spannende Lektüre sieht. Er sieht sie abwertend an.

„Sag mal kann es sein, dass du zu faul warst zu lernen?", möchte er nun wissen.

Sie lächelt ihn plötzlich strahlend an, was mich erst einmal dazu bringt, zu blinzeln. Dieses Mädchen hat wirklich ernsthafte Probleme. In der einen Minute lernt sie noch konzentriert und ist eher genervt und plötzlich guter Laune in der nächsten Sekunde. Solche Stimmungsschwankungen sind nicht mehr normal. Auf die Pubertät kann man das auf gar keinen Fall mehr schieben. Sie ist genau das Gegenteil von mir. Verrückt, naiv, naja nicht zu naiv, offen und ruiniert gerne meine Frisur, wenn sie aufgeregt ist, denn dann schnappt sie sich eine meiner Haarsträhnen, beliebt ist die Linke und schüttelt sie quasi. Das ist ihre Methode ihre Nervosität auszudrücken und meine, das von mir lang ersuchte Volumen in die Haare zu bekommen. Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb ich sie so mag.

„Kann sein." gähnt nun auch sie, als sie sich reckt und streckt.

„Ich glaube wir sollten gehen, bis bald Jonas!", rufe ich ihm zu, einige Sekunden später, nachdem ich mir den Arm meiner besten Freundin geschnappt hatte und sie nun Richtung Zimmer schob. Manchmal kann ich ein wenig grob sein. Das ist aber nicht so schlimm, oder? Ich hoffe nicht.

Wir schaffen es gerade noch rechtzeitig, denn nur wenige Sekunden nach uns erreicht auch die von mir über alles geliebte Mrs Moloney den Raum.

„Ladies, nächstes Mal kommen Sie bitte ein wenig früher zur Prüfung, haben wir uns verstanden?", meckert sie mit einem müden Lächeln.

„Sicher. Entschuldigung.", antwortet Alice respektvoll.

„Na los, setzten Sie sich schon hin.", scheucht sie uns zu unseren Plätzen.

Nachdem wir diese so elegant wie es nur irische Mädchen können eingenommen haben, läuft sie schon zur ersten Reihe und beginnt die leeren Blätter auszuteilen. Ein paar bleichen, teilweise auch grünlichen Gesichtern nach zu urteilen ist es schon von Vorteil, dass ich gelernt habe. Das werden wir in ein paar Wochen sehen. Jemand pickst mich mithilfe eines Stifts seitlich in den Bauch. Wegen meiner dummen Kitzelbarkeit springe ich erschrocken auf. Rechts von mir höre ich ein schadenfrohes Kichern. Mhm, wer mag das wohl sein?...

„Cheval ist Pferd und Cheveu sind die Haare, oder?", kommt eine banale Frage von ihr im Flüsterton.

„Ja und sejour heißt Aufenthalt.", ist meine Antwort. Sie nickt vorsichtig und sieht mich erwartungsvoll an. Ich habe keine Ahnung was sie von mir möchte und hebe erstaunt eine Augenbraue. Sie seufzt ein kleines bisschen zu laut und lenkt die Aufmerksamkeit unserer wunderbaren Lehrerin auf sich, die sie mit einem „Psst!" ermahnt.

Honest HumansWhere stories live. Discover now