Was für ein Arsch 39

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Denise Sicht

Der Abend mit Robin war einfach super. So viel hatte ich schon sehr lange nicht mehr gelacht und irgendwie wurde er mir immer sympathischer. Er hatte sich natürlich sehr verändert was seine Ansichten und das alles betraf, aber so hatte ich mich schließlich ja auch verändert. Vorbildlich brachte er mich wieder nach Hause und lehnte es ab noch zu mir hoch zu kommen. Was ich natürlich bedauerte, aber nicht mehr so schlimm wie an dem Abend als ich ihn nach Hause gefahren hatte. Vielleicht musste dieser Vorlauf auch einfach sein bevor es mehr werden konnte. Die Frage war nur, was sollte mehr werden? Kerstin und Laura hatten schon Recht wenn sie behaupteten ich hätte keine Ahnung von Beziehungen, weil ich mich auf keinen so lange einließ als das es in so etwas überhaupt enden konnte. Ich fand mich auch einfach zu jung um mich fest zu binden. Am Schluss wurde man so oder so nur enttäuscht und lag dann tagelang mit Liebeskummer auf dem Bett, heulte sich die Augen aus oder saß auf dem Sofa und stopfte sich voll mit ungesunden Dingen die kein Mensch brauchte. Ich hatte das schon alles hinter mir und schwor mir, das würde mir nie mehr wieder passieren. Meine Kilos in jungen Jahren hatte ich nicht weil ich schwere Knochen hatte, sondern weil sich erst meine Eltern scheiden ließen und ich damit nicht klar kam, dann weil die Jungs die ich haben wollte mich nicht haben wollten weil ich ihnen zu dick war. Die Jungs die mich haben wollten, trotz der Pickel durch übermäßigen Schokoladengenuss und dem Hüftgold was nicht einmal mein regelmäßiges Fußballtraining und spielen angreifen konnten, die wollte ich nicht. Aber Robin fand ich damals schon toll, wenn auch weniger ernsthaft als einen Michael oder einen Christian. Nun schien sich da aber etwas zu entwickeln und ich hatte überhaupt keine Ahnung was. Als die Kilos verschwanden und die Haut reiner wurde, sah ich die Jungs mit anderen Augen und wollte keinen dieser oberflächlichen Affen behalten. Dafür machte ich mir einen Spaß daraus, so viele wie möglich um den Finger zu wickeln und sie dann fallen zu lassen. Ja, ich benahm mich wie eine Schlampe aber in meinen Augen hatten die Typen es auch nicht besser verdient, nur eben bei Robin ... ja bei Robin schien es anders zu sein. Ich packte meine Handtasche auf den Esstisch, streifte meine Schuhe ab, warf den Schlüssel neben die Tasche und ging auf den Balkon raus. Ich wollte noch eine rauchen, den Abend ausklingen lassen bevor ich mich Bett fertig machte. Meine Flasche Rotwein stand immer noch verkorkt da mit einem letzten Rest. Ich zog den Korken und setzte die Flasche direkt an meinen Mund an. Kühl rann der Saft meine Kehle runter, da die Nachtluft schon sehr frisch war in der, der Wein die ganze Zeit stand. Zufrieden mit dem Date und mit mir lehnte ich mich zurück und wollte gerade meine Augen schließen als mein Blick auf mein Handy fiel. Ich hatte es hier auf dem Tisch liegen lassen und musste feststellen das ich es die ganze Zeit über nicht eine Minute lang vermisst hatte. Ob ich Robin noch eine Nachricht schreiben sollte? Nur nochmal so ein kurzer, kleiner und knapper Dank! Es fing gerade an mein Lieblings Lied zu spielen was ich für WhatsApp eingestellt hatte und mit dem Gedanken an Robin entsperrte ich schnell. Es war aber Carsten und nicht das erste mal. Ich sah oben links im Bildschirm das Zeichen für Entgangene Anrufe und den kleinen Briefumschlag für SMS. Bevor ich mich dem Chat zuwandte, zog ich die Menüleiste runter, rief erst die Anrufe auf. 20-mal Carstens Nummer. Mir wurde ganz flau im Magen, was sich verstärkte als ich unter SMS sah, das nur Carsten mir geschrieben hatte. Da seine letzte Nachricht über WhatsApp kam machte ich schlussendlich auch das auf um mit einem dicken Kloß im Hals zu lesen. Sein letzter Satz beruhigte mich schlagartig.

„Wenn du die Schlampe siehst, sag ihr dass ich sie suche!"

Die Schlampe war also verschwunden. „Laura was hast du gemacht?" flüsterte ich leise vor mich hin und scrollte die ganzen Nachrichten hoch um von Anfang an zu lesen. Ich brauchte locker 5 Minuten um diese Wut Rede zu lesen und mein Hals wurde immer dicker. Diesem Mann war wirklich nicht mehr zu helfen und es juckte mir in den Fingern ihm die passende Antwort zu schreiben, entschloss mich aber dann doch es auf die persönliche Art zu machen und rief ihn an.

„Ja?"

Eine freundliche, helle und zuckersüße Begrüßung drang in mein Ohr und war viel zu weiblich für Carsten. Da ich von einer Schwester nichts wusste, konnte es nur eins bedeuten und dies machte mich direkt erneut sauer.

„Ich würde gerne Carsten sprechen"

„Der ist mal eben für Königstiger"

Sie kicherte wie ein Schulmädchen und war sicher auch nicht viel älter.

„Dann warte ich eben und ..."

Ein lautes Brüllen ging durch die Leitung und das Mäuschen wurde von Carsten ordentlich zusammen gestaucht. „Spinnst du? Was suchst du an meinem Handy du blöde Kuh, geh und hol mir noch ein Bier". Dann sprach er mit mir.

„Wer ist da?"

„Denise, du hast versucht mich zu erreichen. Ich stör dich aber was?"

„Nur wenn du mir nicht sagen kannst wo Laura ist"

„Das kann ich dir auch wirklich nicht sagen, weil ich es nicht weiß. Denke und hoffe aber das sie verdammt weit weg ist von dir du Arsch!"

Ich wartete nicht darauf dass noch irgendwas von ihm kam, sondern legte einfach direkt auf um Lauras Nummer zu wählen. Da ging keiner dran und bei der Person, bei der ich sie vermutete auch nicht. Ich war mir sehr sicher dass sie bei Marco war und trank beruhigt den letzten Schluck aus der Flasche. Wenn sie bei ihm war, dann konnte es ihr nur gut gehen und es war gut das Carsten dies wohl nicht auch vermutete. Bevor ich mich aber endgültig hinlegte zum Schlafen, schrieb ich noch einen Gute-Nacht-Gruß an Robin.

Und wenn es Liebe wird?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt