Kapitel 8

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Am nächsten Morgen wachte Narie in den Armen von Blight auf, genau so, wie beide gestern eingeschlafen waren. Sie hatte ausgiebig gefrühstückt, denn wer weiß, wann sie wieder etwas zu essen bekommt.
Nun steht sie in der Glasröhre und wartet darauf, dass sie in die Arena hochgefahren wird. Sie hatte sich heute Morgen Tränenreich von Blight verabschiedet, hatte ihm für alles gedankt, was er je für sie oder ihre Familie getan hatte und ihn noch einmal an sein versprechen erinnert. Von Johanna war der Abschied nicht ganz so schwer, genau so wie von Lorena. Selbst Finnick kam kurz vorbei um ihr viel Glück zu wünschen und Narie war sich sicher, dass sie nun einen Freund mehr hatte und dass er keinen Spaß gemacht hatte, am Abend der Interviews.
Mit einem leisen Zischen setzt sich die Glasröhre in Bewegung. Die Sonne blendet Narie, einen Moment lang sieht sie nichts, dann werden die Farben klar und Narie erkennt einen Wald, der sich zu allen Seiten erstreckt. Genau vor ihr, in der Mitte eines Kreises aus Tributen steht das silberne Füllhorn. Dort gibt es so ziemlich alles, was man für das Überleben gebrauchen könnte. Waffen, Rucksäcke mit Gegenständen. Je näher man an das Füllhorn geht, desto wertvoller werden die Sachen. 60 Sekunden lang müssen die Tribute auf den Metallscheiben stehen bleiben, sonst reißen Landminen einem die Beine ab. Narie sieht sich aufmerksam um. Sie kann einen Bogen mit einem Dutzend Pfeile in der Mitte stehen sehen. Ihr ist klar, dass sie sich den holen wird. Sie hatte Glimmer sprinten sehen und festgestellt, dass sie selber schneller ist. Direkt in ihrem Blickfeld liegt ein Rucksack mit einer Plane und wahrscheinlich vielen weiteren nützlichen Dingen. 30 Sekunden hat sie noch. Narie sucht nach Jade, kann sie acht Plattformen weiter stehen sehen. Neben Narie stehen Clove und Fuchsgesicht. Rue kann sie nicht entdecken. Aufmerksam sieht sie auf den Countdown. So wie alle anderen Tribute macht sie sich startbereit. Sie schärft sich noch einmal ein sich nicht ablenken zu lassen und guckt auf die Uhr.

Der Gong ertönt. Sofort rennt Narie los und nimmt im Laufen den Rucksack hoch um ihn aufzusetzen. Sie sprintet genau auf ihren Bogen zu und erreicht ihn schnell genug um ihn nicht Glimmer zu überlassen. Schnell sieht sie sich um, sucht nach einem möglichen Weg um weg von den Tributen zu kommen. Im Hintergrund hört sie die Schreie der gefallenen Tribute, sie hört wie Schwerter auf Knochen treffen und diese sauber durchtrennen oder in Fleisch der Tribute einschneiden. Narie sprintet los, nur darauf bedacht raus aus diesem Gemetzel zu kommen. In der Ferne kann sie Jade sehen. Diese wird gerade von einem Jungen mit einer Axt bedroht. Ohne zu überlegen zieht Narie einen Pfeil aus dem Köcher und schießt. Der Junge ist sofort tot, Jade steht auf und rennt weiter. Wieso geht sie denn immer weiter in die Nähe des Füllhorns?, fragt sich Narie und ist einen Moment lang abgelenkt. Der Junge aus Distrikt 9 kommt mit einer Axt auf sie zu, stößt Narie auf den Boden und hebt die Axt bedrohlich an. Narie kommt nicht an die Pfeile auf ihrem Rücken um sich zu wehren. Doch bevor sie etwas machen kann gleitet der Junge neben ihr zu Boden. In seinem Rücken steckt ein Speer und ein paar Meter weiter kann Narie auch den Werfer der tödlichen Waffe sehen. Marvel hat ein paar Speere in der Hand und hatte sich zusätzlich noch Messer und Schwerter gesichert und sieht direkt zu ihr. Narie steht auf, darauf bedacht schnell weg zu kommen, denn sie ist wahrscheinlich das nächste Ziel, doch der tödliche Speer bleibt aus. Sie kann Jade von weitem entdecken und läuft in ihre Richtung. Aus dem Rücken einer Toten zieht sie im Laufen ein Messer, welches wahrscheinlich einmal Clove gehörte. Beim Umdrehen kann sie erkennen wie der Junge aus Distrikt 1 sie ansieht, fast als würde er sie suchen und wissen wollen in welche Richtung sie läuft. Aber möchte er das nicht auch? Die Karrieros sind immer froh darüber zu wissen wo Tribute mit hohen Bewertungen sind.
Jade läuft an Naries Seite und hatte es doch tatsächlich geschafft sich eine Waffe zu besorgen. In ihrer Hand hält sie ein kurzes silbernes Schwert.
»Bist du verletzt?«, fragt Jade während sie rennen. Erst jetzt bemerkt Narie das Blut, dass auf ihrem Körper verteilt ist.
»Nein. Der Junge aus 1 hat einen Jungen getötet, der mich angegriffen hat. Es ist sein Blut. Ich glaube der Junge war aus deinem Distrikt.«, meint Narie nur.
»Danke für eben.«, meint Jade noch und versucht zu verbergen, dass sie es ziemlich traurig macht, dass er tot ist, schließlich war er ihr bester Freund.
»Kein Problem.«, entgegnet Narie, doch ihr wird bewusst, was sie gerade getan hat. Sie hatte einen Menschen getötet. Er wäre früher oder später wahrscheinlich trotzdem gestorben, aber sie hatte ihn getötet.
Die Beiden laufen lange und ohne eine Pause zu machen. Nach mehreren Stunden halten sie an um den Inhalt von Naries Rucksack unter die Lupe zu nehmen. Narie setzt den schwarzen Rucksack ab und öffnet den Reißverschluss. Zum Vorschein kommen Draht, ein Seil, eine Plastikplane und eine große Wasserflasche.
»Ich habe unterwegs einen See gesehen, gehen wir die Flasche auffüllen.«, meint Jade und Narie packt ihre Sachen wieder zusammen.

Fighter || Hunger GamesWhere stories live. Discover now