Kapitel 30

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30

Aufgeregt läuft Narie zu Blight. Sie war eben auf dem Markt einkaufen und hatte ihm etwas mitgebracht, denn er will heute ein Picknick mit Johanna machen. Morgen würden die beiden dann für ein paar Tage verreisen. Johanna hatte eingesehen, dass sie ohne Blight nicht kann. Sie tritt kurz gegen seine Tür, denn sie selber hat die Hände voll, sodass sie seine Tür nicht alleine öffnen kann wie sie es sonst immer macht. Einen kurzen Augenblick später kommt Blight aus seinem Wohnzimmer und öffnet die Tür. Verwundert stellt er fest, dass es Narie ist, doch als er sieht, dass sie alle Hände voll zu tun hat versteht er, wieso sie geklopft hat. Schnell nimmt er ihr seine Tür ab.
»Dankeschön, wie viel bekommst du von mir?«, fragt er und greift nach dem Geld, welches auf seiner Kommode liegt. Narie schüttelt den Kopf.
»Lass stecken, ich hoffe ihr habt Spaß.«, Narie grinst Blight an und auch er muss grinsen.
»Danke. Dir nachher auch viel Spaß.«, entgegnet Blight und geht schnell einen Schritt nach innen.
»Ich muss dann auch schnell den Picknickkorb packen.«, meint er dann und Narie versteht.
»Ich muss auch weiter, also bis dann. Und viel Spaß auf eurer Reise.«, ruft Narie noch, dann schließt Blight die Tür. Sie geht die wenigen Stufen zu ihrem eigenen Haus hoch und stellt die Einkaufstüten in ihre Küche. Dann weckt sie ihre Eltern.
»Mum, Dad! Aufstehen, ihr müsst zur Arbeit.«, ruft Narie in den Raum, als sie diesen betritt. Murrend öffnen ihre Eltern die Augen. Die beiden sind Ärzte, das heißt sie werden heute wahrscheinlich den ganzen Tag arbeiten, bis spät abends. Doch das soll Narie nicht stören, schließlich ist sie es gewöhnt. Stumm geht sie in die Küche und deckt den Küchentisch mit allem was sie finden kann. Sie stellt vier Tassen bereit und setzt schon einmal Wasser für den Tee auf. Auf den Tisch stellt sie eine Schüssel mit Zuckerwürfeln, dann deckt sie den Rest. Die Brötchen legt sie in einen Brotkorb welchen sie ebenso auf den Tisch stellt.
»Mum, Dad? Ich bin in einer halben Stunde spätestens wieder da! Kann einer von euch den Tee kochen?«, ruft sie dann und geht schon auf den Flur.
»Ja, bis dann.«, ertönt die Stimme ihres Vaters dann und zufrieden geht Narie aus der Tür. Draußen richtet sie Finnicks Jacke ein wenig grade und setzt sich die Kapuze auf den Kopf, denn die Sonne knallt ganz schön auf ihre dunklen Haare. Dann steckt sie die Hände in die Hosentaschen und läuft los. Bis zum Bahnhof wird sie zu Fuß wahrscheinlich nur wenige Minuten brauchen, wenn sie langsam geht sollte sie innerhalb von 10 Minuten ankommen. Narie blickt auf ihre Armbanduhr. Sie hat noch zwölf Minuten bis der Zug im Bahnhof einläuft, also lässt sie sich Zeit und geht langsam. Unterwegs wird sie von ein paar Siegern gegrüßt, doch niemand hält sich lange mit ihr auf. Hin und wieder sieht sie ein paar Schulkinder, welche sie fröhlich grüßen. Doch Narie läuft weiter bis zum Bahnhof. Sie hat keine Zeit sich mit den Kindern großartig zu unterhalten, außerdem müssen die Kinder zur Schule, Narie will es nicht verantworten müssen, wenn die Kinder zu spät kommen.
»Narie!«, ertönt plötzlich ein lauter Ruf. Sie zuckt fast unmerklich zusammen, dreht sich aber dann zu der Stimme um. Sie muss schmunzeln, als sie sieht, dass Rosie, eine kleine Grundschülerin, mit zwei kleinen Zöpfen, auf sie zugerannt kommt. Rosie ist so ziemlich die Einzige, bei der Narie nicht einfach so weitergehen kann, denn sie hat Rosie schon etliche Male davor gerettet von den Jungs aus ihrer Schule beklaut zu werden.
»Hey Rosie.«, Narie beugt sich hinunter und umarmt Rosie. Diese erwidert die Umarmung fröhlich.
»Wie geht es dir?«, will Rosie sofort fröhlich wissen. Narie beginnt zu lächeln.
»Mir geht es gut, und dir?«, fragt Narie auf Höflichkeit, auch wenn sie eigentlich weiter zum Bahnhof muss, es ist schließlich schon zwanzig vor acht, in fünf Minuten kommt der Zug an.
»Mir geht es auch gut.«, antwortet Rosie.
»Das ist schön, musst du nicht zur Schule?«, Narie sieht lächelnd zu Rosie herunter.
»Ich habe noch ganz viel Zeit. Wo willst du hin?«, neugierig sieht Rosie zu Narie.
»Ich muss zum Bahnhof, ich hole jemanden ab.«, entgegnet Narie nur und geht einen Schritt weiter.
»Kann ich mitkommen?«, Rosies Augen leuchten, als sie diese Frage stellt. Einen Moment lang überlegt Narie. Der Zug kommt in fünf Minuten, dann ist es viertel vor acht. Es reicht, wenn Rosie um fünf vor acht in der Schule ist und vom Bahnhof geht man gerade Mal drei oder vier Minuten.
»Na gut, ich bringe dich danach aber noch zur Schule, damit die Jungs dich nicht wieder blöd anmachen, in Ordnung?«, Narie sieht fragend zu Rosie, welche sofort Feuer und Flamme ist. Sie liebt es, wenn sie von Narie zur Schule gebracht wird, weil dann alle Angst vor ihr haben, die Rosie normalerweise fertig machen.
»Na dann los.«, murmelt Narie und Rosie greift schnell nach ihrer Hand. Zusammen gehen die beiden Mädchen los.
»Wen holen wir ab, Narie?«, fragt Rosie nach wenigen Augenblicken neugierig. Narie muss lachen. Ja, genau so kennt sie Rosie.
»Du kennst ihn.«, meint Narie nur und sieht zufrieden, wie Rosie eine beleidigte Schnute zieht. Narie findet es viel lustiger, wenn Rosie nicht weiß wen sie abholen, denn sie weiß, dass Rosie den Jungen sehr gerne mag, schließlich hatte sie vor Narie schon von ihm geschwärmt.
»Du bist gemein.«, murmelt Rosie gespielt beleidigt, woraufhin Narie laut lachen muss.
»Aber sicher doch, Rosie.«, bringt sie unter Lachen hervor.
»Lass dich lieber überraschen.«, fügt sie dann noch hinzu. Mit Rosie an der Hand braucht Narie trotzdem weniger als fünf Minuten bis zum Bahnhof und so stehen Narie und Rosie vor dem Gleis, noch bevor der Zug ankommt. Rosie wird mit jeder Sekunde aufgeregter, denn sie will unbedingt wissen, von wem Narie Besuch bekommt. Sie findet, dass Naries Freunde immer so cool sind wie Narie selber, sie macht gerne etwas mit der Siegerin. Dann endlich kann sie den Zug hören und kurz darauf sieht sie ihn in der Ferne.
»Narie, der Zug kommt!«, aufgeregt hüpft sie herum und zeigt auf den Zug. Wieder beginnt Narie zu lachen.
»Beruhig dich!«, leicht drückt Narie Rosies Hand und schmunzelt. Rosie stellt sich schnell ganz ruhig neben Narie. Dann bleibt der Zug stehen. Quälend langsam öffnen sich die Türen und als Rosie sieht wer aus dem Zug steigt erstarrt sie. Narie lässt ihre Hand los und rennt auf den Neuankömmling zu.
»Finnick!«, ruft sie laut und springt förmlich in seine Arme. Schnell hält er Narie fest, während sie ihre Beine um seine Hüfte schlingt und ihn umarmt.
»Ich bin so froh dich zu sehen!«, meint er und erwidert die Umarmung.
»Ich bin so froh, dass du hier bist.«, gibt Narie daraufhin nur zurück und löst sich vorsichtig von ihm. Dann fällt Finnicks Blick auf Rosie. Er geht mit einem unglaublichen Lächeln auf sie zu. Vor ihr geht er in die Hocke, damit beide auf einer Augenhöhe sind.
»Hey, Kleine. Ich bin Finnick, und du?«, er lächelt sie sanft an und streckt ihr die Hand hin.
»Ich weiß. Ich bin Rosie.«, das kleine Mädchen legt ihre Hand in Finnicks und schüttelt sie. Ihre Augen strahlen.
»Freut mich dich kennen zu lernen, Rosie.«, fügt er dann noch mit einem Lächeln hinzu, bei dem wahrscheinlich sämtliche Mädchen schwach werden.
»Bringt ihr mich noch zur Schule?«, fragt sie dann und sieht fragend zu beiden. Finnick sieht fragend zu Narie, diese wiederum nickt, schließlich hatte sie es Rosie vorhin versprochen. Daraufhin nickt auch Finnick.
»Natürlich.«, meint er und nimmt die Hand, die sie ihm hinhält. Narie muss grinsen. Rosie streckt ihre Hand aus und Narie nimmt diese. Nun läuft Rosie mit zwei Siegern an der Hand durch die Gegend.
»Du hast mir nie erzählt, dass du mit Finnick Odair befreundet bist!«, gespielt beleidigt sieht Rosie zu Narie, woraufhin diese entschuldigend grinst.
»Ich konnte ja nicht ahnen, dass du ihn so toll findest.«, meint Narie trocken und Rosie schnappt empört nach Luft.
»Ich hab dir das doch erzählt. Außerdem steht jedes Mädchen aus meiner Klasse auf ihn.«, jetzt muss Finnick grinsen. Narie beginnt zu lachen.
»Rosie du bist sechs!«, lacht sie.
»Finnick ist 23.«, fügt sie dann noch hinzu, falls sie den Seitenhieb nicht verstanden haben sollte.
»Das ist doch egal. Ich finds cool, dass meine beste Freundin mit Finnick Odair befreundet ist.«, meint Rosie dann völlig ernst. Überrascht sieht Finnick zu Narie, welche wiederum mindestens genau so überrascht zu Rosie sieht. Sie weiß, dass Rosie sich schwer damit tut Freunde zu finden, aber noch nie hat Rosie sie als ihre beste Freundin bezeichnet.
»Kannst du mal sehen.«, meint Finnick nur, welcher bemerkt hat dass Narie nicht weiß was sie sagen soll. Dankend sieht Narie zu ihm.
»Da vorne sind wieder die Jungs.«, Rosie sieht zu Narie, welche die Jungs auch gerade entdeckt hat. Irritiert sieht Finnick die beiden Mädchen an.
»Diese Jungs sind nicht besonders nett zu ihr.«, erklärt Narie ihm.
»Die wollen mich immer beklauen, aber wenn Narie dabei ist, dann trauen die sich das nicht.«, nun sieht Rosie auch hoch zu Finnick. Dieser lächelt. Ja, das kann er sich gut vorstellen. Er würde sich auch nicht trauen jemanden von Naries Freunden anzugreifen, wenn sie dabei ist.
»Na dann stell dir mal vor was die erst machen, wenn ich auch noch bei dir bin.«, sanft sieht Finnick zu ihr.
»Au ja, denen zeigen wirs.«, ruft Rosie erfreut aus und grinst stumm vor sich hin. Der Druck um Finnicks Hand verstärkt sich.
Narie, Rosie und Finnick spüren, dass sie so ziemlich jeder anguckt. Finnick und Narie sind das gewohnt, doch Rosie nicht, denn sie beginnt zu grinsen, so als würde sie sich freuen. Vereinzelt kann man hören, dass sich die Kinder wundern, was Rosie mit Narie und Finnick zu tun hat, andere wiederum fragen sich was Finnick hier bei Narie in Distrikt 7 macht. Die beiden Sieger begleiten Rosie noch bis zum Eingang des Schulgebäudes.
»Wir sehen uns bestimmt noch Mal, Rosie.«, Finnick lehnt sich zum Abschied zu Rosie und drückt ihr einen Kuss auf die Wange woraufhin diese leicht rot wird.
»Hoffentlich.«, meint sie dann noch. Narie umarmt Rose zum Abschied kurz.
»Bis dann, Rosie.«, murmelt sie.
»Bis dann, Narie.«, gibt diese genau so fröhlich zurück und läuft dann mit federnden, fast schon hüpfenden Schritten ins Schulgebäude. Narie erstarrt. Jade hatte die gleiche, federnde Gangart. Finnick, welcher Rosie ebenso hinterhergesehen hatte sieht das Problem und legt Narie eine Hand zwischen die Schulterblätter.
»Na los, gehen wir. Ich bin gespannt darauf deine Eltern kennen zu lernen.«, murmelt Finnick und schiebt Narie sanft vorwärts, damit sie sich bewegt. Narie erwacht aus ihrer Starre.
»Wollte Annie nicht auch kommen?«, fragt sie Finnick auf dem Nachhauseweg.
»Ja, aber sie kümmert sich um Mags.«, antwortet Finnick ihr nur. Narie weiß wer Mags ist. Mags ist sowas wie Finnick und Annies Oma und sie war gleichzeitig die Mentorin der beiden in deren Hungerspielen.
»Oh, schade.«, murmelt Narie und ehe sich die beiden versehen stehen sie vor Naries Haus.
»So, da wären wir.«, meint Narie und öffnet für Finnick die Tür.

Fighter || Hunger GamesWhere stories live. Discover now